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Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Hadschi Halef Omar im Wilden Westen

Titel: Hadschi Halef Omar im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Hohenthal
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was will Washburn sonst am Yellowstone?«
    »Natürlich das Kupfer!«
    »Blödsinn! Große zusammenhängende, unberührte Gegenden gibt es in den Staaten bald nicht mehr, schon gar nicht im Dreieck Wyoming-Montana-Idaho. Daß es in den Rockies Kupfer gibt, ist noch kaum bekannt. Aber hast du nicht gehört? Es befinden sich auch Geologen unter Washburns Leuten. Soll ich warten, bis ihnen das Erz beim ersten Pickelhieb entgegenspringt?«
    »Legen wir sie um!« ereiferte sich Kilmer.
    »Tausendfacher Idiot! Wenn wir es sind, die diese Leute töten, gibt es eine Untersuchung, und wir würden schlechtere Tage sehen. Nein, meine Seidenweste ist zu kostbar, sie mir zerreißen zu lassen, und deine Birne zurück an den Baum zu hängen, das lohnt nicht. Aber ich denke, um ein paar Indianerhäute ist es nicht schade – erinnerst du dich an Donnerwolke? Seit man die Sioux und die Cheyenne, die Schwarzfüße und die Krähen aus ihren Stammesgebieten vertrieben hat, sind auch seine Schoschonen zu Vagabunden geworden. Ich habe den Schlaukopf aufgesucht. Es war gar nicht schwer, ihn auf unsere Seite zu bringen. Die Aussicht, an moderne Waffen zu kommen, hat ihn überzeugt.«
    »Hayes«, sagte Kilmer bewundernd. »Ihr seid zwar ein Schuft, aber auch ein Teufelskerl! Sagt, was habt Ihr vor?«
    »Nicht jetzt, nicht hier! Warte den heutigen Abend ab. Ich werde hinübergehen ins Boarding House und mir Washburn und seine Blase vorknöpfen. Will sehen, ob ich sie aus der Reserve lokken kann. Du weißt, woran ich denke – dem Spielzeug unter meinem Jackett ist niemand gewachsen, meinen Fähigkeiten in seiner Handhabung ebensowenig.«
    »Und der Fremde heute mittag?«
    »Ja, der – der – – – «
    Die unglaubliche Stimme zögerte, fuhr dann aber fort:

    »Dem Fremden fühle ich selber auf den Zahn. Vielleicht kommt er abends wieder zu Faffle oder wohnt sogar bei ihm. Sollte er das sein, was er mir zu sein scheint, so muß auch er – – – «
    »Ja?«
    »Du weißt, was dann geschieht, also frage nicht. Habe nur ein Auge auf Faffle, und halte deine Männer bereit. Dieser Trottel schießt verdammt gut.«
    »Habt Ihr nicht Hausverbot bei ihm?«
    »Pah, noch mehr als an Prinzipien hängt er am Gelde. Mit mir wird er es sich nicht verscherzen wollen. Er denkt immer noch, ich wolle seinen Laden kaufen. Dann könnte er zurück in sein Stuttgart und sich brüsten.«
    »Oh, Milton Hayes! Wenn ich Euch so reden höre – in Dresden damals hättet Ihr das nicht gekonnt, im Vorübergehen ein Boarding House zu kaufen.«
    »Dafür hast du, John Kilmer, es in Hamburg nicht einmal zum Taschendieb gebracht. Hätte ich mich nicht als falscher Polizeikommissar für einen gewissen Johann Friedrich Killinger ins Mittel gelegt, der Taugenichts wäre im Zuchthaus gelandet – – – «
    » – – – wo Ihr Euch schon bestens auskanntet. Im Gegensatz zu mir verbrachtet Ihr dort Jahre, werft mir also nicht ständig jene Begebenheit vor. Die Passage nach den Staaten sowie das wenige, mit dem Ihr mir zur Flucht verhalft, habe ich längst abgedient.«
    »Durchaus nicht! Merke dir, Loyalität kann man nicht einfach abdienen, selbst dann nicht, wenn man sich duzen läßt und andere untertänigst mit Euch anspricht. Aber laß uns Waffenstillstand schließen, zum wiederholten Male, wir brauchen einander: Du hältst den Mund über mein Dresden, und ich schweige über dein Hamburg.«
    »Ach ja? Also auch kein Wort mehr über Eure Betrügereien, Eure Einbrüche, Eure Hochstapeleien, Eure Verkleidungen und falschen Namen?«
    »Schweig! Das waren alles Mißverständnisse, unglückliche Verkettungen.«

    »Ketten, das trifft es – Uhrenketten!«
    »Dummkopf! Stelle dich lieber gut mit mir. Wenn Washburn und Konsorten am Marterpfahl enden, werde ich die Schürfrechte erlangen. Mit dem Geld meiner Financiers erkaufe ich die nötigen Stimmen in Washington, und dann wird aus dem Kupferbaron der Kupferkönig. Im Augenblick bin ich wohlhabend, bald aber werde ich reich sein! Stell dir vor, wenn nun auch das Mädel mein würde – – – «
    »Und ich, wo bleibe ich? Meine Männer zusammenzuhalten kostet ein Vermögen, und Ihr haltet mich hin, Tag um Tag.«
    »Kilmer, ich halte dich nicht hin, vielmehr halte ich zu dir. Das ist ein bedeutender Unterschied. Nochmals, vergiß die alten Tage. Wenn dieser Coup gelingt, kommen neue, strahlende, glänzende Zeiten, wenn du klug bist, auch für dich. Jetzt kein Wort mehr davon – die beiden Trottel kehren zurück.

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