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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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Neandertaler.«
    »Ich meine prähistorische Erinnerungen«, fuhr Bacon fort. »Sie treiben einen auf die Achterbahn, lösen irgendwelche Emotionen aus, und plötzlich glaubt man, man würde mit einem Dinosaurier um die Wette fahren. Er jagt einen, und man versucht, ihm zu entkommen, um nicht in seinem Glutodem zu sterben. Logisch. Die Reste der Steinzeit in uns. Deshalb mögen die Kinder auch so gerne Karussell fahren. Jedes Kind hat eine lebhafte Erinnerung an die Steinzeit.«
    »Erwachsene auch. Was ist mit Liz?«
    »Chris!« schrie Bacon. Wieder kamen zwei Drinks. »Ja… Liz«, sagte er. »Das Mädchen ließ mich vergessen, daß es je eine Liz gegeben hat. Ich traf sie vor der Achterbahn. Dort wartete sie darauf, sich ins Vergnügen stürzen zu können. Wie eine Schwarze Witwe – die Spinnenart, meine ich.«
    »Liz?«
    »Nein. Die kleine Hure, die nicht dort war.«
    »Wer?«
    »Haben Sie noch nie etwas von Bacons fehlender Gespielin gehört? Von der unsichtbaren Lady? Bacons Wunschträumen?«
    »Nein.«
    »Mann, wo verkehren Sie eigentlich? Wie Bacon eine Wohnung für ein Mädchen mietete, das es überhaupt nicht gab. Darüber lacht man sogar heute noch. Alle außer Liz. Alle meine Geschäftskollegen.«
    »Ich arbeite nicht in Ihrer Branche.«
    »Nein?« Er nahm einen tiefen Schluck, setzte das Glas ab und grübelte über dem Tisch wie ein Kind über einer Rechenaufgabe. »Ihr Name war Freyda. F-R-E-Y-D-A. Wie Freya, die Göttin des Frühlings. Ewige Jugend. Außen war sie wie eine Jungfrau von Botticelli. Innen war sie ein Tiger.«
    »Freyda… wie?«
    »Weiß nicht. Den Nachnamen habe ich nie erfahren. Vielleicht hatte sie auch gar keinen, da sie imaginär war. Jedenfalls sagen sie alle mir das immer wieder.« Er atmete tief ein. »Ich mache eine Krimiserie für das Fernsehen. Ich kenne jede krumme Masche, die es gibt. Das ist mein Metier – das Verbrechen. Aber sie hatte einen ganz neuen Trick, machte mich an, indem sie vorgab, sie habe die Kinder irgendwo getroffen. Wer kann schon sagen, ob ein Kind jemanden kennt oder nicht? Kinder sind sowieso nur halbe Menschen. Ich hatte schwer an ihrer Routine zu schlucken. Als ich merkte, daß sie mich belog, hatte ich sie schon getroffen und war tot. Sie hatte mich ganz fest am Haken.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Eine Frau ist eine Frau«, sagte Bacon. »Drei Frauen sind nur ein bißchen mehr als eine. Aber diesmal stieg ich mit einem Tiger ins Bett.« Er lächelte säuerlich. »Nur sagt man mir immer wieder, daß dies alles nur in meiner Vorstellung geschah. Das ist alles nur in meinem Kopf. Ich habe sie niemals wirklich getötet, niemals… weil sie nie wirklich gelebt hat.«
    »Sie haben sie umgebracht? Freyda?«
    »Von Anfang an war es ein Krieg«, sagte er, »und er endete mit einer Tötung. Mit ihr war es keine Liebe, sondern Krieg.«
    »Alles in Ihrer Einbildung?«
    »Das sagen mir diese kopfschrumpfigen Psychiater auch. Ich habe eine volle Woche verloren. Sieben Tage. Sie sagten mir, daß ich wirklich eine Wohnung gemietet hätte, in Ordnung, aber Freyda wäre niemals dort eingezogen, weil es sie gar nicht gegeben hätte. Wir lagen uns nicht ständig in den Haaren, weil ich dort allein wohnte. Allein. Es gab keine verrückte, geile Hure, die ›Sigma, Liebling‹ zu sagen pflegte.«
    »Was sagte sie?«
    »Hören Sie schlecht? Sigma, Liebling. Das war ihre Art, ›auf Wiedersehen‹ zu sagen: ›Sigma, Liebling.‹ Und das mit einem verrückten Glitzern in den jungfräulichen Augen. Sie sagte mir, daß es mit uns keinen Sinn hätte. Dann rief sie Liz an, erzählte ihr alles und ging davon. ›Sigma, Liebling‹, sagte sie und schloß die Tür auf.«
    »Sie hat Liz alles erzählt? Ihrer Frau?«
    Bacon nickte. »Ich bekam sie noch zu fassen und zerrte sie von der Tür weg. Dann schloß ich ab und rief Liz an. Dieser Tiger kratzte die ganze Zeit über an mir herum. Ich bekam Liz zu sprechen, und es war wahr. Liz packte gerade ihre Sachen zusammen. Ich schlug dieser Hure den Telefonhörer auf den Kopf. Ich war wahnsinnig wütend, riß ihr die Kleider vom Leib, zerrte sie ins Schlafzimmer, warf sie aufs Bett und fiel über sie her. Mann! Wie ich’s ihr besorgt habe…«
    »Liz?« fragte ich nach einer Pause.
    »Sie trommelten gegen die Eingangstür«, fuhr Bacon fort. »Ich wußte, daß ich sie dabei umgebracht hatte. Sie mußte einfach tot sein. Ich schloß auf, und draußen standen Tausende von Polizisten und Schaulustigen, die von den Schreien herbeigelockt

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