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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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kein Kind von Traurigkeit. Nur ist mir das viele nutzlose Trinken als Zeichen von Geselligkeit stets fremd geblieben, weshalb ich es bis heute vermeide, Teil solcher Gelage zu werden. Lieber paßte ich Faffle-Pfäffle bei einer Zapfpause ab. Freimütig gab ich mich nun als der Gast zu erkennen, für den jenes letzte freie Zimmer reserviert worden sei. Ich freute mich nicht wenig, als der Erstaunte mir eröffnete, es handle sich dabei um eine im Rückgebäude gelegene Schlafstätte, fernab von dem lärmumtosten Schankraume.
    Draußen warteten schon seit mindestens einer Stunde die beiden Chinesen mit meinem Gepäck. Ich entlohnte sie, sparte auch nicht an Trinkgeld, bestand aber darauf, alles selbst die Stiege hinaufzutragen; wer mich kennt, weiß, daß ich dies immer so halte, schon meiner Waffen wegen.
    Das Zimmer war im Obergeschoß am Ende eines Korridors gelegen. Darin fand ich alles sauber und geräumig, und sogar die Holzwände waren tapeziert. Geschwind verstaute ich meine Habseligkeiten und war damit eingezogen. Als nächstes widmete ich mich dem Henrystutzen und dem Bärentöter. So gründlich ich sie getarnt hatte, jetzt unterzog ich sie einer ebensolchen Inspektion und machte sie schußfertig. Die Gewehre einfach unters Bett oder auf den Schrank zu legen, wo noch der dümmste Spion sie hätte finden müssen, kam für mich nicht in Frage. Vielmehr versteckte
ich sie hinter den jeweils links und rechts bis zum Boden herabreichenden Shawls der Übergardinen; die zur Befestigung an der Wandseite nötigen Haken führe ich immer mit, sie lassen sich in Holzwänden leicht ein- und aus diesen wieder herausdrehen. So hielt ich es auf allen meinen Reisen. Den Schnüffler will ich sehen, dem es einfiele, die Vorhänge abzutasten!
    Ich hätte mich nun hinlegen und ein wenig über das just Erlebte nachsinnen können, doch denken konnte man auch im Gehen, und weil mein Fußmarsch von der Bahn zu meinem neuen Domizil ein so kurzer gewesen war, beschloß ich, von meinen Reiseschuhen in die Stiefel zu wechseln und die Straßen der Stadt abzuwandern.
    Wie zu erwarten, traf ich auf wenig Überraschendes. Zu sehr glichen die Ortschaften des Westens einander, und der Amerikaner ließ es sich auch nicht nehmen, alle seine roads und avenues möglichst dem Muster des Schachbrettes anzugleichen, was zusätzlich zur Gleichförmigkeit beitrug.
    Schon befand ich mich auf dem Rückwege, als ich an einer Stallung für eher betuchte Kundschaft vorbeikam. Weil es den Pferdenarren in mir gar zu sehr verlockte, das hiesige Angebot zu studieren, betrat ich das Geschäft, welches natürlich nicht mehr als eine Scheune für die Tiere war. Keine Menschenseele hielt sich gegenwärtig hier auf.
    Es war früher Nachmittag und drückend heiß, so daß die Stallknechte wohl gerade Pause machten oder noch ihr Schläfchen hielten. Jedenfalls wähnte ich mich allein und folgte dem vertrauten Schnauben und gelegentlichen Wiehern, bis ich plötzlich menschlicher Stimmen gewahr wurde. Aus einem Impuls heraus sprang ich zur Seite und drückte mich hinter eine der hölzernen Trennwände, deren Zwischenraum gegenwärtig kein Tier barg. Ich hörte, wie auf der anderen Seite eine Männerstimme sagte:
    » – – – und kann schon deshalb nicht lauter sprechen. Die beiden Tölpel, die ich nach dem Drugstore geschickt habe, müssen bald zurück sein.«

    Eine andere Stimme antwortete:
    »Du hättest mich im Boarding House treffen können, wo es bequemer ist; mußte es gerade hier sein? Mein Anzug ist neu, ich werde nach Pferd riechen.«
    Man denke sich meine Überraschung! Weniger das Gehörte als die Art, wie es gesagt wurde, elektrisierte mich. Obgleich ich jene Stimme durch die Holzwand nur schwer verstand, erinnerte mich ihr Klang – ihr Klang – – –
    Wieder hatte der andere das Wort.
    »Ich dachte, ins Boarding House zieht es Euch nicht mehr? Wir haben dort nur immerzu das Gezeter Faffles, dann dieser Mexikaner, zuletzt dieses Mädel – – – «
    »Rede nicht von dem Mädel! Ein verrücktes Huhn war das, ein hübsches, ungezähmtes Biest. Ganz allein den Weg nach Westen zu machen, was für eine Unvorsichtigkeit! Und ab sofort in Begleitung dieses fremdländischen Wichtes – sage, was du willst, aber es war richtig, die beiden zusammenzustecken. Einfältig, wie sie sind, haben sie jedes deiner Worte geglaubt, auch daß du angeblich Streit habest mit mir und dich deshalb auf ihre Seite schlagest. Nicht übel, wie du es angestellt hast, sie in

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