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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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ich habe jedes Recht, mir dazu meine Gedanken zu machen?«
    Innerlich stimmte Sebastian ihm zu. Mochte Derwitz auch noch so ein Arschloch sein, er hatte recht. Leider.
    »Trotzdem verhaften Sie mich nicht?«
    Derwitz zuckte mit den Schultern. »Kann ja noch passieren.«
    »Das ist Scheiße, und das wissen Sie auch!«, mischte Uwe sich ein. »Wir sollten unsere Zeit nicht mit so einem Kinderkram verschwenden.«
    »Und stattdessen was tun?«, fragte Derwitz.
    »Suchen natürlich!«
    »Natürlich. Und Sie können mir auch sagen, wo?«
    »Sie muss ja irgendwo in der Nähe sein. Irgendwo zwischen hier, Bentlage und dem Schneiderhof. So schnell, wie sie auftaucht und wieder verschwindet, muss sie in der Nähe einen Unterschlupf haben«, sagte Uwe.
    »Richtig, aber das grenzt das Suchgebiet nicht sonderlich gut ein. Wenn wir keinen anderen Hinweis bekommen, finden wir sie nicht. Aber ich bin sicher, früher oder später wird jemand Frau Eschenbachs Wagen entdecken, und dann kommen wir weiter.«
    »Hoffentlich ist es dann nicht zu spät«, sagte Sebastian.
    Darauf erwiderte niemand etwas. Aber Blicke sagten manchmal eben doch mehr als tausend Worte, und das taten sie auch jetzt. Sebastian wusste nicht, was er noch sagen sollte. Irgendwie war auch die Wut verraucht, war der strengen Logik des Kommissars gewichen.

    Uwe fragte, was sie jetzt tun sollten, und Derwitz schlug vor, dass sie beide zum Schneiderhof fahren und dort bleiben sollten. Dann könnte Derwitz die Streife dort oben abziehen und bei der Suche einsetzen. Wieder logisch.
    Auch wenn Sebastian lieber hiergeblieben wäre, fügte er sich Derwitz’ und Uwes Willen und verließ das Haus. Er hatte auch nichts dagegen, von Uwe im Streifenwagen mitgenommen zu werden, denn er fühlte sich wirklich nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Wagen durch die Nacht zu steuern.
    Sobald sie die künstliche Helligkeit der Stadt hinter sich gelassen hatten, hüllte Dunkelheit den Wagen ein, und Sebastian sackte noch tiefer in den Sitz. Alle Kraft, die er noch in Saskias Wohnung in sich gespürt hatte, schien verpufft zu sein.
    Er kam sich klein und armselig vor; er war nicht einmal in der Lage, seine Freundin zu beschützen. Er hatte auch Edgar und Anna nicht beschützen und ihnen helfen können.
    Tatsächlich war er so weit entfernt davon, ein Held zu sein, mutig zu sein, dass er sich in diesem Moment vor sich selbst ekelte. Was für ein jämmerlicher Versager! Jemand zerstörte systematisch sein Leben, und er tat nichts dagegen. Nichts!
    Trotzek fiel ihm ein. Er hatte seiner Familie auch nicht helfen können. Aber er war wenigstens losgezogen und hatte den Schuldigen gerichtet.
    Würde er das auch tun können?
     
    Der Streifenwagen war längst fort, als sie den Schneiderhof erreichten. Dunkel lagen Haupthaus und Stallungen auf der Kuppe des Hügels. Sebastian konnte sich nicht erinnern,
den Hof jemals als so dunkel und abweisend empfunden zu haben. Irgendein Licht hatte immer gebrannt, wenn er spät abends oder in der Nacht heimgekehrt war. Das war nun vorbei. Alles würde sich ändern. Die ersten Anzeichen waren klein, trotzdem nicht bedeutungslos. Kein Licht auf dem Hof bedeutete, kein Leben auf dem Hof. Es zog ihm den Magen zusammen.
    Uwe steuerte den Wagen bis direkt vor die Haustür, stellte ihn aber so ab, dass die Scheinwerfer nicht auf die besudelte Stallwand zeigten. Dafür beleuchteten sie die notdürftig geflickte Haustür, und beide sahen, dass auf der obersten Treppenstufe etwas lag. Ein kleiner, eckiger Gegenstand.
    »Was ist das?«, fragte Sebastian.
    Uwe ließ die Scheinwerfer an. Sie stiegen aus und näherten sich dem Gegenstand. Es war ein Paket. Ein kleines, vielleicht zwanzig mal zwanzig Zentimeter messendes, in braunes Packpapier eingeschlagenes Paket.
    »Was ist das?«, fragte Sebastian noch mal, und ehe Uwe ihn davon abhalten konnte, nahm er es hoch.
    Es war leicht, ein einzelner Gegenstand kullerte darin herum.
    »Mach es auf«, sagte Uwe.
    Sebastian entfernte die Klebestreifen und das feste Packpapier. Zum Vorschein kam ein uraltes Kästchen aus Holz, wie auch Edgar sie früher zur Aufbewahrung von Schrauben und Nägeln besessen hatte.
    »Stell es auf die Treppe, bevor du den Deckel öffnest«, befahl Uwe.
    Sebastian verstand zwar nicht, warum, tat es aber. Damit sie im Licht der Autoscheinwerfer keine Schatten warfen, hockten sie sich rechts und links neben das Kästchen. Uwe
hatte einen Kugelschreiber aus seiner Hemdtasche gezogen. Mit dessen Spitze

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