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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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wie möglich hergestellt wird. Dieser Chemiker aus Austria… «
    »Australien!«
    »Dieser Chemiker mag vielleicht zwischen einem halben Dutzend verschiedener Synthesen schwanken. Fünf von ihnen hätten niemals Heroin ergeben; doch Gauls Impulse bewegen ihn dazu, sich für die sechste zu entscheiden.«
    »Und wenn er das nicht tut?«
    »Wer weiß, welche parallel ablaufenden Handlungen ebenfalls initiiert wurden? Ein kleiner Junge in Montreal spielt Robin Hood, stöbert auf einem alten Grundstück herum und findet zufällig die Droge, die vor Jahrhunderten dort von Schmugglern versteckt worden ist. Eine Frau in Kalifornien sammelt alte Medizinfläschchen. Sie stößt auf ein Pfund Heroin. Ein Kind in Berlin spielt mit einem defekten Chemie-Baukasten und stellt das Rauschgift zufällig her. Selbst die unwahrscheinlichsten Zufälle kann Gaul gemäß seiner eigenen Logik geschehen lassen. Ich sage Ihnen, dieser Junge ist ein Engel!«
    Und er legte seine dokumentierten Beweise vor und überzeugte sie. So geschah es, daß sich vier höchst verschiedenartige, aber unbestreitbar hochintelligente Professoren als ausführende Verwalter des Schicksals ernannten und jenes von Oddy Gaul in die Hand nahmen. Um verstehen zu können, was sie zu erreichen versuchten, muß man zuerst einiges über die Situation der Welt in dieser zukünftigen Ära wissen. Es ist eine bekannte Tatsache, daß alle Kriege auf ökonomischen Konflikten beruhen. Anders ausgedrückt: Eine mit Waffen geführte Auseinandersetzung ist lediglich die letzte Schlacht eines ökonomischen Krieges. In vorchristlichen Jahrhunderten waren die drei Punischen Kriege der letzte Ausdruck eines Kampfes zwischen Rom und Karthago um die ökonomische Kontrolle des Mittelmeers. Dreitausend Jahre später drohte der bevorstehende Krieg um die Rohstoffe als Schlußpunkt im Kampf zwischen den beiden Unabhängigen Wohlfahrtsstaaten, die den größten Teil der Weltwirtschaft kontrollierten.
    Was Erdöl für das zwanzigste Jahrhundert war, waren SE (Kürzel für spaltbare Erze) für das dreißigste, und die Situation ähnelte in etwa der Kleinen Asien-Krise, die vor eintausend Jahren die Vereinten Nationen endgültig zerschlagen hatte. Auf Triton, einem rückständigen, semibarbarischen Satelliten, bis dahin unbeachtet und unbegehrt, waren plötzlich gewaltige Rohstofflager an SE entdeckt worden. Da Triton finanziell und technologisch nicht in der Lage war, diese SE abzubauen, bot er den beiden Wohlfahrtsstaaten Konzessionen an.
    Die Unterschiede zwischen einem Wohlfahrtsstaat und einem despotischen System sind gering. In Krisenzeiten können gewichtige Argumente beide Staatsformen dazu verleiten, nicht mehr den Geboten guten Benehmens zu folgen. Sowohl das Hohe Komitee der Nationen (vom Staatenbund Realpolitik auf Terra böswillig »Hohn« genannt) als auch der Staatenbund Realpolitik auf Terra (vom Hohen Komitee der Nationen böswillig »Ratte« genannt) litten an verzweifeltem Mangel an Rohstoffen, insbesondere an SE. Hysterisch überboten sie sich gegenseitig und lieferten sich kleine Scharmützel an den jeweiligen Vorposten im All. Ihr einziges Ziel war der Schutz ihrer Bürger. Von diesen besten Motiven getrieben, bereiteten sie sich darauf vor, dem anderen die Kehle durchzuschneiden.
    Wäre das die alleinige Angelegenheit der Bürger beider Wohlfahrtsstaaten geworden, hätte es zu einem Kompromiß kommen können. Aber Triton, wie ein kleines Kind berauscht von neuem Ruhm und neuer Macht, komplizierte die Lage, indem er Religion ins Spiel brachte und einen Heiligen Krieg ins Leben zurückrief, den die Familie der Planeten schon längst vergessen hatte. Beistand in ihrem Heiligen Krieg (der auch die Auslöschung einer harmlosen und ziemlich unbedeutenden Sekte beinhaltete, die den Namen Quäker trug) war Grundbedingung für einen Rohstofferwerb. Sowohl das Hohe Komitee der Nationen als auch der Staatenbund Realpolitik auf Terra wären bereit gewesen, die Forderungen zu erfüllen, konnten dies ihren Bürgern jedoch nicht eingestehen.
    Und so getarnt – indem sie vorgaben, die Rechte kleinerer Sekten zu vertreten, das Recht auf weiteren Vorstoß ins All und Religionsfreiheit zu garantieren, die historischen Rechte Tritons gegen billigen Neid zu verteidigen – machten die beiden Häuser der Familie der Planeten Finten, täuschten, betrogen und spionierten und kamen dabei der letzten Auseinandersetzung, die den Ruin für beide bedeutete, immer näher. Während dreier schier

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