Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
Weltverwalter weigerte sich. »Nein, nein, mein junger Lochinvar. God damn. Unmöglich. Abgesehen von den religiösen Hinderungsgründen gibt es auch noch menschliche. Wer könnte solch einen Harem führen?«
    »Dann heirate ich eben eine.«
    »Nein, nein, nein. Pensez à moi. Wie könnten Sie eine Wahl treffen? Mit einer Lotterie? Streichhölzer ziehen? Münzen werfen?«
    »Ich habe schon eine ausgesucht.«
    »So? Welche denn?«
    »Mein Mädchen«, sagte Halsyon langsam. »Judith Field.«
    »Ah. Ihre Herzallerliebste.«
    »Ja.«
    »Auf der Liste der fünf Millionen steht sie ziemlich weit unten.«
    »Sie ist immer Nummer eins auf meiner Liste gewesen. Ich will Judith.« Halsyon seufzte. »Ich erinnere mich daran, wie sie auf dem Beaux Art Ball aussah… es war Vollmond, und…«
    »Aber auf den Vollmond müssen Sie bis zum sechsundzwanzigsten warten.«
    »Ich will Judith.«
    »Die anderen werden sie vor Eifersucht in Stücke reißen. Nein, nein, nein, Mr. Halsyon, wir müssen uns strikt an die Regeln halten. Eine Nacht für alle, mehr für keine.«
    »Ich will Judith. Sonst…«
    »Ich werde es mit dem Rat diskutieren müssen. God damn.« Ein Dutzend Delegierte der UNO, alles große, hagere, lebhafte, aber verbitterte Männer, sprachen darüber. Man entschloß sich, Jeffrey Halsyon eine geheime Ehe zu erlauben.
    »Aber keine häuslichen Bindungen«, warnte der Weltverwalter. »Sie müssen einsehen, daß Sie Ihrer Frau nicht treu sein dürfen. Wir können Sie von Ihren Aufgaben nicht entbinden. Sie sind unersetzlich.« Man brachte die glückliche Judith Field ins Odeon. Sie war ein großes, gebräuntes Mädchen mit hellem, lockigem Haar und langen Beinen. »Hallo, Liebling«, murmelte Halsyon.
    »Wenn du mich berührst, Jeff«, sagte Judith mit erstickter Stimme, »bringe ich dich um!«
    »Judy!«
    »Dieser abscheuliche Mann hat mir alles erklärt. Er schien mich aber nicht zu verstehen, als ich ihm etwas erklären wollte… Ich habe gebetet, daß du stirbst, bevor ich an die Reihe komme.«
    »Aber ich will dich heiraten, Judy!«
    »Ich würde lieber sterben als dich heiraten.«
    »Das glaube ich dir nicht. Wir haben uns doch geliebt…«
    »Um Gottes willen, Jeff, mit der Liebe ist es jetzt bei dir vorbei. Verstehst du denn nicht? Diese Frauen weinen, weil sie dich hassen. Ich hasse dich ebenfalls. Die Welt verabscheut dich. Du bist ekelhaft.« Halsyon starrte das Mädchen an und erkannte die Wahrheit in ihrem Gesicht. In einem Wutausbruch versuchte er, sie zu ergreifen. Sie wehrte sich verzweifelt. Miteinander ringend, durchquerten sie das große Wohnzimmer in voller Länge, stießen Möbelstücke um und atmeten immer schwerer, während ihr Zorn wuchs. Halsyon holte mit seiner großen Faust aus, um den Kampf ein für allemal zu beenden. Judith Field trat zurück, rutschte auf einem Teppich aus, krachte durch ein Fenster und fiel wie eine sich drehende Puppe vierzehn Stockwerke tief auf die Straße.
    Halsyon schaute erschrocken hinab. Eine Menschenmenge drängte sich um den zerschmetterten Körper. Gesichter schauten nach oben, Fäuste wurden geschüttelt. Die Menschenmenge begann zu schreien. Der Weltverwalter kam ins Zimmer gelaufen.
    »Mein Gott«, schrie er, »mein Bester, was haben Sie getan? Per conto. Dieser Funke läßt das Faß explodieren. Sie sind in Lebensgefahr. God damn.«
    »Ist es wahr, daß mich alle hassen?«
    »Helas, Sie haben also die Wahrheit herausgefunden? Dieses indiskrete Mädchen. Ich habe sie gewarnt. Oui. Jedermann verabscheut Sie.«
    »Aber Sie haben mir gesagt, daß man mich liebt. Der neue Adam. Vater der neuen Welt.«
    »Oui. Sie sind der Vater, aber welches Kind haßt seinen Vater nicht?
    Dem Gesetz nach begehen Sie außerdem Notzucht. Welche Frau würde es nicht hassen, gezwungen zu werden, solch einen Mann zu umarmen? Auch wenn es nötig für das Überleben ist? Kommen Sie schnell, mein Fels in der Brandung. Sie sind in großer Gefahr!« Er zog Halsyon zu einem zweiten Fahrstuhl und brachte ihn in den Keiler des Odeons.
    »Die Armee wird Sie hier herausholen. Wir werden Sie erst einmal in die Türkei bringen und dann versuchen, eine Lösung zu finden.« Halsyon wurde in den Gewahrsam eines großen, hageren, verbitterten Armeecolonels überstellt, der ihn auf Schleichwegen zu einem Wagen führte, der mit laufendem Motor wartete. Der Colonel stieß Halsyon hinein. »Alea iacta est«, sagte er zu dem Fahrer. »Schnell, mein Korporal. Beschützen Sie unseren Treuglaubenden. Zum

Weitere Kostenlose Bücher