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Hades

Hades

Titel: Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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der Tropfen, der bei den Engeln das Fass zum Überlaufen brachte. Und hatten sie damit nicht vielleicht recht? Hatte der Himmel denn eine andere Wahl, als sich zu wehren, wenn die Hölle um sich schlug? Meine Entführung war eine Demonstration gegen meinen Vater. Luzifer wollte damit Unruhe stiften und die große Schlacht einläuten, die blutiger sein sollte als alles bisher Dagewesene. Er wusste, dass er einen Schritt zu weit gegangen war, aber genau das war die Absicht. Er hatte den Fehdehandschuh geworfen und wartete darauf, dass der Himmel die Herausforderung annahm. Die Tore waren geöffnet, Luzifer lud den Krieg zu sich ein.
    Da die Anhörung vom eigentlichen Thema abgekommen war, führte Jake sie wieder zu dem zurück, was ihn am meisten beschäftigte. «Werdet Ihr uns also in Ruhe lassen?», fragte er. «Vater, der Engel hat seinen Zweck erfüllt und stellt keinerlei Bedrohung da. Ich bitte darum, ihn mir anzuvertrauen.»
    «O nein», sagte Luzifer und seufzte übertrieben. «Das kann ich nicht, tut mir leid.» Er hob seinen Stock und zeigte damit direkt auf mich. «Nicht nach der kleinen Show, die uns Miss Church gestern geliefert hat.»
    «Sie gehört zu mir!» Jakes Stimme hallte schrill durch das leere Lagerhaus. Ich hatte keine Ahnung von Gesprächsführung, aber selbst ich konnte sehen, dass er Boden verlor. Wenn er etwas erreichen wollte, musste er seine Gefühle im Zaum halten.
    Luzifer richtete sich auf, und Jake ließ demütig den Kopf sinken. Er schien seinen Ausbruch bereits zu bereuen.
    «Als ich dir die Verantwortung für sie übertragen habe, war mir nicht klar, dass von deiner Seite auch Gefühle im Spiel sind.» Luzifer spuckte die letzten Worte aus, als wenn sie einen schlechten Geschmack in seinem Mund hinterließen.
    «Gefühle … nein!», sagte Jake. «Sie war die Beute, eine Eroberung …»
    «Lüg mich nicht an, Junge!», brüllte Luzifer so unerwartet los, dass die Versammelten aufsprangen. «Du hast sie von Anfang an begehrt. Wenn ich gewusst hätte, welches Ausmaß deine Besessenheit hat, hätte ich dich nicht mit dieser Aufgabe betraut!»
    Jake sah auf und blickte ihm direkt in die Augen. Sein Kiefer zuckte. «Ich habe nur getan, was Ihr mir beigebracht habt: Ich habe mir genommen, was ich wollte.»
    Luzifer lachte hohl auf und sprach in etwas sanfterem Ton weiter. «Etwas zu wollen, heißt nicht, es auch zu brauchen», erklärte er. «Du wolltest auch diesen Jungen mit dem lahmen Bein und das Mädchen aus Buchenwald. Aber Bethany … du brauchst sie, und deine Zuneigung schwächt dich, saugt deine Stärke aus. Es stört mich, einen meiner Stärksten derart fallen zu sehen.»
    «Ich werde es wiedergutmachen, Vater», sagte Jake.
    «Das wirst du in der Tat», antwortete Luzifer. «Dafür werde ich persönlich sorgen.»
    «Was kann ich tun?» Jake senkte den Kopf, und Luzifer klackte leise mit der Zunge.
    «Du bist mein Kind, eins meiner besten. Mach dir keine Sorgen.» Er lächelte nachsichtig. «Papa bringt alles wieder in Ordnung.»
    «Er ist nicht Euer Kind», unterbrach ich ihn. Ich konnte mich einfach nicht länger zurückhalten. Es war, als würde mein Mund unabhängig von mir Entscheidungen treffen, er redete einfach los, obwohl ich mit jeder Faser meines Körpers wusste, dass ich schweigen sollte. «Wenn Ihr Euch erinnert – es war mein Vater, der ihn geschaffen hat. Und Euch im Übrigen auch.»
    Jake wirbelte herum und starrte mich entsetzt an. Luzifer hingegen legte lediglich den Kopf zur Seite und betrachtete mich mit amüsiertem Blick.
    «Sieh dich um, kleiner Engel», sagte er. «Die Welt liegt in Trümmern, und du bist in der Hölle. Wo ist dein Vater jetzt? Warum kommt er nicht, um dich zu retten? Entweder du bist ihm egal, oder er ist nicht so mächtig, wie du glaubst.»
    «Er war mächtig genug, Euch aus dem Himmel zu werfen», sagte ich dreist.
    «Und warum hat er das wohl gemacht? Was glaubst du?», Luzifer warf mir ein strahlendes Lächeln zu. «Warum hat er deiner Meinung nach diesen unterirdischen Käfig für mich gebaut? Weil er Angst hatte. Man sperrt nur ein, was gefährlich ist.»
    «Und warum brecht Ihr dann nicht aus, wenn Ihr so gefährlich seid?», forderte ich ihn heraus.
    «Das kann ich nicht.» Luzifer zuckte die Achseln und wedelte mit der Hand in der Luft herum. «Aber ich kann eine Armee zusammenziehen und sie an meiner Stelle aussenden. Das ist das sogenannte Hintertürchen, Schätzchen.» Dann wandte er sich wieder Jake zu. «Ich verstehe,

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