Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
Fünfzehntausend-Ångström-Breite spezialisiert.«
    »Sie wollen ein Hexenmeister sein? Nie und nimmer!«
    »Oh, doch.«
    »Und hier arbeiten Sie?«
    »Ah, das hat dich also auch getäuscht, he? Das ist unsere Tarnung. In vielen Laboratorien, von denen ihr denkt, daß dort die Zahnpasta entsteht, wird Magie betrieben. Aber sie ist auch eine Wissenschaft. Parbleu! Wir Magier gehen mit der Zeit. Unsere Hexentränke folgen den neuesten Diätvorschriften und enthalten keine Drogen. Eine Familienpackung Hexengebräu ist hundertprozentig steril verpackt. Hexenbesen mit eingebauten Waschgelegenheiten. Zellophanumhüllte Flüche. Vater Satan in Gummihandschuhen. Dank an Lord Lister – oder ist es Pasteur? Mein Idol.«
    Der Hexenpathologe prüfte ein paar Mineralien, suchte Rat in einem Nachschlagewerk, speiste etwas in einen Computer ein und plauderte dabei weiter. »Fugit hora«, sagte er. »Dein Problem, mein Sohn, liegt darin, daß du deiner geistigen Gesundheit verlustig geworden bist. Oui? Ja, eine verdammte Flucht aus der Wirklichkeit und eine genauso verdammte Suche nach Frieden, lediglich weil ich dich einmal unvorsichtig angesehen habe. Helas! Dafür möchte ich mich entschuldigen.« Mit einem Ding, das wie eine kleine Sahnetube aussah, zog er einen Kreis um Halsyon. »Aber dein eigentliches Problem liegt darin, daß du versuchst, den Frieden der Kindheit erneut zu erlangen. Du solltest besser um den immerwährenden Frieden der geistigen Reife kämpfen, n’est-ce pas? Jeez.«
    Mit einem glitzernden Kompaß zog Aquila Kreise und Hexagramme. Dabei sprach er Beschwörungen vor sich hin, verbreitete eine Wolke mikrobenfeinen Staubes um sich und schüttete aus gefärbten Fläschchen verschiedene Flüssigkeiten darüber. »Viele Hexer finden ihr Glück darin, Wasser aus dem Jungbrunnen zu verkaufen«, murmelte er. »O ja. Es gibt viele solcher Brunnen, aber nicht für dich. Nein. Jugend ist nichts für Künstler. Alter, darin liegt die Wahrheit. Wir müssen die Jugend aus dir herausdrängen und dem Alter Platz bereiten, nicht wahr?«
    »Nein«, widersprach Halsyon schnell. »Nein. Jugend ist die Kunst. Jugend ist der Traum, der Segen.«
    »Ja, für manche. Für viele aber auch nicht. Nicht für dich. Wir müssen dich von einem Fluch befreien, mein Lieber. Lust nach Macht. Wollust. Dir widerfährt eine Ungerechtigkeit, und du ziehst dich aus der Realität zurück und dürstest nach Rache. O ja, auch Vater Freud ist mein Idol. Wir werden dich für einen sehr kleinen Preis wiederherstellen.«
    »Welchen Preis?«
    »Das wirst du sehen, wenn wir fertig sind.«
    Mr. Aquila errichtete mit den Flüssigkeiten und Pülverchen weitere Zeichen um den hilflosen Künstler. Dabei ging er sehr sorgfältig vor, schritt die Abmessungen genau ab und nahm die Zeit mit einer Quarzuhr. Dann ging er zu einem Regal, auf dem Flaschen mit Sera standen, nahm einen kleinen Woulff-Behälter mit der Aufschrift »5-271-009«, zog eine Spritze hoch und verabreichte Halsyon das Serum. »Nun beginnen wir damit«, sagte er, »dir deine Träume abzuführen. Voilà.« Er betätigte den elektrischen Zeitnehmer und trat hinter einen ledernen Schutzschild. Für einen Moment herrschte Schweigen. Plötzlich drang düstere Musik aus einem verborgenen Lautsprecher, und eine Tonbandstimme stimmte einen unerträglichen Singsang an. Dann entzündeten sich die Flüssigkeiten und Pülverchen um Halsyon. Der Künstler saß dort, umschlossen von Musik und Feuer, und die Welt begann sich mit tosender Verwirrung um ihn zu drehen…
     
     
    Der Präsident der Vereinten Nationen kam zu ihm. Er war groß und hager, lebhaft, aber verbittert. Verlegen rieb er sich die Hände. »Mr. Halsyon! Mr. Halsyon!« rief er. »Wo haben Sie gesteckt, mein Zuckermäulchen? God damn! Hoc tempore. Wissen Sie nicht, was geschehen ist?«
    »Nein«, gab Halsyon zurück, »was ist denn geschehen?«
    »Nach ihrer Flucht aus den Gefilden der Einsamkeit. Bango! Überall Atombomben. Der zweistündige Krieg. Nun ist er vorbei. Hora fugit, mein Bester, auch mit der Mannhaftigkeit ist es vorbei.«
    »Was?«
    »Die harte Strahlung, Mr. Halsyon, hat alle Männer der Welt unfruchtbar gemacht. God damn. Sie sind der einzige Mann, der noch in der Lage ist, Kinder zu zeugen. Kein Zweifel, wegen einer geheimnisvollen Mutation von Bestandteilen Ihres Make-ups sind Sie diesem Effekt entgangen. Jeez.«
    »Nein!«
    »Oui. Es ist Ihre Aufgabe, die Welt wieder zu bevölkern. Wir haben für Sie eine Suite im Odeon

Weitere Kostenlose Bücher