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Hämatom

Hämatom

Titel: Hämatom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Rippen, langsam und
schwer.
    Gott hatte Janna kaltblütig ermordet!
    Der Raum drehte sich. Dunkle Punkte tanzten in der Luft
um mich herum. Ich klammerte mich mit beiden Händen am Schreibtisch fest, um
nicht umzukippen.
    Gott griff nach meinem Kinn und schob mit dem Daumen mein
Augenlid hoch.
    Â»Bei Ihnen dürfte die Dosis stimmen«, stellte er
zufrieden fest.
    Dosis?
    Nur sehr langsam begriff ich den Sinn seiner Worte. Der
Kaffee! Er hatte mir etwas in den Kaffee getan! Er wollte mich umbringen, genau
wie Janna!
    Falsch! Er hatte es schon getan …
    Â»Der Kaffee?«
    Â»Was glauben Sie, wie es mich gefreut hat, dass Sie mich
angerufen und um Rat gebeten haben. Ich habe sofort die richtige Mischung für
Sie vorbereitet.«
    Scheiße.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße!
    Â»Ich habe die Polizei bereits informiert, dass Janna an
Medikamenten gestorben ist!« Ich lallte die Lüge, als hätte ich zu viel
getrunken. Ich war mir nicht sicher, ob Gott verstehen konnte, was ich sagte.
    Der Arzt starrte mich an.
    Ich spürte, dass ich zur Seite sackte, obwohl ich mich am
Schreibtisch festhielt.
    Â»Sie denken doch nicht, dass man wieder an Herzversagen
glaubt, wenn hier die nächste Putzfrau tot umfällt«, stammelte ich. »Und Sie
werden das nicht Adolf in die Schuhe schieben können, die sitzt gerade im
Präsidium.«
    Gotts Augen glühten starr hinter den gold umrandeten
Gläsern seiner Brille.
    Sein Blick war das Letzte, was ich sah, bevor ich vom
Stuhl kippte.

    Â 

44.
    Â»â€¦ hat den Schreibtisch gewischt und ist plötzlich umgefallen«,
hörte ich Gotts ruhige Stimme weit weg, dumpf und besorgt. »Ich habe das
Digitalis in ihrer Tasche gefunden. Vielleicht eine versehentliche
Überdosierung. Das Antidot scheint jedenfalls anzuschlagen, sie stabilisiert
sich.«
    Stille.
    Jemand bewegte meinen Arm.
    Â»Ich sollte Ihnen vermutlich etwas erzählen«, murmelte
dann eine Frauenstimme, die so verwaschen klang, als würde sie durch einen
nassen Lappen sprechen. Trotzdem kam sie mir bekannt vor. »Ich schätze, es ist
wichtig.«
    Â»Was?«, hakte Gott nach.
    Wieder Stille.
    Â»Gundel, was sollten Sie mir erzählen?«
    Gundel zögerte immer noch.
    Allmählich ahnte ich, worüber die beiden sprachen. Ich
öffnete die Augen, doch ich erkannte die weiß gekleideten Gestalten nur
verschwommen. Ich wollte mich aufsetzen, doch mein Körper, meine Arme, meine
Beine schienen bleischwer. Ich schaffte mit Mühe, meinen Kopf zur Seite zu
rollen.
    Â»Ganz ruhig. Alles in Ordnung, Mädchen«, Gundel drückte
mir einen kalten Lappen auf die Stirn.
    Â»Vielleicht hat sie das Zeug absichtlich genommen«, sagte
Gundel zu Gott. »Vielleicht hat sie es irgendwo auf Station mitgenommen, weil
sie nichts anderes bekommen konnte. Und sie kannte sich mit der Dosierung nicht
aus.«
    Â»Nichts anderes?« Ich konnte die Spannung in Gotts Stimme
spüren.
    Ich stöhnte, weil ich kein anderes Geräusch zustande
brachte. Halt die Klappe, Gundel!
    Â»Drogen«, sagte Gundel.
    Â»Drogen? Wie kommen Sie drauf, dass sie Drogen nehmen
könnte?« Genau hörte ich den lauernden Unterton in der Stimme des Arztes.
    Â»Sie lag auf meiner Station. Wegen einer Alkoholvergiftung
und einer Überdosis Aufputschmittel. Sie sind ihr selbst begegnet. Sie war
dabei, als Janna Degenhardt zusammengebrochen ist.«
    Jetzt war es Gott, der schwieg. Doch ich ahnte, dass er
fieberhaft nachdachte.
    Ich hatte ein Drogenproblem gehabt. Da klang eine
Überdosis doch wunderbar plausibel.
    Â»Wir brauchen noch eine Infusion.«
    Die Tür klappte. Gundel war weg.
    Â»Drogen. Wie interessant«, murmelte Gott, während er
meine Ärmel hochzog. »Aber nicht gespritzt. Tja, dann wird’s Zeit.«
    Er tätschelte unsanft meine Wange.
    Ich versuchte, meinen Arm wegzuziehen, doch mir fehlte
die Kraft.
    Â»Sie haben Glück, Frau Ziegler«, sprach Gott mit mir, weil
er bemerkte, dass ich nicht mehr bewusstlos war. »Durch eine Überdosis zu
sterben gefällt Ihnen sicher besser als durch eine Medikamentenvergiftung. Ich
werde das für Sie möglich machen.«
    Ich kämpfte gegen die nächste Bewusstlosigkeit an, doch
ich merkte, dass ich verlor.

    Â 
    Als ich das nächste Mal zu mir kam, erkannte ich
einen durchsichtigen Beutel, der über mir in der Luft hing. Mühsam verfolgte
mein Blick den dünnen Schlauch.

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