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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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ihm einziehen und mit mir hat er Schluss gemacht.«
    Â»Und du warst sauer und hast dir Janna vorgenommen?«,
mischte ich mich ein.
    Ramona seufzte: »Ich hab nicht mehr mit ihr geraucht und
sie aus dem Adolf-Frühwarnsystem geschmissen.«
    Â»Sind Sie handgreiflich geworden?«, brachte Danner meine
Frage auf den Punkt.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Janna hatte einen großen Bluterguss an ihrem rechten
Unterarm. Ist der von Ihnen?«
    Ramona sah ihn an, als hätte er ihr vorgeworfen, ihre Katze
ertränkt zu haben: »Ist das eine allgemeine Wunschvorstellung von Männern, dass
sich die Frauen um sie prügeln?«
    Â»Haben Sie sich mit Janna geprügelt?«, blieb Danner hartnäckig.
    Â»Natürlich nicht, so ein Quatsch!«, schüttelte Ramona den
Kopf.

    Â 
    Eine Stunde später war auf dem Verwaltungsflur die
Hölle los. Wer ahnungslos aus dem Fahrstuhl trat, musste den Eindruck gewinnen,
in eine Großrazzia der Polizei geraten zu sein. Uniformierte verschwanden mit
Ramona, um die Feudel- Mappe der
Sekretärin sicherzustellen, weiß gekleidete Spurensicherer schleppten Akten aus
Adolfs Büro, Staschek, als gut aussehender Chefermittler in Zivil, las Adolf
ihre Rechte vor und bat die Klinikleiterin, ihn aufs Präsidium zu begleiten.
Die inzwischen eingetrudelten Verwaltungsmitarbeiter steckten neugierig ihre
Köpfe aus den Bürotüren, Gott blieb eine Sekunde verblüfft in der Liftkabine stehen,
bevor er sich in sein Büro traute.
    Danner sollte seine Aussage zu Protokoll geben und fuhr
mit Staschek zum Präsidium, deshalb stand ich plötzlich allein neben dem
Geisterfresser in Ramonas Büro.
    Weil staubsaugen im Augenblick sowieso nicht angebracht
schien, beobachtete ich, wie der Trupp der Spurensicherung Adolfs Akten
beschlagnahmte. Ein sommersprossiger Rotschopf sammelte mit einer weiß behandschuhten
Hand Adolfs Medikamentenvorrat aus dem Schreibtisch in eine durchsichtige Tüte.
    Â»Diazepam, Metoprolol und Digitalis«, las er die Schachtelaufschriften
einem Kollegen vor, der mit einem Aktenstapel auf dem Arm an ihm
vorbeischnaufte. »Da kannste ein Pferd mit umlegen. Verordnet kriegste das
nicht, da musste schon an der Quelle sitzen.«
    Ein Schauer kroch meinen Rücken hinauf und packte mich kalt
am Nacken. Es war der gleiche Schauer, der mich in Edith Möllerings von
Gartenzwergen bewachtem Luftschutzbunker schon beschlichen hatte.
    Nach allem, was ich gerade gehört hatte, klang ihre Verschwörungstheorie
gar nicht mehr verrückt.
    Oder entwickelte auch ich das Gartenzwergsyndrom?
    Kurz entschlossen zog ich mein Abteilungsleitertelefon
aus der Schürze und blätterte in der Nummernliste auf Ramonas Schreibtisch.

    Â 

43.
    Â»Vielen Dank, dass Sie kurz Zeit für mich haben.« Ich nahm vor
dem Schreibtisch Platz.
    Â»Kaffee?«
    Â»Gern.«
    Gott stellte mir eine dampfende Tasse hin und schenkte sich
selbst ebenfalls ein. Dann setzte sich der Chefarzt mit wallendem Rauschebart
und grünem Strickpullunder mir gegenüber.
    Ich griff nach meiner Tasse.
    Â»Womit kann ich Ihnen helfen, Frau Ziegler?«
    Â»Es geht um Medikamente. Diazepam, Digitalis und –
Metroprofol?«
    Â»Metoprolol, ein Betablocker«, half mir Gott weiter. »Ein
Herzmedikament genau wie Digitalis. Diazepam ist allerdings ein Psychopharmakon.«
    Der Kaffee war heiß, schwarz und stark, genau wie ich ihn
mochte.
    Â»Kann man an einer Überdosis dieser Medikamente sterben?«

    Gott musterte mich unter buschigen Brauen hinweg. »Natürlich
kann man. Alle sind rezeptpflichtig. Digitalis und Metoprolol senken die
Herzfrequenz, eine Überdosis kann zu Herzversagen führen.«
    Â»Herzstillstand?«
    Â»Ja.«
    Der Schauer in meinem Nacken krallte sich fest. Ich umklammerte
meinen warmen Kaffeebecher.
    Â»Wäre man sofort tot? Oder wie lange würde es vom Einnehmen
bis zum Tod dauern?«
    Gotts Augenbrauen hoben sich über dem Goldrand seiner
Brille.
    Â»Sicher nicht sofort. Generell lässt sich das nicht
sagen, es kommt auf die Dosis an. Aber jeder Körper reagiert auch anders auf
ein Medikament. Wieso interessiert Sie das?«
    War das das Gartenzwergsyndrom? Ansteckender Verfolgungswahn?
Oder war es möglich, dass Janna Adolf zu nahe gekommen war? Die Drohung, sich
mit der Feudel- Geschichte an den
Betriebsrat zu wenden, konnte Adolf ins Schwitzen gebracht haben. Die Managerin
hatte ein Motiv.

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