Hände weg von Zeitmaschinen
neutralisieren und machte mich dann an Gandrys Tür zu schaffen. Nach zwei oder drei Minuten hatte ich das Schloß geknackt und die Tür geöffnet. Ein Taschentuch vor Mund und Nase gedrückt, ging ich hinein. Es war dunkel. Zielstrebig ging ich zur Küche und stolperte über eine Gestalt, die – mit dem Kopf im Ofen – auf dem Boden lag. Ich stellte das Gas ab und riß ein Fester auf. Dann rannte ich zum Wohnzimmer und öffnete dort ebenfalls die Fenster. Ich steckte den Kopf hinaus, atmete tief ein und machte mich dann daran, für Durchzug zu sorgen. Schließlich untersuchte ich den leblosen Körper. Natürlich war es Gandry. Er atmete noch. Sein grobschlächtiges Gesicht war geschwollen und purpurrot angelaufen, und sein Atem klang rasselnd wie der Singsang eines Indianers. Ich ging zum Telefon und rief Freyda an. »Hallo?«
»Freyda?«
»Ja?«
»Wo treibst du dich rum? Weihalb bist du nicht bei Gandry?«
»Bist du das, David?«
»Ja. Ich bin gerade gekommen und fand Gandry halbtot vor. Er versuchte, Selbstmord zu begehen.«
»Oh, David!«
»Gas. Er ist von ganz allein zum Höhepunkt gekommen. Du hast ihn doch aufgebaut, nicht wahr?«
»Natürlich. Aber ich hätte nie geglaubt…«
»Daß er auf diese Art und Weise abrechnen würde? Ich habe dir schon hundertmal gesagt, Freyda, daß auf potentielle Selbstmordkandidaten kein Verlaß ist! Erinnerst du dich noch an die drei Schnitte über den Schlagadern? Solch ein Menschentyp gibt keine Action her. Er…«
»Du brauchst mich nicht zu belehren, David.«
»Mach dir nichts daraus. Mein Mädchen war auch ein Reinfall. Ich dachte, sie wäre eine harte Frau, Rauschgift und so, aber sie hat nur Mist gebaut. Jetzt will ich es mal mit dieser Bacon versuchen, die du erwähnt hast. Würdest du sie empfehlen?«
»Auf jeden Fall.«
»Wie kann ich sie finden?«
»Durch ihren Ehemann, Eddie Bacon.«
»Und wie kann ich den finden?«
»Versuch’s mal im Shawn oder bei Dugal oder Breen. Vielleicht ist er auch beim Griechen. Aber er ist ein Schwätzer, David, man benötigt viel Zeit für ihn. Und die hast du ja nicht mehr.«
»Das macht nichts, wenn seine Frau es wirklich wert ist.«
»Sie ist es wert, David. Ich habe dir ja schon von dem Gewehr erzählt.«
»Richtig. Was ist nun mit Gandry?«
»Ach, zum Teufel mit ihm«, schnappte sie und legte auf.
Das war schon in Ordnung. Es wurde auch Zeit, daß Freyda endlich von den Psychotikern loskam. Ich hängte ein, schloß die Fenster, ging zur Küche zurück und drehte den Gashahn wieder auf. Gandry hatte sich noch nicht gerührt. Ich schaltete alle Lampen aus, schloß hinter mir die Tür und ging.
Nun suchte ich also Eddie Bacon. Ich versuchte es im Breen, im Shawn und im Dugal und hatte endlich Glück beim Griechen in der 52. Straße.
»Ist Eddie Bacon hier?« fragte ich den Barkeeper. »Dort hinten.«
Ich schaute an der Musikbox vorbei. Hinten war es voll. »Wer davon ist er denn?«
Er deutete auf einen kleinen Mann, der allein an einem Ecktisch saß. Ich ging zu ihm und setzte mich. »Hallo, Eddie«, sagte ich.
Bacon sah zu mir auf. Er hatte ein pickliges, aufgeblähtes Gesicht, schütteres helles Haar und wäßrigblaue Augen, trug einen braunen Anzug und eine blauweiß gefleckte Krawatte. Als ich zum Schlips sah, sagte er plötzlich:
»Diesen Schlips trage ich zwischen den Kriegen. Was wollen Sie trinken?«
»Scotch mit Soda. Kein Eis.«
»Sie sind Engländer?« Dann schrie er: »Chris!« Ich bekam meinen Drink. »Wo ist Liz?« fragte ich. »Wer?«
»Ihre Frau.«
»Ich habe fünf Meter zehn an Frauen. Nebeneinandergelegt, meine ich. Jede einssiebzig groß.«
»Drei unergründliche Wesen«, meinte ich. »Auf welche beziehen Sie sich?«
»Auf die dritte, die neueste. Ich habe gehört, daß sie Sie verlassen hat.«
»Sie haben mich alle verlassen.«
»Wo ist Liz?«
»Das war so«, sagte Bacon mit gedämpfter Stimme. »Eigentlich kann ich mir das gar nicht vorstellen. Keiner kann das. Ich brachte die Kinder nach Coney Island…«
»Denken Sie nicht mehr an die Kinder. Wo ist Liz?«
»Alles der Reihe nach«, sagte Bacon unbeirrbar. »Coney Island ist ein ganz verdammter Ort. Jeder fährt in seinem Leben mal dorthin. Aber dort ist es primitiv. Einfachste Unterhaltung. Die bringen die Angsterreger in den Drüsen zum Überlaufen, aber wir mögen es. Erweckt Erinnerungen an die Vorzeit in uns. Der Cromagnon-Mensch und so weiter.«
»Der Cromagnon ist ausgestorben«, sagte ich. »Sie meinen die
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