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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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roch nach Desinfektionsmitteln
und alten Akten und irgendwie staubig, so als wäre die Tür seit längerer Zeit
nicht geöffnet worden.
    Die eine Hälfte der Metallregale an den Wänden war gefüllt
mit Eimern, Schwämmen, Putzlappen, Reinigungsmitteln und Scheuerpulver. In den
restlichen Regalen standen lange Reihen von Aktenordnern. Alte Besenstiele aus
Holz und neuere aus Metall und Plastik lehnten in den Ecken. Daneben alle Arten
von Schrubbern mit bemerkenswerten Namen wie Feudelinchen oder Opti-Clean . Auf dem nicht ganz ordentlichen
Schreibtisch gab es einen PC mit Drucker, ein mit einem Tannenzweig
geschmücktes Teelicht und ein Bild, das ein dunkelhaariges Mädchen mit einer
Schultüte in der Hand zeigte.
    Â»Das ist Rechnung und das hier die Bestellung für die
Desinfektionsmittel.« Svetlana legte mir zwei Zettel hin.
    Ich sah mir die Rechnung an.
    Neunundneunzig Euro für dreihundert Scheuerlappen
verlangte eine Firma mit dem vielsagenden Namen Feudel.
    Irgendjemand hatte einen Stempel auf das Papier gedrückt,
in dessen Abdruck der Preis, das Datum, die Abteilung, für die die Lieferung
bestimmt war, und eine Kontonummer eingetragen werden sollten. Darunter
forderte eine einzelne Linie eine Unterschrift.
    Ich kratzte mich am Kopf. Dann wandte ich mich zu den
deckenhoch aufgereihten Aktenordnern um. Das war doch wohl kaum die erste
Scheuerlappenrechnung, die hier eingegangen war?!
    Ich studierte die Beschriftungen und zog erstaunt die Augenbrauen
hoch. Die Ordner standen den Themen nach sortiert in den Regalen. Die breiten
Rücken der einheitlich schwarzen Akten waren auffallend sorgfältig beschriftet.
Die Handschrift war nach rechts geneigt, scharfkantig und beeindruckend
leserlich, Überschriften hatte man unterstrichen.

    Ich dachte an Jannas Nasenpiercing und ihr übertriebenes
Make-up. Eine solche Genauigkeit bei der Abteilungsführung hatte ich ihr nicht
zugetraut. Ich hatte mich von ihrem etwas billigen Äußeren täuschen lassen.
    Beinahe sofort fand ich in dem Ablagesystem den Ordner
mit den Rechnungen. Und siehe da, Janna hatte nicht nur eine Kopie von jeder
Rechnung abgeheftet, sie hatte sogar vorn eine Musterrechnung ausgefüllt und
sich Notizen gemacht, an welcher Stelle sie was eintragen musste. Sogar die
vollständige Kontonummer.
    Was mich stutzen ließ, war die Handschrift auf dem Merkzettel.
Es war nicht die gleiche wie auf den Rückseiten der Ordner, sondern eine nicht
ganz flüssige Mädchenschrift mit rundlichen Buchstaben. In jedem Wort war der
Stift mehrmals angesetzt worden.
    Hier hatten offenbar verschiedene Menschen die Akten geführt.
    Ich bearbeitete die Rechnung nach dem Muster und ließ
Svetlana unterschreiben.
    Im Ordner Bestellungen
und Angebote fand ich gleich darauf die passende Vorlage für die
Desinfektionsmittelbestellung.

    Als ich ihr das zweite Formular in die Hand drückte, lächelte
Svetlana endlich. »Sie sind Engel, Liebe – was ist eigentlich Ihre Name?«
    Â»Lila.«
    Â»Sie sind wirklich Engel, Lila. Wenn Sie mir jetzt noch
Urlaubsplan finden, retten Sie meinem Sohn Studium. Ich bin ewig in Ihre
Schuld.«
    Dass ich ihrem Sohn das Studium rettete, glaubte ich
nicht, denn inzwischen hatte das Telefon weitere vier Mal geklingelt, ohne dass
Svetlana drangegangen war, und ich schätzte, dass die Scheuerlappen nicht die
letzte Rechnung gewesen waren, die bezahlt werden musste.
    Â»Geben Sie mir ’n Kaffee aus und wir sind quitt.« Ich zog
den Ordner mit der Beschriftung Urlaub
und Arbeitszeitkontrolle aus dem Regal.
    Â»Oh, ich hole eine! Warten bitte.« Dankbar, etwas für
mich tun zu können, eilte Svetlana hinaus. Die Stahltür rumste hinter ihr zu.
    Ich legte den Ordner neben das Foto des Mädchens auf den
Schreibtisch.
    Sie hat kleine
Tochter, erinnerte ich mich an Svetlanas Worte. Das Mädchen hatte eine
Prinz-Eisenherz-Frisur mit einem zu langen Pony und eine Zahnlücke. Auf ihrer
Jeans glitzerte rosa Strass.
    Ich öffnete die erste Schublade des blechernen Rollcontainers
unter dem Schreibtisch. Im obersten Fach fand ich geschätzte hundert
Kugelschreiber, Filzstifte und Textmarker in allen Farben, Lineal, Schere,
Tesafilm, Büroklammern, eine Plastikkarte und zwei lose Schlüssel.
    Die beiden anderen drei Fächer ließen sich nicht so einfach
öffnen. Nach kurzem Überlegen probierte ich die eben entdeckten Schlüssel aus
und siehe

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