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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Und die Medikamente hatten ihr die Möglichkeit gegeben. Die Möglichkeit,
Janna umzubringen.
    Jetzt war mir warm, die Luft im Büro war schlecht.
    Â»Es ist nur eine Idee.« Ich trank meinen Kaffee aus. »Sind
hier im Krankenhaus schon einmal Medikamente dieser Sorte verschwunden?«
    Â»Natürlich nicht.« Gott schüttelte empört den Kopf.
    Plötzlich schwitzte ich. Ich lockerte den Kragen meiner
Bluse. Ich brauchte frische Luft. Und eine Zigarette.
    Und ich musste Staschek anrufen. Adolf musste wegen dieser
Medikamente befragt werden.
    Â»Wir führen Buch über die Arzneimittel. Sie werden in
abschließbaren Schränken aufbewahrt, jedenfalls die Kategorie, über die wir
reden.«
    Mein Blick wanderte zum Fenster. Eines war gekippt.
    Draußen war es winterlich kalt und es regnete.
    Warum war mir so warm?
    Ich bemerkte, dass die Tasse in meiner Hand wackelte, und
stellte sie auf den Schreibtisch. Meine Augen blieben an dem goldenen
Stethoskop auf dem Strickpullunder hängen.
    Ein Gedanke ging mir unendlich langsam durch den Kopf.
Ich konnte ihn kommen sehen, aber noch nicht klar erkennen.
    Gold hieß die Marke. Das waren diese Nobelgeräte, die
Gott großzügigerweise auch den Ärzten im Praktikum spendiert hatte. Gundel
hatte sie für ihn bestellt.
    Verblüfft hob ich den Blick von dem Stethoskop zu Gotts
Gesicht, das hinter dem gewaltigen Bart gut versteckt war.
    Konnte das sein?
    Der kalte Schauer hielt mich immer noch im Genick fest und
rüttelte mich.
    Ich sah Gespenster! Ich konnte mich mit Edith zusammen
einweisen lassen.
    Oder nicht?
    Ich wischte den kalten Schweiß meiner Hände an meiner
Jeans ab.
    Â»Was kriegen Sie dafür, dass Sie diese Edelstethoskope bestellen?
Oder sind Sie zufällig mit dem Inhaber der Firma verwandt?«, fragte ich den
Chefarzt direkt. Es war nur ein Gefühl, genauso gut hätte ich behaupten können,
er habe Fußpilz.
    Â»Die Firma gehört mir«, antwortete Gott gelassen. »Wir
entwickeln sehr hochwertige medizinische Geräte.«
    Ich erstarrte. Hatte er gerade zugegeben, korrupt zu
sein?
    Â»Wenn Sie es genau wissen wollen: Der Gärtner mit dem
nervigen Laubpuster macht mir meinen englischen Rasen zu Hause umsonst. Und
dafür, dass sie dem Krankenhaus das Essen liefern dürfen, hat uns die Großküche
im Erzgebirge einen Jahresvorrat Wein spendiert. Und die Wäscherei hatte als
Werbegeschenk ein nettes Mobiltelefon im Angebot.«
    Gotts dunkle Augen begannen unter seinen buschigen Brauen
zu glühen.
    Â»Ich wusste von Anfang an, dass man Sie nicht unterschätzen
darf. Katja fand meine Bedenken lächerlich.«
    Katja?
    Katja A. Schrage, also Adolf? Die beiden machten gemeinsame
Sache? Mir war schwindelig. Ich hätte mir eine Armee von Gartenzwergen
gewünscht, die mit Harken und Beilchen hinter den Sesseln hervorsprangen und
den Arzt verhafteten.
    Â»Katja neigt zu einer gewissen Arroganz gegenüber dem
Reinigungspersonal«, fuhr Gott fort. »Deshalb sitzt sie jetzt im Polizeipräsidium.
Vor Janna Degenhardt hatte ich sie ebenfalls gewarnt. Aber die hat sie für eine
dummes Blondchen gehalten, bis es beinahe zu spät gewesen wäre. Im Fall
Degenhardt konnte ich ihr allerdings noch in letzter Sekunde ihren süßen
Chefinnenarsch retten.«
    Sein Gesicht verschwamm, schien auf einmal nur noch aus
Bart zu bestehen, in dem die dunklen Augen gefährlich funkelten.
    Â»Sie haben gar nicht versucht, Janna zu retten«, begriff
ich lahm.
    Â»Sehen Sie, was ich meine?«, fragte Gott. »Sie sind zu
schlau, mein Kind. Deshalb kann ich diesmal leider nur noch meinen eigenen Hintern
in Sicherheit bringen.«
    Â»Sie haben gar nicht versucht, Janna zu retten«,
stammelte ich noch mal. Ich wollte Gott ansehen, doch immer wieder schaukelte
sein Gesicht vor meinen Augen weg.
    Â»Natürlich nicht!« Der Arzt ließ seine Faust auf den
Tisch krachen. »Sie hätte gar nicht im OP landen sollen! Das Digitalis hätte
sie umhauen müssen. Aber sie war jung und gesund, das kommt in der Praxis nicht
oft vor. Meine Dosis hat nicht ausgereicht. Glücklicherweise sterben Menschen
oft bei Operationen, ich konnte den Fehler korrigieren.«
    Â»Sie haben sie umgebracht?«
    Â»Trotz des Dosierungsfehlers war der Plan perfekt. Niemand
hätte etwas gemerkt, wenn Sie nicht angefangen hätten zu schnüffeln!«
    Mein Herz schmetterte gegen meine

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