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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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unbekannt sein, etwa so, wie wir nicht mehr das Gefühl kennen, von einem Dinosaurier gejagt zu werden. Also kommen sie deswegen hierher. Das ist ihre Steinzeit.«
    »Aber…«
    »All dieses Zeug über die plötzlich ansteigende Verbrechensrate, über zunehmende Brutalität und Gewaltverbrechen. Wir haben keine Schuld daran, sondern sie. Sie kommen hierher. Wir sind nicht schlimmer, als wir es immer waren. Sie quälen uns. Sie tun uns Gewalt an. Sie fügen uns so lange Schmerz zu, bis wir ihnen das Gefühl geben, eine Fahrt auf der Achterbahn unternommen zu haben.«
    »Und Liz?« fragte ich. »Glaubt sie auch daran?« Er schüttelte den Kopf. »Sie hat mir nie Gelegenheit gegeben, ihr davon zu erzählen.«
    »Ich habe gehört, daß sie sich selbst zu helfen weiß.«
    »Ja. Wundervolle ein Meter achtzig irischer Wut. Sie nahm mein Gewehr aus der Halterung, jenes, das ich von Patton geschenkt bekam. Wenn sie die Munition gefunden hätte, wäre es nicht bei einem Mordversuch geblieben.«
    »Das habe ich auch gehört, Eddie. Wo ist Liz jetzt?«
    »Lebt jetzt wieder in ihrer alten Wohnung.«
    »Und wo ist die?«
    »10-10 Park.«
    »Mrs. Elizabeth Bacon?«
    »Nicht mehr, nachdem bei mir in den Papieren steht, daß ich von ihr geschieden wurde. Sie benutzt jetzt wieder ihren Mädchennamen.«
    »Ah ja. Elizabeth Noyes, nicht wahr?«
    »Noyes? Wie zum Teufel kommen Sie darauf? Nein. Elizabeth Gorman.
    Chris!« schrie er, zu dem Barkeeper gewandt. »Chris! Wo sind wir hier eigentlich? In der Wüste?«
     
     
    Ich sah auf mein Chronometer. Der Zeiger stand auf halbem Wege zwischen der Zwölf und der Vierzehn. Das gab mir weitere elf Tage, bevor ich wieder zurück mußte. Gerade genug Zeit, um mit Liz Gorman noch einiges an Action abzuziehen. Das mit dem Gewehr klang wirklich vielversprechend. Freyda hatte recht behalten. Es würde richtig gut werden.
    Ich stand auf. »Ich muß jetzt leider gehen, Eddie«, sagte ich. »Sigma, mein Bester.«

Oddy und Id
     
     
     
    Dies ist die Geschichte eines Ungeheuers.
    Zu Ehren von Papas bevorzugtem Helden nannten sie ihn trotz Mamas verzweifelter Gegenwehr Odysseus Gaul; aber vom ersten Lebensjahr an war er als Oddy bekannt.
    Das erste Lebensjahr ist angefüllt mit egoistischer Sucht nach Wärme und Sicherheit. Als Oddy geboren wurde, hätte niemand geglaubt, daß sie ihm gewährt worden wäre, da Papas Maklerfirma bankrott war und Mama an Scheidung dachte. Aber ein plötzlicher Entschluß der United Radiation, in der Stadt ein Zweigwerk zu errichten, machte Papa wieder reich, und Mama verliebte sich erneut in ihn. Also wurde Oddy Wärme und Sicherheit zuteil.
    Das zweite Lebensjahr wird ausgefüllt durch ein Meer von neuen Erfahrungen. Oddy krabbelte und forschte. Als er die karmesinrot leuchtenden künstlichen Kohlen im künstlichen Kamin anfassen wollte, bewahrte ihn ein Kurzschluß vor argen Verbrennungen. Als er aus dem Fenster im dritten Stock fiel, landete er in einem bis zum Rand gefüllten Grasbehälter des Mechano-Gärtners. Als er die Phoebus-Katze an den Schnurrbarthaaren zog und sie nach seinem Gesicht schlug, fuhren die messerscharfen Fänge harmlos an seinem Ohr vorbei. »Die Tiere lieben Oddy«, meinte Mama. »Sie tun nur so, als ob sie ihn beißen wollten.«
    Oddy wollte natürlich geliebt werden. Also wurde Oddy von jedem geliebt. Als Kleinkind wurde er verhätschelt, gestreichelt und verwöhnt. Ladenbesitzer beschenkten ihn großzügig, und Freunde der Familie überhäuften ihn mit Liebesgaben. Oddy aß und trank so viel an Limonade, Süßigkeiten, Torten, Gebäck, Kaugummi und Eis, daß es für einen ganzen Kindergarten gereicht hätte. Und er wurde niemals krank. »Genau wie sein Vater«, meinte Papa. »Liegt in der Familie.« Bald schon erzählte sich die gesamte Familie Legenden über Oddys Glück. Zum Beispiel, wie ein völlig Fremder ihn für den eigenen Sohn hielt, als Oddy gerade in den elektronischen Zirkus ging, und so lange auf ihn acht gab, bis die Gefahr bei der verheerenden Explosion von ‘98 vorüber war; wie ein vergessenes Buch aus einer Bibliothek ihn vor dem Raketenzusammenstoß von ‘99 bewahrte; wie eine Vielzahl von seltsamen Zufällen ihn vor einer Vielzahl der unterschiedlichsten Katastrophen rettete. Und niemand bemerkte, daß er ein Ungeheuer war… noch nicht.
    Mit achtzehn war er mit seinem dichten braunen Haar, den warmen braunen Augen und dem sympathischen Lächeln, das ebenmäßige weiße Zähne enthüllte, ein wirklich hübsch

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