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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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durcheinandergeraten: die Beratung hatte noch nicht richtig begonnen, und erst recht hatte sie noch nicht meinen oder
unseren Tod beschlossen; der Vorschlag Halefs, einen Heilerwettstreit auszutragen, hatte Befürworter und Gegner gefunden, aber noch keine Entscheidung, anstatt dessen brachte ein Gefangener nach dem anderen Vorwürfe gegen Ma-ta-weh vor. Hayes mit seinem schlechten Gewissen hatte es kommen sehen.
    Eben wollte ich mich zu den Anklägern hinzugesellen, um das überfällige Plädoyer zu sprechen, da ertönten vom Dorfende her Warnrufe. Schüsse peitschten, denen Schmerzensschreie folgten. Schon zeigte sich der Grund dafür: Reiter stoben durch die Menge – Kilmer und seine Bande!
    Einige Indianer warfen sich ihnen todesmutig entgegen, doch die meisten lähmte die Überrumpelung. Durch die noch immer freie Gasse, welche zuvor die Indianer für Alma gebildet hatten, preschte Kilmer heran, hinter sich ein Dutzend wild um sich schießende Briganten. An seiner Seite führte er einen kupferroten Fuchs, das Pferd seines Herrn. Das Durcheinander ausnutzend, sprang Hayes in den Sattel und jagte davon. Ich kann nicht sagen, ob auch er auf seine verwirrten roten Brüder schoß, doch mit seinem Ausbruch war das Ende seines anderen Ichs besiegelt: »Ma-ta-weh« existierte nicht länger.
    Man wird verstehen, daß mich eine ganz andere Sorge plagte.
    Alma – wo steckte sie? An das von den Pferdehufen ausgetrampelte Feuer kam ich nicht heran; eine Vielzahl von Schoschonen warf sich auf mich, den vermeintlichen Flüchtling. Zwar erwehrte ich mich meiner Gegner, denn ich war ja ungefesselt, doch in der Dunkelheit sowie zwischen all den Pferde- und Menschenleibern eine einzelne Gestalt auszumachen, gar das zartgebaute Fräulein, das gelang mir nicht. Als endlich Fackeln herbeigebracht wurden und man von mir abließ, war es zu spät. Die Reiter waren davongaloppiert und näherten sich schon dem Waldsaum, welcher das Lager am See von den Ausläufern des Gebirges trennte. Ich hörte Donnerwolke zornig Befehle rufen, als ich jäh von einem Blitz geblendet wurde, dem ein scharfer Knall folgte. Am Lagerausgang hatte es eine Explosion gegeben – Dynamit!

    Noch mehr Pferde trabten herbei, die zu Tode erschrockenen Mustangs der Indianer. Die Panik von Mensch und Tier verwüstete Teile des Lagers, zerstörte Zelte und Hütten. Dennoch gelang es Donnerwolke, eine Anzahl von Kriegern zu mobilisieren. Zu Fuß eilten sie den weißen Verrätern nach, doch wieder floß Blut; den Indianern schlug heftiges Gewehrfeuer entgegen. Kilmer war anfangs die Vorhut gewesen, jetzt bildete er mit ein paar Männern die Nachhut. Mit geringstem Aufwand hielt er den ganzen Stamm in Schach.
    In den Überresten des Dorfes waren die Indianer zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als daß sie sich um uns kümmerten. Ihre Frauen kreischten, die Kinder weinten, die Hunde bellten – warum wir die Gelegenheit nicht nutzten, um unsererseits zu fliehen? Ich fand, daß das mitnichten notwendig war. Gewiß erwartete uns im Anschluß kein gutgelaunter Häuptling, der uns liebend gern unsere Ausrüstung zurückgeben und eine gute Reise wünschen würde, aber einen etwaigen Furor gegen uns befürchtete ich genausowenig. Einen besseren Beweis für Hayes’ Tücke konnte es nicht geben. Zudem würde Donnerwolke seinem Stamme erklären müssen, weshalb er keine besseren Vorkehrungen getroffen hatte. Niemand hatte die weißen Reiter aufgehalten, die Goldene Squaw hatte sich befreit, zwei Gefangene hatten Reden gehalten, ich selbst lief ungebunden umher – vor lauter Ehrgeiz, mich am Pfahle zu sehen, hatte Donnerwolke höchstpersönlich seine Pflichten versäumt. Anders als bei den Untertanen eines Monarchen wurde bei den Indianern ein unglücklicher Häuptling einfach abgewählt; er würde also ein wenig Beistand gebrauchen können.
    Mir selbst war in dem Getümmel nichts Nennenswertes zugestoßen. Aber was war mit den Gefährten?
    Gerade als ich mich auf die Suche machen wollte, spürte ich eine Hand an der Schulter. Es war Halef, der sich seiner Fesseln entledigt hatte.
    »Hamdulillah, die Ungläubigen sind verrückt geworden! Einer
bekämpft den anderen, genau wie bei Abu Saleh in der Wüste. Sihdi, ich muß dir berichten, daß – – – «
    »Nicht jetzt, Halef, erst das Fräulein. Hast du Alma gesehen? Und wo ist Hirtreiter?«
    »Steht neben Euch, Master! Als die Pferdl kommen sind, hab ich mich z’sammgrollt wie ein Oachkatzl 84 . Mir fehlt

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