Hämatom
lernfähig im Umgang mit
Formularen.
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Was mich wenig wunderte.
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15.07. MA ignoriert das Telefon, wird von der Abteilungsleitung
darauf hingewiesen, dass sie auch in den Pausenzeiten Gespräche entgegennehmen
soll. Reagiert unangebracht emotional.
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Mich beunruhigte, dass sich die Beobachterin
selbst als Abteilungsleitung bezeichnete. Menschen, die nach Vollendung
ihres dritten Lebensjahres noch immer von sich selbst in der dritten Person
sprachen, wirkten auf mich ein wenig schizophren.
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04.08. MA erfüllt in Abwesenheit der Abteilungsleitung ihre
Stellvertretertätigkeit unzureichend, Rechnungen werden nicht bearbeitet,
mehrere Male gab sie das Telefon an die MA Degenhardt ab.
18.08. MA zeigt sich wenig kritikfähig, bricht in Tränen aus,
als ihr von Oberschwester Sybille nahegelegt wird, die Tische im Sozialraum des
Pflegedienstes regelmäÃiger zu säubern.
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Frau Möllering wurde mir allmählich unsympathisch.
Als Oberputze hätte sie wissen sollen, dass bei dem Akkordtempo, in dem die
Frauen die Zimmer der Stationen reinigten, der Tischdienst für die
Krankenschwestern wegfiel. Sollte die pingelige Schwester Sybille ihre
Kaffeeflecken doch selbst wegwischen, wenn sie sie störten.
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03.09. MA lässt ihren Urlaubsantrag von der Kollegin
Degenhardt ausfüllen. Die sprachliche Schwäche der MA scheint gröÃer als bisher
bekannt.
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Oje. Die Möllering war Svetlana auf die Schliche
gekommen!
Doch die hatte mehr Glück als Verstand gehabt, denn offensichtlich
hatte Frau Möllering kurz nach dem 03.09. ihr Arbeitsverhältnis im Krankenhaus
beendet, um sich »beruflich zu verändern«. Den nächsten Eintrag am 16.09. hatte
Janna verfasst. Ihre runde, unregelmäÃige Schulmädchenschrift erkannte ich
mittlerweile sofort. Offensichtlich war sie irgendwann zwischen dem 03.09. und
dem 16.09. zur Abteilungsleiterin befördert worden:
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16.09. Fr. Ulenkos leicht eingeschränkte Deutschkenntnisse
zeigen bisher keine Beeinträchtigung ihrer Arbeit.
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Das war eine bemerkenswert mutige Lüge. Allerdings
auch eine bemerkenswert dumme, denn Svetlanas Deutschkenntnisse
beeinträchtigten ihre Stellvertretertätigkeit ungefähr so stark wie eine Kuh
den Verkehr auf der A 2. Spätestens während Jannas nächstem Urlaub wäre
das aufgefallen.
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24.09. Fr. Ulenko springt spontan für die plötzlich erkrankte
Fr. Lebrecht ein und macht zwei Ãberstunden.
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Ohne Zweifel hatte Janna Svetlana ihren
analphabetischen Arsch gerettet, denn der Rest der Stasiakte belegte nur, dass
sie immer wieder gern für die anderen Mitarbeiterinnen einsprang und der
Abteilungsleiterin (also jetzt Janna) ohne Aufforderung Arbeit abnahm,
irgendein Postfach zuverlässig leerte und das Arbeitsklima im Team mit
russischem Zupfkuchen verbesserte.
Die nächste Stasiakte berichtete über Viktoria Lebrecht.
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06.07. MA beteiligt sich nicht an Teambesprechungen.
Das war wieder die pessimistische Sichtweise der
mir unbekannten Frau Möllering, die in meiner Fantasie in Sekundenschnelle die
Gestalt von Frau Mahlzahn, der oberlehrerhaften Drachenmarionette aus der
Kindergeschichte um Jim Knopf, annahm.
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17.07. MA ist mehr als eine Stunde zu früh mit der ihr zugeteilten
Arbeit fertig und spült im Aufenthaltsraum Geschirr ab.
24.07. MA beschädigt zum wiederholten Male hauseigene
Reinigungsgeräte.
29.07. MA ist wieder früher mit ihrer Arbeit fertig, gibt
nicht zu, schlampig gearbeitet zu haben, bekommt Zusatzaufgaben.
05.08. MA beteiligt sich nicht an Dienstbesprechungen.
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Als Janna die Führung der Stasiakte übernommen
hatte, mutierte die schweigsame und schlampige Viktoria prompt zur
freundlichen, hilfsbereiten, äuÃerst effizienten Mitarbeiterin.
Ich vermutete, dass sich Janna und ihre Vorgängerin auch
bei anderen Mitarbeiterinnen in ihrer Einschätzung nicht einig gewesen waren.
Ich vermutete richtig.
Als Nächstes las ich âºwichtige Informationen⹠über die
anämische Russin Anastassja, deren Foto ich noch von ihrer Bewerbung vor Augen hatte.
Die Möllering bemängelte, dass sie sie häufig auÃerhalb der Pausenzeiten beim
Kaffeetrinken im Sozialraum antraf. Janna beurteilte Anastassja als pünktlich
und zuverlässig und fand, dass sie sich gut ins Team integrierte, indem sie vor
Dienstbeginn für frischen Kaffee sorgte.
Vier
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