Hände weg von Zeitmaschinen
aussehender junger Mann. Er war stark, gesund und intelligent, dabei in seiner ruhigen, entspannten Art gar nicht eingebildet. Er hatte Charme und war glücklich. Bislang hatte seine monströse Boshaftigkeit nur Auswirkungen auf die kleine Stadteinheit gehabt, wo er geboren und aufgewachsen war. Nachdem er das Gymnasium beendet hatte, kam er nach Harvard. Dort platzte eines Tages einer seiner vielen neuen Freunde in den Schlafsaal und sagte: »He, Oddy, komm doch auf den Platz und hilf uns beim Kicken!«
»Ich weiß nicht, wie das geht, Ben«, gab Oddy zurück. »Ehrlich nicht?« Ben klemmte den Fußball unter den Arm und zog Oddy mit. »Wo kommst du denn her, Kumpel?«
»Bei uns zu Hause halten sie nicht viel von Football«, lächelte Oddy. »Es heißt, Football sei altmodisch. Wir spielen immer Huxley-Hob.«
»Huxley-Hob! Das ist doch was für Eierköpfe«, meinte Ben. »Football ist immer noch Klasse. Willst du nicht berühmt werden? Als Profifootballspieler bist du jeden Samstagabend in der Sportschau!«
»Das weiß ich auch, Ben. Also, erkläre mir schon das Spiel!« Ben erklärte es langsam und geduldig. Oddy nahm die Lektionen ernst. Sein dritter Ball wurde von einem plötzlichen Windstoß siebzig Meter durch die Luft gewirbelt und flog im dritten Stock des Universitätsgebäudes durch die Fensterscheibe des Büros von Universitätsrichter Charly (»Abstauber«) Stuart. Stuart warf einen Blick aus dem Fenster und schickte Oddy zu dem Spielfeld, wo die Soldaten trainierten. Drei Sonntage später konnte man die ersten Überschriften lesen: Oddy Gaul: 57 – Armee: 0.
»Verdammt und zugenäht!« fluchte Trainer Hig Clayton. »Wie macht der Junge das nur? An ihm ist nichts Außergewöhnliches, er ist ein völlig durchschnittlicher Spieler. Aber wenn er läuft, dann stolpern seine Verfolger. Wenn er tritt, fummeln sie noch. Wenn er fummelt, stehen sie wie gelähmt da und lassen sich umspielen.«
»Er ist ein Negativ-Spieler«, gab Abstauber zurück. »Er läßt die anderen Fehler begehen und nutzt diese aus.« Sie hatten beide unrecht. Oddy Gaul war ein Monstrum. Als Oddy ein zu ihm passendes junges Mädchen suchte, wanderte er zufällig in die Abteilung für Photographie, verlief sich, landete in einer Dunkelkammer und fand darin ein Mädchen in einem weißen Arbeitskittel, das gerade Bilder entwickelte. Sie trug ihr schwarzes Haar sanft gewellt, hatte eisblaue Augen, ein markant geschnittenes Gesicht und eine erregend knabenhafte Figur. Sie warf ihn hinaus, und Oddy verliebte sich in sie… zumindest für einige Zeit.
Als er dieses Erlebnis seinen Freunden erzählte, brachen sie in gellendes Gelächter aus. »Beim Schatten des Pygmalion, Oddy, weißt du denn nichts über sie? Das Mädchen ist frigide. Eine Statue. Sie verabscheut Männer. Du verschwendest nur deine Zeit.«
Aber durch das Geschick ihres Psychoanalytikers besiegte das Mädchen eine Woche später einen Teil ihrer Neurosen und verliebte sich ihrerseits zutiefst in Oddy Gaul. Es war eine plötzliche, verzehrende Liebe, die zwei Monate anhielt. Gerade als Oddys Interesse nachzulassen begann, hatte das Mädchen einen Rückfall, und sie trennten sich friedlich und in gegenseitiger Übereinstimmung.
Soviel zu kleineren Ereignissen, die einen guten Überblick über Oddys unwahrscheinliches Glück geben. Im September seines zweiten Jahres meldete sich Oddy mit einer Arbeit zum Thema »Die Gründe der Rebellion« für die Prüfung in Politischer Ökonomie an. Die verblüffende Ähnlichkeit der Thesen seines Arbeitspapieres mit jener Rebellion, die am gleichen Tage auf den Asteroiden ausbrach, ließ seine Arbeit zur besten des gesamten Seminars werden.
Im Oktober beteiligte sich Oddy mit zwanzig Dollar an einem Wettspiel zum Thema »Markt-Trends«, das einer seiner Mitstudenten aus einem alten Buch ausgegraben und modernisiert hatte. Oddys Tips waren geradezu prophetenhaft, aber als Oddy später seinen Einsatz um das Vierfache erhöhte, gerieten die Mitspieler in helle Panik und gaben auf. Oddy gewann hundert Dollar.
Und so ging es weiter und wurde immer schlimmer. Eben ein Ungeheuer…
Nun kann ein Monstrum sehr viel hinzulernen, wenn es spekulative Philosophie studiert, deren Theorie in der Geschichte verwurzelt ist und besagt, daß die Gegenwart von der statistischen Analyse der Vergangenheit abhängt. Im Gegensatz dazu beißen sich die modernen Wissenschaften am Phänomen der Jetztzeit fest wie eine Bulldogge am Hosenbein des Briefträgers.
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