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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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nicht.«
    Hirtreiter lächelte höflich, ließ sich aber nicht beirren. »Eure Einsprüche, Master Shatterhand, in Ehren, aber ich bin mit der Zubereitung keineswegs schon fertig. Ferner, sage ich, wird das vermengte Fleisch mit einer ganzen Zwiebel, in welche man eine Gewürznelke drückt, einer halben gelben Rübe, einer viertel Sellerie, einem halben Porree, einigen Petersilienwurzeln, einem Stückchen Lorbeerblatt und mit dem nötigen guten Fette oder einem Stück Butter eine halbe Stunde auf Kohlenfeuer gut braun abgeröstet und sodann – – – «
    »Landsmann und Mundkoch! Das sind ja noch viel mehr Unmöglichkeiten, die Sie den von Ihnen so bezeichneten Naturkindern abverlangen. Gewürznelken, Sellerie, Butter – solche Ingredienzien
verschafft sich auch der verwegenste Krieger nicht hinter jedem Strauche. Wie erst soll er ein Kohlenfeuer entzünden, wo man auf der Prärie höchstens Gestrüpp zur Feuerung kennt?«
    »Master, ein klein wenig Geduld! Ich bin mit Herrn Rottenhöfers Rezept immer noch nicht fertig. Erst kommt noch eine abgeschäumte Brühe, sodann zwei geviertelte Mundbrote – – – «
    »Nein, Herr Hirtreiter, erst kommen die Indianer, jeden Augenblick können welche hier sein. Man kann in dieser Heidelandschaft, als welche Sie die Prärie bezeichnen, nicht einfach so herumstehen und nach Gusto Kochrezepte austauschen. Was tun Sie, wenn Pfeile heranschwirren?«
    »So ändere ich den Menüplan und bereite Schaschlik! Dazu braucht es lediglich – – – «
    »Oder wenn ein Beil fliegt, ein Tomahawk?«
    »So nehme ich diesen als Küchenwerkzeug und spalte leckere Karrees aus dem Rippenstück von Schwein, Kalb oder Lamm, nämlich Koteletts!«
    »Zum Letzten und zum Allerletzten, Herr Hirtreiter: Es könnte geschossen werden!«
    »Womit wir wieder bei der Jagdsuppe und den wilden Tauben wären, Master Shatterhand.«
    »Ich weiß: purée de pigeons sauvages à la chasse. «
    »Ihr sagt es! Doch die Zubereitung braucht Zeit, wie jeder Eingeborene zugeben wird.«
    »Nichts wird er zugeben, der Eingeborene, etwas wegnehmen wird er Ihnen: den Skalp, zum Beispiel. Und damit genug des Küchenlateins. Ich kenne Sie erst ein wenig, lieber Freund, schätze Sie aber bereits und mag Sie am Ende gar. Doch wenn es etwas werden soll mit Ihnen und Winnetou und mir und wenn wir Ihnen erlauben sollen, sich uns anzuschließen, worauf die Chose doch hinausläuft, so wird nach unserer Cuisine gekocht. Winnetou und ich bestimmen, was auf den Tisch kommt, und desweiteren, wann und wie und ob überhaupt gespeist wird. Zuvorderst wird nämlich bei uns geritten und der Mund gehalten, verstanden?
Wollen Sie sich diesen unseren Anweisungen in der feineren Überlebenskunst fügen, so folgen Sie uns. Falls nicht, wünsche ich gute Nacht und guten Appetit!«
    Demonstrativ sprang ich auf mein Pferd und wendete mich nach der Richtung, aus der wir gekommen waren; Winnetou genauso. Natürlich fiel mir nicht ein, Hirtreiter zu verlassen. Ihn aber ein wenig zu foppen und über Winnetous Gesicht noch mehr »Schatten« gleiten zu lassen bereitete mir Spaß.
    Für den Koch war das zuviel. Derart nahe seinem Ziele, sich uns anschließen zu dürfen, aber von mir vor ein unbarmherziges Ultimatum gestellt, das brachte ihn aus der Fassung. Er lief uns nach und sprang um unsere Pferde herum, führte überhaupt einen Tanz wie aus dem Tollhause auf. An meinen ledernen Leggins zerrend, flehte er:
    »Old Shatterhand, Winnetou, Masters, ich eile doch schon! Etwas anderes, als in der Wildnis aufzukochen, blieb mir doch gar nicht übrig. Es war auch nur gut gemeint; mein Herr Rottenhöfer war ein solches Genie! Ich denke, seine Worte verdienen, gehört zu werden.«
    »Die unseren, Herr Hirtreiter, verdienen es noch mehr. Schnell! Nehmen Sie die wichtigsten von Ihren Sachen, und hinauf auf Ihr Pferd. Der Wagen bleibt zurück, Ihre Equipage desgleichen. Die Indianer werden ihre Zelte damit füllen.«
    »Wie bitte? Mit meinem teuren Geschirr, meinem Nymphenburger Porzellan?«
    »Schneller als Sie wird es seinen Weg in die Tipis machen.«
    »Und das Silber? Alles kostbares Einhunderter und unverzichtbar ?«
    »Hilft künftig, Löcher in den Boden zu graben.«
    »Aber mein Damast, mein Leinen!«
    »Gibt prächtige Windeln für die Säuglinge der Squaws – was ist nun, kommen Sie?«
    Welche Verzweiflung, welche Not, in die ich den armen Mann gestürzt hatte! Doch diese Härte konnte ich ihm nicht ersparen,
wenn ich schon, ohne Winnetou zu

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