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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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will ich tun«, spuckte Migg ungehalten. »Wenn wir die möglichen Wahrscheinlichkeiten beim Würfelspiel in Betracht ziehen, sind die Voraussetzungen sehr simpel. Bei jedem Wurf gibt es nur sechs Möglichkeiten. Der Prozentsatz der Wahrscheinlichkeit, die gewünschte Zahl zu würfeln, ist also leicht auszurechnen. Aber wenn wir die Probabilität in Größenbegriffen wie dem des Universums errechnen wollen, können wir gar nicht genug Daten sammeln, um eine Vorhersage zu treffen. Es gibt einfach zu viele Faktoren. Man kann nichts voraussagen.«
    »Dasch ischt schicher allesch richtig«, meinte Hrrdnikkisch, »aber wasch hat dasch mit Ihrem Glückspilz zu tun?«
    »Ich weiß nicht, wie er es fertigbringt, aber die Stärke oder auch die alleinige Existenz eines Wunsches von ihm scheint auf die Vielzahl von Probabilitäten einzuwirken. Indem er etwas will, wandelt er Mögliches in Wahrscheinliches und Wahrscheinliches in hundertprozentig Sicheres um.«
    »Lächerlich«, schnappte Bellanby. »Sie behaupten, daß ein Mensch weitsichtig und vorahnend genug ist, um so etwas zu vollbringen?«
    »Nichts dergleichen. Er weiß nicht, was er tut. Er glaubt einfach, daß er Glück hat, und weiter denkt er nicht darüber nach. Sagen wir, er wünscht sich… hm, schlagen Sie etwas vor.«
    »Heroin«, sagte Bellanby. »Was ist das?« wollte Johansen wissen.
    »Ein Morphium-Derivat«, erklärte Hrrdnikkisch. »Früher wurde esch hergeschtellt und an Drogenschüchtige verkauft.«
    »Heroin«, meinte Migg. »Ausgezeichnet. Sagen wir also, mein Mann verlangt Heroin, eine alte Droge, die es heute nicht mehr gibt. Sehr gut! Sein Wunsch würde in diesem Fall mit möglichen, aber unwahrscheinlichen Voraussetzungen zusammentreffen: Ein Chemiker in Australien, der an einer neuen Organsynthese arbeitet, wird zufällig und unwissentlich sechs Unzen Heroin herstellen. Vier davon wird er benötigen, aber durch einen logischen Fehler bleiben zwei zurück. Ein weiterer Zufall wird dafür sorgen, daß diese beiden Unzen in unser Land und sogar in diese Stadt verfrachtet werden, getarnt als Puderzucker in einer Plastiktüte. Der letzte Zufall bewirkt, daß das Heroin meinem Mann in einem Restaurant serviert wird, das er ganz impulsiv zum ersten Mal aufsuchen wird…«
    »Na, na, na«, sagte Hrrdnikkisch. »Diesche Geschichtschverfälschung. Diesche Fluktuation desch Schuf allsch und der Möglichkeiten… Allesch ohne jede Kenntnische zuschtande gekommen, nur durch die reine Willenschkraft einesch Mannesch?«
    »Ja«, schnarrte Migg, »genau das behaupte ich. Ich kann nicht sagen, wie er es fertigbringt, aber aus vagen Möglichkeiten macht er mit Sicherheit eintretende Geschehnisse. Und da fast alles möglich ist, ist er fähig, fast alles durchzuführen. Er ist gottähnlich, ist aber kein Gott, da er alles unterbewußt macht. Er ist ein Engel.«
    »Und wer ist dieser Engel?« fragte Johansen. Migg erzählte ihnen alles über Oddy Gaul.
    »Aber wie macht er es?« fragte Bellanby. »Wie gelingt ihm das nur?«
    »Ich weiß nicht«, wiederholte Migg. »Wie lesen Esper denn Gedanken?«
    »Was!« rief Bellanby aus. »Wollen Sie etwa das telepathische Grundmuster der Gedanken verleugnen? Das wäre…«
    »Ich will nichts dergleichen. Ich illustrierte bloß eine mögliche Erklärung. Der Mensch führt Ereignisse herbei. Der bedrohlich nah vor der Tür stehende Krieg um die Rohstoffe kann als Ergebnis der natürlichen Erschöpfung der irdischen Rohstoffquellen angesehen werden. Wir wissen, das trifft nicht zu. Er ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen, rücksichtslosen Verschwendung des Menschen. Naturphänomene werden weniger von der Natur selbst, sondern vom Menschen herbeigeführt.«
    »Und?«
    »Wer weiß? Gaul produziert solche Phänomene. Vielleicht strahlt sein Unterbewußtsein Impulse auf einer telepathischen Bandbreite ab. Er strahlt sie ab und bekommt die Ergebnisse. Nun will er Heroin. Er strahlt diesen Wunsch ab…«
    »Aber Esper können telepathische Gedankenmuster nur bis zum Horizont wahrnehmen. Direkte Wellenausstrahlung. Größere Objekte können noch nicht einmal durchdrungen werden, ein Haus zum Beispiel oder…«
    »Ich behaupte nicht, daß dieser Vorgang auf telepathischer Ebene stattfindet«, schrie Migg. »Ich versuchte, etwas Größeres, Bedeutenderes zu beschreiben. Etwas Umwälzendes. Er will Heroin. Sein Wunschgedanke geht um die Welt. Unbewußt fallen alle Menschen in ein Handlungsmuster, das dazu führt, daß Heroin so schnell

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