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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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schließen konnte.
    Uwe kam ein paar Schritte auf ihn zu. »Sie hätte Saskia gleich hier töten können, so wie Stefanie. Vielleicht fehlte ihr dazu schlicht und einfach die Zeit, das wissen wir nicht. Vielleicht verfolgt sie jetzt, nachdem so viel schiefgegangen ist, aber auch ein ganz anderes Ziel. Hast du darüber schon nachgedacht?«
    Sebastian sah Uwe an. »Was für ein anderes Ziel? Sie tötet alle Menschen, die mit mir in Verbindung stehen, das ist ihr Ziel.«
    »Nein. Sie will ihren verlorenen Sohn wieder, und um das zu erreichen, ist ihr jedes Mittel recht. Sie ist große Risiken eingegangen, trotzdem ist sie ihrem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Vielleicht erscheint es ihr jetzt ja sinnvoller, Saskia als Druckmittel einzusetzen, um dich zu bekommen.«
    »Und wie soll das funktionieren? So verrückt kann sie doch gar nicht sein.«
    »Denk doch nur an diese Blutzeichnungen auf eurem Küchentisch, an die Kerzen, das ist irgendein Hokuspokus, an den sie glaubt. Wahrscheinlich hält sie sich für eine
Hexe oder so. Und dann diese Briefe mit dem Kinderlied! Viel verrückter geht es doch gar nicht mehr, oder?«
    Sebastian dachte einen Moment nach, dann sackten seine Schultern, die bis eben noch kampfbereit nach vorn gestreckt gewesen waren, nach unten.
    »Nein, verrückter geht es wohl nicht mehr«, stimmte er zu.
    Uwe kam noch näher und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Doch statt Trost darin zu finden, empfand Sebastian die Geste nur als schwer und erdrückend.
    »Wir finden sie!«, sagte Uwe.
    »Wenn sie denn in der Gewalt dieser Ellie Brock ist«, tönte es plötzlich von der Tür her.
    Dort stand Derwitz. Er lehnte im Türrahmen, die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben, und schien ihnen schon länger zugehört zu haben. Sein Gesicht war vom Schlafmangel gezeichnet. Bis auf die schmalen Augen, die wirkten hellwach.
    »Daran zweifeln Sie noch?«, fragte Sebastian.
    »Ich zweifle an allem, solange die Beweise mich nicht überzeugen. Zweifeln ist sozusagen mein Beruf.«
    »Wie viele Beweise brauchen Sie denn noch?«
    Da war mehr Schärfe in seiner Stimme, als Sebastian beabsichtigt hatte. Oder doch zu wenig?
    Derwitz löste sich vom Türrahmen und betrat den Raum. »Wie viele Beweise habe ich denn?«
    Sebastian wollte ansetzen, ihm die Beweise aufzuzählen: Taifun getötet, Edgar ermordet, Anna schwer verletzt im Krankenhaus, die Ostrowskis tot, Stefanie tot, Saskia verschwunden. Er sagte aber nichts, denn all das wusste Derwitz auch. Genauso wie er auch von den Briefen, der Adoption und Ellie Brocks Vergangenheit wusste. Trotzdem
schien es ihn nicht zu überzeugen. Waren seine Zweifel berechtigt? Sebastian wurde nachdenklich. Niemand hatte Ellie Brock bisher gesehen, keine einzige Spur führte zu ihr, außer Edgars und Annas Verdacht, der dann zu Uwes und seinem Verdacht geworden war. Nur Verdachtsmomente, keine Beweise. In seinem Job als Anwalt hätte er es genauso gesehen, wenn er nicht persönlich involviert gewesen wäre.
    »Einen anderen Verdacht haben Sie aber auch nicht, oder?«, sagte Uwe, und seine Stimme klang nicht so, als würde er viel von Derwitz’ Äußerungen halten.
    »Zugegeben, aus dem Bauch heraus würde ich zustimmen, aber ich darf mich nicht nur auf meinen Bauch verlassen. Sie beide müssten doch wissen, wie gefährlich und nachlässig es sein kann, nur in eine Richtung zu rennen und alle anderen außer Acht zu lassen. So funktionieren Ermittlungen nicht.«
    »Glauben Sie immer noch, dass ich es getan habe?«, fragte Sebastian.
    Dabei baute er sich vor Derwitz auf, hob die Schultern erneut ein wenig, machte sich bereit. Wofür, wusste er selbst nicht so genau. Würde er den Kommissar angreifen, wenn dieser mit Ja antwortete? Ihm eins in die Fresse hauen für sein fehlendes Mitgefühl? Weit davon entfernt war Sebastian nicht mehr, das spürte er.
    Derwitz wich nicht zurück, er nahm auch die Hände nicht aus den Taschen. Stattdessen fixierte er Sebastian mit einem Blick, der schärfer als eine Rasierklinge war. Dieser Blick glitt mühelos durch Fleisch und Knochen, um zu schauen, was sich dahinter verbarg.
    »Wenn ich das täte, Herr Schneider, wären Sie seit zwei Stunden in Untersuchungshaft. Ihnen als Anwalt ist doch
sicher auch aufgefallen, dass Sie für die Tatzeit auf dem Hof Ihrer Eltern als Alibi nur Frau Eschenbach angeben können, und die ist jetzt verschwunden. Für die Tatzeit in diesem Haus haben Sie wiederum kein Alibi, nicht wahr? Finden Sie nicht auch,

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