Hände weg von Zeitmaschinen
, indem man Stickstoff mit Alpha-Strahlung beschießt –, ohne in diesem Falle Stickstoff oder Alpha-Strahlung zu benutzen, klopfte ihm Migg sogar begeistert auf die Schulter. Dann machte sich der kleinwüchsige Mann an die Arbeit, vollzog das Experiment nach und fand schließlich die logische, aber äußerst unglaubliche Verkettung von Zufällen, die das Gelingen des Experiments erklärte.
Von nun an widmete Migg seine Freizeit der genauen Beobachtung von Oddys Fortschritten in Harvard. Er hatte ein zweistündiges Gespräch mit einer Analytikerin von der Fakultät der Astronomen und unterhielt sich zehn Minuten lang mit Hig Clayton und Abstauber Stuart. Er fand alles über die Wette heraus, auch über die Arbeit zur Prüfung in Politischer Ökonomie und stieß auf ein weiteres halbes Dutzend anderer Zufälle, die ihn mit unwahrscheinlicher Freude erfüllten. Dann legte er seine Kleidung des zwanzigsten Jahrhunderts ab, warf, wie es sich gehörte, einen Umhang über und betrat zum ersten Mal in diesem Jahr die Clubräume der Fakultät.
Im Diathermie-Alkoven fand gerade ein vierhändiges Schachspiel statt, aufgebaut auf einem transparenten Torioden. Es fand schon statt, seitdem Migg der Fakultät angehörte und würde in diesem Jahrhundert wahrscheinlich nicht mehr beendet werden. In der Tat bereitete Johansen, der die roten Figuren spielte, schon seinen Sohn darauf vor, ihn in dem sehr wahrscheinlichen Fall zu ersetzen, daß er sterben würde, bevor das Spiel beendet war.
So unvermittelt wie immer marschierte Migg zu dem leuchtenden Brett, das mit vielfarbigen Figuren gesprenkelt war, und platzte heraus: »Was wissen Sie über Zufälle?«
»He?« sagte Bellanby, der Philosoph in res der Universität. »Guten Abend, Migg. Meinen Sie den Zufall der Materie oder den des Seins? Doch andererseits impliziert Ihre Frage…«
»Nein, nein«, unterbrach Migg. »Entschuldigen Sie bitte, Bellanby. Darf ich die Frage neu formulieren? Gibt es einen Zwang der Probabilität?« Hrrdnikkisch beendete seinen Zug und widmete Migg seine volle Aufmerksamkeit, wie auch Johansen und Bellanby. Nur Wilson fuhr damit fort, das Schachbrett zu studieren. Da ihm eine Stunde für den Zug gestattet war und er diese sicherlich auch benötigen würde, war Migg sich sicher, daß genug Zeit blieb, um sein Problem zu diskutieren. »Gibt esch einen Schwang der Probabilität…« lispelte Hrrdnikkisch. »Dasch ischt nicht gerade ein neuesch Konzept, Migg. Ich erinnere mich an eine Abhandlung über daschelbige Thema im Intergraph, Jahrgang LVII, Nummer neun. Wenn ich mich nicht irre, wurde die Kalkulierbarkeit der Wahrscheinlichkeit dort bewieschen.«
»Nein«, unterbrach Migg erneut, »Entschuldigung, aber ich bin weder an der Mathematik noch an der Philosophie der Wahrscheinlichkeit interessiert. Hm, lassen Sie es mich folgendermaßen erklären: Die Neigung zur Wahrscheinlichkeit, zum Zufall, hat bereits Einlaß in die Psychoanalyse gefunden. Denken Sie doch nur an Patons Theorem der anhaftenden neurotischen Norm. Aber ich bin auf das Gegenteil gestoßen. Ich habe einen Fall mit Neigung zum Glück entdeckt.«
»Ach ja?« kicherte Johansen. »Belieben Sie zu scherzen, lieber Kollege? Abwarten und Tee trinken…«
»Nein«, gab Migg zurück. »Ich bin mir völlig sicher. Ich habe einen jungen Mann mit absolutem Zwang zum Glück entdeckt.«
»Gewinnt er beim Kartenspiel?«
»Er gewinnt bei allem. Bitte akzeptieren Sie dieses Postulat für den Moment, den Beweis werde ich später antreten. Es gibt also einen Mann, der das Glück magisch anzieht. Was er begehrt, bekommt er auch, ob er Aussichten hat, es zu erreichen oder nicht. Wenn seine Wünsche gar nicht mehr mit den Voraussetzungen zu decken sind, dann treten unmögliche Zufälle oder sogar Wunder auf und ermöglichen es ihm.«
»Nein«, sagte Bellanby und schüttelte den Kopf, »das ist zu weit hergeholt.«
»Den empirischen Beweis dafür habe ich bereits geliefert«, fuhr Migg ungeachtet des Einwurfs fort. »Es verhält sich tatsächlich so. Die Zukunft ist nichts anderes als die Wahl zwischen vielen einzigartigen Möglichkeiten, von denen jede nach der Realisierbarkeit und abhängig von den Voraussetzungen betrachtet werden muß…«
»Ja, sicher«, warf Johansen ein. »Je größer die Anzahl der begünstigenden Wahrscheinlichkeitsfaktoren, desto größer ist auch die Aussicht, daß das Ereignis tatsächlich eintrifft. Das ist ein elementarer Satz, Migg. Bitte fahren Sie fort.«
»Das
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