Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
Flughafen. Alors!«
    »God damn, Sir«, gab der Korporal zurück. Er salutierte und fuhr los. Als der Wagen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Straßen raste, sah Halsyon ihn sich näher an. Er war ein großer, hagerer Mann, lebhaft, aber verbittert.
    »Kulturkampf der Menschheit«, stieß der Korporal hervor. »Jeez!« Man hatte eine große, aus Mülltonnen, Möbeln, umgeworfenen Autos und Verkehrsschildern improvisierte Barrikade auf der Straße errichtet. Der Korporal mußte bremsen. Als er den Wagen wenden wollte, tauchte ein Mob von Frauen aus den Hauseingängen, Kellern und Geschäften auf. Schreiend schwangen sie selbstgebastelte Keulen. »Exzelsior!« rief der Korporal. »God damn!« Er versuchte, seine Dienstpistole aus dem Halfter zu ziehen. Die Frauen rissen die Wagentüren auf und zerrten Halsyon und den Korporal heraus. Halsyon kämpfte sich frei, schlug sich durch den wilden Mob, gelangte zu einer Seitenstraße und stolperte schwankend auf ein offen daliegendes Kohlenlager zu. Er fiel, fiel in einen endlosen, dunklen Raum. Sein Verstand wirbelte umher. Ein Sternenstrom floß vor seinen Augen dahin…
    Und er drehte sich allein im Weltraum, trieb dahin, ein Märtyrer, das mißverstandene Opfer einer grausamen Ungerechtigkeit.
    Er war immer noch an das angekettet, was einst die Wand von Zelle 5, Block 27, Reihe 100, Flügel 9 des Zuchthauses von Callisto gewesen war, bis diese unerwartete Gamma-Explosion die weitläufigen Kerker der Festung – sie erstreckten sich über ein größeres Areal als das Château d’If – auseinandergerissen hatte. Diese Explosion, so wußte er nun, war von den Grssh ausgelöst worden.
    Alles, was er besaß, war seine Sträflingskleidung, ein Helm, ein Behälter mit Sauerstoff, sein vehementer Zorn auf die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren war, und sein Wissen um das Geheimnis, wie den Grssh auf ihrem wahnsinnigen Eroberungsfeldzug Einhalt geboten werden konnte.
    Die Grssh, scheußliche Plünderer von Omicron Ceti, degenerierte, kaltblütige, milbenähnliche Weltraumimperialisten, deren Überleben von den psychotischen Angstgefühlen, die sie durch geistige Kontrolle in den Menschen erzeugten und von denen sie sich ernährten, abhängig war, eroberten die bekannte Galaxis mit atemberaubender Geschwindigkeit. Sie waren unangreifbar, da sie die Kunst der Simulkinese beherrschten – die Fähigkeit, zugleich an zwei verschiedenen Orten zu sein. In der tief schwarzen Weite des Weltalls bewegte sich langsam – wie ein umherirrender Meteor – ein Lichtpunkt. Halsyon ahnte, daß es ein Rettungsschiff war, welches das All nach Überlebenden durchkämmte. Er fragte sich, ob das Licht des Jupiters, das ihn mit rostroter Strahlung überflutete, ausreichen würde, um ihn seinen Rettern sichtbar zu machen. Und er fragte sich, ob er überhaupt gerettet werden wollte. »Alles wird wie gehabt sein«, knirschte Halsyon. »Fälschlicherweise angeklagt von Balorsens Roboter, ungerechterweise verurteilt von Judiths Vater, von Judith selbst verachtet. Man wird mich wieder ins Gefängnis werfen, und schließlich werde ich von den Grssh getötet werden, wenn sie die letzten Bastionen der Erde niederreißen. Warum soll ich nicht schon jetzt sterben?«
    Aber noch während er sprach, bemerkte er, daß er sich etwas vorlog. Er war der einzige Mensch, der das Geheimnis kannte, das die Erde und die gesamte Galaxis retten konnte. Er mußte überleben.
    Mit neu erwachtem Überlebenswillen kämpfte Halsyon gegen die ihn haltenden Ketten an und kam schließlich auf die Füße. Mit der stählernen Kraft, die er während seiner Gefangenschaft in den Erzminen der Grssh gewonnen hatte, winkte und rief er. Aber der Lichtpunkt änderte den Kurs, der an ihm vorbeiführen würde, nicht. Plötzlich sah er, wie seine rasselnden Ketten einen hellen Funken auf dem feuersteinhaltigen Felsen erzeugten, und kam auf eine verzweifelte Idee, wie er die Aufmerksamkeit des Schiffes auf sich lenken konnte. Er löste den Plastik-Schlauch seines O 2 -Tanks von seinem Helm. Der lebenswichtige Sauerstoff zischte ins All ab. Mit zitternden Händen ergriff er die Kette und schlug sie auf den Felsen, über dem der Sauerstoff schwebte. Ein Funken glimmte auf, und das Oxygen fing Feuer. Ein grellweiß aufflammender Geysir erhob sich fast einen Kilometer hoch ins All.
    Während der letzte Sauerstoff in seinem Helm langsam verbraucht wurde, schwenkte er den Behälter in dem verzweifelten letzten Versuch, doch noch die

Weitere Kostenlose Bücher