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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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deine Vettern, deine Neffen – – – «
    » Well, was soll mit ihnen sein? Sie reiten ihre eigenen Steckenpferde. Überhaupt sollte man immer nur die Natur photographieren, keinesfalls aber Menschen, meint Ihr nicht auch?«
    »Aber mich würdest du ablichten, Effendi?«
    »Euch vielleicht, verehrter kleiner Sir. Ihr gebt ja auch immer wieder die reizendsten Motive ab. Wie Ihr des Morgens unsere Kanne und den Topf mit Sand ausreibt, wie Ihr Brennholz und Futtergras von Eurem Lasttiere schnallt, wie Ihr Euer altertümliches Gewehr putzt und dabei – – – «
    »Schon gut, Effendi, spare dir den Rest! Deine Wissenschaft besteht also daraus, Ruhmlosigkeiten mit nach Hause zu bringen, nicht jedoch Abbildungen von den hervorragendsten Persönlichkeiten dieses Landes. Da wundert es mich nicht, daß dein eigenes Land ein so kleines ist, daß man kaum eine Klafter Sand darin findet, nicht einmal einen Sandfloh.«
    »Ja, ich bin auch sehr traurig darüber. Doch ehe ich hinüberdämmere in dieses Land, habt doch die Güte, mir etwas Entscheidendes zu erklären. Die Abenteuer, welche Ihr und Kara Ben Nemsi erlebt habt, sind das eine. Aber genauso häufig erzählt Ihr von seinen Erlebnissen eben in Amerika; in meinem Kopfe wimmelt es von Beduinen und Indianern. Habt doch die Güte und verratet mir: Wie sieht eigentlich Winnetou aus?«
    »Win-ne-tou?« dehnte Halef. Umgehend brachte er seine Tiere zum Halten. »Bei Allah, das hat mich noch niemand gefragt!«
    » Pity me, Sir! Wenn Ihr erzählt, klingt es immer so, als ständet Ihr mit dem roten Gentleman in bestem Einvernehmen, wenn nicht auf einer Stufe.«

    »Das tue ich auch, Effendi, das tue ich! Wäre nur mein Sihdi hier, er würde dir bestätigen, daß ich den Häuptling auf gewisse Weise sogar überrage.«
    »Nur auf eine gewisse Weise? Viel deutlicher wollt Ihr nicht werden?«
    »Hast du, Effendi, schon einmal eine Photographie oder eine Zeichnung von Winnetous Gestalt oder Gesicht gesehen?«
    »Nein, Sir, habe ich nicht. Dieses Vergnügen hatte überhaupt noch kein Mensch. Die Kunst der Photographie ist noch jung, die Indianer lassen sich nicht gern ablichten.«
    »So wünschst du also, Effendi, daß ich dir den Fürsten der Indianer einmal beschreibe. Nun gut, es ist nichts dabei; häufig genug hat mein Sihdi mir von ihm erzählt. Ich darf also behaupten, daß meine Schilderung jede Photographie oder Zeichnung übertreffen wird.«
    Geschäftig rückte Halef sich im Sattel zurecht und hob zu folgender Beschreibung an:
    »Effendi, Sir Edward, stelle dir jenes ferne Land Amerika vor. Es ist zwar nicht einmal halb so groß und auch nicht annähernd so fruchtbar wie das meine, Arabien; auch hat es nie im entferntesten so viele Helden hervorgebracht wie mein Kontinent. Groß aber ist es doch, weil es über Eingeborene wie Winnetou verfügt. Der hohe Adel, dem er entstammt, ist mit den wenigen Silben seines Namens nur sehr unvollständig wiedergegeben. In voller Länge heißt der Häuptling anders. Richtigerweise wird der Scheik der Apachen genannt: El Winnetou Ben Intschu Tschuna Ben Hadschi Ibn Klekih-Petra – ungefähr so habe ich meinen Sihdi verstanden, der stets, wenn er von Winnetou spricht, von einem rechten Zauber umfangen ist.«
    Mit einem schnellen Seitenblick vergewisserte sich Halef, daß der Engländer ihm mit der wünschenswerten Andacht lauschte.
    »Höre weiter, Effendi. Es mag dir auffallen, daß im Vergleich zu Winnetous Name der meine bedeutend länger ist, welcher bekanntlich lautet: Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas
Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Und doch ist auch dies nur eine Abkürzung. Vollständig lautet mein Name – – – «
    »Oh please, Sir, nicht noch mehr Namen, erst recht keine von der Länge sämtlicher Flüsse Englands. Sagt einfach, wie Winnetou aussieht.«
    Halefs Brauen hoben sich, ebenso sein Turban.
    »Gut, Effendi, da es dir allein um Äußerlichkeiten geht, welche doch vergänglicher sind als ein großer Name, wie ihn noch meine Enkel preisen werden, erst recht deren Urenkel sowie deren Ururenkel und auch – – – «
    » Sir! Keine Enkel mehr, schon gar keine Ur-! Winnetou, nur er. Er allein!«
    »Gut, Effendi. Dann nur dies: Der Häuptling ist ein ausnehmend schöner Mann! Ein Mensch ist er von ebensolch hohem und schlankem Wuchse, wie er auch mich auszeichnet, und allenfalls um den Flügelschlag einer Mücke ist er größer, ganz gewiß nicht mehr. Seine Gestalt ist nicht minder sehnig und so muskulös wie

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