Hades

Licht strömte aus dem stehenden Auto heraus, hinaus auf den staubigen Platz und über die Köpfe hinweg, die sich in der Menge bewegten. Mein Strahlen gewann an Kraft, ließ das Feuer am Himmel aufleuchten und verwandelte es in ein milchiges Weiß. Die ganze Zeit über hörte ich Jakes Stimme. «Was tust du da? Hör sofort auf damit! Ich verbiete es dir!» Er klang nicht wirklich wütend, eher panisch. Dann verebbte das Licht langsam und erlosch schließlich ganz, bis stattdessen nur noch ein einzelner weißer Schmetterling übrig war. Er schwebte in der Luft, direkt über der Menge, ein kleines Symbol der Hoffnung im Meer der Verzweiflung. Alle Blicke gingen nach oben, teils verwundert, teils entsetzt, und manche versuchten, ihn zu fangen. Jake stand da wie erstarrt. Weil er offensichtlich vorübergehend handlungsunfähig war, übernahm Asia die Initiative.
    «Tötet das Tier», befahl sie. «Und seht zu, dass sie hier verschwindet.»

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    21
    Opa Luzi
    Als wir wieder im Hotel Ambrosia waren, versammelten sich Jakes Dämonen zu einer Krisensitzung. Obwohl er sie dazu in den Konferenzsaal bat, verharrten sie in der Lobby und palaverten so laut wie Kinder auf dem Schulhof. Ich wurde weitestgehend ignoriert, hörte aber immer wieder meinen Namen in Zusammenhängen wie Totales Desaster und Wir sind erledigt. Der Disput schwoll immer weiter an, bis Jake mich schließlich am Ellenbogen packte und zu Hanna schob, die sich nervös die Hände rieb.
    «Bring Beth nach oben», befahl Jake und trieb mich in ihre Arme. «Bleibt nicht stehen und sprecht mit niemandem.»
    «Ich wollte keinen Ärger machen», stotterte ich. Das Wort «Entschuldigung» kam mir nicht über die Lippen, ich bereute nichts. Allerdings hatte ich nicht einen solchen Tumult erwartet. «Es ist einfach so passiert.»
    Jake ignorierte mich. «Hanna, sofort!», brüllte er.
    «Warum macht ihr denn so eine große Sache daraus?», fragte ich und wehrte Hannas Versuche ab, mich wegzuzerren. «Was ist denn bloß los?»
    Jake senkte die Stimme und starrte mich mit glimmendem Blick an. «Die Dinge entwickeln sich nicht gut. Ich versuche, deine Haut zu retten, und meine Chancen sind wesentlich besser, wenn du verschwindest.»
    Ich sah mich um und bemerkte, dass die kohlrabenschwarzen Augen der Dämonen mordlustig glitzerten. Sie betrachteten mich nicht länger amüsiert oder neugierig, sondern vielmehr, als könnten sie es nicht erwarten, mich Glied für Glied zu zerstückeln. Jake wandte sich wieder meinen Richtern zu. Wie respekteinflößend er wirkte in seinem schwarzen Frack und mit dem wallenden Haar, das ihm auf die Schulter fiel. An seiner aggressiven Haltung konnte ich erkennen, dass er für einen Kampf gewappnet war.
    «Kommen Sie, Miss!», sagte Hanna nervös. Dieses Mal diskutierte ich nicht, sondern hastete mit ihr davon. Die Gesprächsfetzen des Streits schallten uns bis in den Aufzug nach.
    «Das ist eine Katastrophe!», rief jemand. «Du hättest sie nie in den Dritten Zirkel bringen dürfen!»
    «Sie ist jung», hörte ich Jakes verteidigende Worte. Ich verspürte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn die Suppe alleine auslöffeln ließ. Es war allein meine Schuld, dass sich seine eigenen Leute gegen ihn auflehnten. «Unser Leben ist noch neu für sie. Sie braucht Zeit, sich anzupassen.»
    «Wie viel Zeit? Sie zerstört das Gleichgewicht», setzte jemand entgegen. «Du wolltest dein Schoßtier – jetzt bring ihm auch bei zu gehorchen.»
    «Sie ist nicht irgendein Tier, mit dem ich Tricks einstudieren kann!» Jake kochte vor Wut.
    «Was willst du eigentlich von ihr?», hakte einer nach. «Ist dein kleines privates Vergnügen es wert, unseren Ruf aufs Spiel zu setzen? Die anderen Zirkel lachen schon über uns.»
    «Darauf werde ich dir nicht antworten», sagte Jake leise und rau.
    «Dann lass es, aber vergiss nicht: du bist nicht die höchste Obrigkeit hier!»
    «Wollt ihr den Alten Herrn wirklich damit belästigen? Wegen so etwas?»
    «Noch nicht. Aber wenn du deine kleine Schlampe nicht in den Griff kriegst, werde ich es tun.»
    Auf einmal lag tödliche Stille über dem Raum. Hanna drückte hastig den Knopf zum Ausstieg, als der Aufzug stehenblieb.
    «Was hast du gerade gesagt?»
    «Du hast mich schon verstanden.»
    «Vielleicht willst du deine Bemerkung noch einmal überdenken?», fragte Jake. Die Drohung in seiner Stimme war unmissverständlich.
    «Du willst dich mit mir anlegen, du Bonze? Na dann los.»

    Als Hanna und ich