Hämatom
EDV-Administratorin wird Ihnen im Laufe des Tges
den Zugang zum PC freischalten. Ihr Kennwort ist start, es wird aber aus Sicherheitsgründen regelmäÃig geändert.«
Zum Beispiel in losgehts. Genial.
»Das Gleiche gilt für das hausinterne E-Mail-System. Geben
Sie Ihren Nachnamen und start ein und
Sie müssten spätestens morgen Zugang haben. Ansonsten erreichen Sie Frau
Bunzelbacker, die EDV-Administratorin, auch telefonisch.«
Er deutete auf die Basisstation des schnurlosen Telefons,
vor dem sich Svetlana so fürchtete.
»Wir haben eine hausinterne Telefonanlage. Alle Abteilungsleiter
sind angehalten, ihr Telefon ständig bei sich zu tragen oder es in Abwesenheit
ihrer Vertretung übergeben. So ist immer ein Ansprechpartner in der Abteilung
erreichbar. Die übrigen Mitarbeiter haben Zugang zu den fest installierten
Apparaten in den Sozialräumen und Schwesternzimmern. Private Telefonate sind
nicht gestattet. Das Gleiche gilt natürlich fürs Surfen im Internet.«
Und das Herunterladen von Softpornos, schon klar.
Er zog den Ordner aus dem Regal, auf dem Bestellungen und Angebote stand: »Hier finden Sie Adressen und Telefonnummern von
Lieferanten, bei denen Sie Verbrauchsmaterialien wie Putzmittel, Lappen,
Reinigungsgeräte und so weiter bestellen können. Unser Hauptlieferant ist die
Firma Feudel. «
Den Ordner kannte ich bereits.
»Andere Anbieter mögen bei bestimmten Produkten günstiger
sein, aber wir legen Wert auf Qualität. Das war schon immer die Philosophie
unserer Hauses. Die Schrubber haben zum Beispiel eine Stielverlängerung, die
die Wirbelsäule der Reinigungsdamen entlastet.«
Wie fürsorglich.
»Um neun hat Ihr Team Frühstückspause. Ich werde Sie
vorstellen. Bis dahin haben Sie Zeit, sich einen ersten Eindruck von Ihren
Mitarbeiterinnen zu verschaffen. Wir arbeiten mit einem Zeugnissystem, das die
Leistungen der Mitarbeiter halbjährlich erfasst. Sie werden nächste Woche darin
geschult. Die aktuellen Zeugnisse finden Sie in den Ordnern.« Herold deutete
mit einem Kopfnicken auf die Regale. »AuÃerdem werden ständig Beobachtungen
durchgeführt. Wichtige Informationen über die Mitarbeiter werden vom
Abteilungsleiter dokumentiert.«
Beobachtungen?
Wichtige Informationen dokumentieren?
Arbeitete ich in einem Krankenhaus oder bei der Stasi?
Herold zog eine Schreibtischschublade nach der anderen
auf, bis er die dünne Mappe mit der Beschriftung Beobachtungen entdeckte.
Jetzt begriff ich!
Der Hauswirtschaftsleiter legte die Akte auf den Schreibtisch:
»Ich komme kurz vor neun wieder herunter. Bis dahin lesen Sie sich das am
besten durch.«
Ich setzte mich in den wippenden Schreibtischstuhl und
griff nach den Beobachtungen . Offensichtlich waren nicht nur die grünen Pfeile an den Ampeln von der DDR
übrig geblieben.
Gruselig.
»Alle anderen Informationen werden Sie ohne Schwierigkeiten
in den Akten finden.« Herold zeigte mit einer Handbewegung auf die mit Ordnern
gefüllten Regale. »Ihre Vorgängerin Frau Möllering legte groÃen Wert auf die
Dokumentation.«
Ich horchte auf.
Möllering? Das war doch nicht Jannas Nachname gewesen?!
»Und wieso dokumentiert sie nicht mehr?« Ich musste mir
auf die Zunge beiÃen, um nicht âºbespitzeltâ¹ zu sagen. »Auch Altersteilzeit?«
»Nein.« Herold wischte sich mehr aus Gewohnheit über die
Stirn, denn in der klamm-kalten Kellerluft konnte selbst er kaum ins Schwitzen geraten.
»Sie hat sich beruflich verändert.«
Ich ging davon aus, dass die unbekannte Frau Möllering
die Dame mit der akkuraten Handschrift war, die sämtliche Ordner beschriftet
hatte. Sie musste hier lange Jahre gearbeitet haben, denn selbst wenn man ausgesprochen
groÃen Wert auf Dokumentation legte und professionelle Ã-Ei-Sammlerin war,
dauerte es eine Weile, bis man viereinhalb raumhohe Regale mit Akten gefüllt
hatte.
Herold verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken.
Ich schlug die ersten Beobachtungen auf.
Man hatte Svetlana observiert.
Meine Brille störte beim Lesen, ich nahm sie ab.
Der Vordruck enthielt Namen und Geburtstag der beobachteten
Mitarbeiterin und einen Zettel mit Notizen â geschrieben mit der
streng-korrekten Handschrift der mir unbekannten Frau Möllering:
Â
14.07. MA bittet zum wiederholten Male andere MA um Hilfe
beim Ausfüllen eines Urlaubsantrags, zeigt sich wenig
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