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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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reiten. Es war sicher, daß Winnetou denselben Gedanken hegen würde. Die Gegend um den See war ureigenstes Stammesgebiet der Schoschonen. Hatten sie Washburn und seine Männer in ihre Gewalt gebracht, würde man sie sicherlich dorthin bringen. Wir konnten uns jede weitere Suche sparen. Auf Washburn würden wir stoßen, so oder so.
    Zur großen Enttäuschung von Halef ließ ich nicht zu, daß ein Feuer entzündet wurde. Anders als in der Wüste konnte man das Nahen von Freund oder Feind nicht meilenweit sehen. Er verstand diesen Einwand und schickte sich drein, aber ich sah ihm an, daß er eine eigene Vorstellung vom ersten Abend unseres Wiedersehens hegte. Immerhin versprach ich, vielleicht nach Winnetous Rückkehr etwas Holz abzubrennen. Erst mußte sichergestellt sein, daß uns die Feinde nicht gefolgt waren.
    Es dauerte gar nicht lange, ehe es zwischen den Bäumen und Zweigen knackte, nur ganz leicht, aber ich wußte, wer da kam: Winnetou. Er kam zu Fuß, und ihm folgten Hirtreiter und Everts. Letzterer war es, der durch seine Ungeschicklichkeit die Geräusche
verursacht hatte. Vorsichtig, wie der Häuptling stets war, hatte er die Pferde ein Stück zurückgelassen. Nur so hatte er sich mit den beiden ungeübten Männern überhaupt durchs Unterholz bewegen können. Wir besprachen uns kurz, und er ging noch einmal fort, die Tiere zu holen.
    Unterdessen verkündete ich, daß wir für die Nacht als sicher gelten durften. Freudig begab sich Halef auf die Suche nach geeignetem Brennmaterial. Wie man ein wärmendes Feuer bei geringster Rauchentwicklung anlegte, brauchte ich ihm nicht zu erklären, und bald ersetzten die ersten Flammen das wenige Mondlicht.
    Entspannt beobachtete ich Hirtreiters Vorbereitungen für das Nachtmahl. Ihm schien unser Zuwachs an Personal die wenigsten Probleme zu bereiten. Unsere eigenen Vorräte reichten für alle hin, und was man aus dem wenigen zaubern konnte, darüber brauchte ich wiederum Hirtreiter nicht zu belehren.
    Erstmals kam es mir in den Sinn, daß sich hier wohl zwei sehr ungleichnamige Magneten begegnen würden. Wie seit Stunden wieder Halef um seinen Sihdi, kämpfte auch der Koch, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war, um die Aufmerksamkeit seines »Masters«, mit jeder Menge Ihr und Euch, die er mir ständig zuteil werden ließ. So kam es, daß Halef, fertig mit Feuermachen, sich Hirtreiter zuwandte, welcher seinerseits Vorbereitungen für unser Abendessen getroffen hatte. Wie von den bekannten magnetischen Kräften angezogen, traten sie aufeinander zu. Der kleine Beduine faßte an seinen Turban, der kleine Bayer lüftete seinen Stülphut, und zu ihrer Verständigung wählten sie die englische Sprache, jeweils mit typischem Einschlag:
    »Salam aleikum, Effendi.«
    »Grüß Gott, der Herr.«
    »Du rittest also bisher an der Seite Kara Ben Nemsis? Das ist nicht länger erforderlich. Ich tue das nun wieder.«
    »Nein, mein Herr. Ich ritt stets neben Old Shatterhand und gedenke, das weiterhin zu tun.«

    »Daß du ihn so nennst, ist einerlei und nicht von Belang. Mir ist er Kara Ben Nemsi und noch vieles mehr. Aber merke, vor allem ist er mein Sihdi.«
    »Das ist wenig genug, denn bei mir ist er sogar Master.«
    »Ungläubiger! Ich bin der oberste Scheik der Haddedihn!«
    »Und ich bin Christ und Erster Mundkoch!«
    »Was bedeutet letzteres?«
    »Ungefähr den gleichen Unterschied wie zwischen Effendi und Sihdi«, rief Hirtreiter. »Noch höher steht freilich der Meister oder Master. Meiner hieß Johann Rottenhöfer und war – – – «
    Halef unterbrach ihn:
    »Nein, nein, nein! Noch höher und wichtiger ist allein der Name. Je länger dieser ist, desto mehr Ehre macht er seinem Träger. Höre darum den meinen und präge ihn dir ein. Er lautet: Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Was ich in der Welt bin, habe ich dir bereits gesagt!«
    »Fürwahr ein schöner Name«, grinste Hirtreiter. »Und so einprägsam in seiner Kürze. Mich freilich haben meine Eltern mit ein paar Buchstaben mehr in die Welt geschickt. Ich heiße Theobald Nepomuk Franz Josef Karl Anton Georg Johannes Horatius Andreas Hirtreiter, und ich bin Erster Mundkoch bei Seiner Majestät. Diese trägt den Namen und die Titel Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken und in Schwaben, ist der ältere Bruder von Otto Wilhelm Luitpold Adalbert Waldemar von Wittelsbach und rühmte sich vieler

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