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Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein

Titel: Hänschen klein - Winkelmann, A: Hänschen klein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sie hinter dem gemieteten Golf zum Stehen, mit dem Saskia zuletzt unterwegs gewesen war.
    »Es stimmt also«, flüsterte Sebastian. »Das ist ihr Wagen.«
    Uwe sah auf die Uhr. »Derwitz braucht sicher noch eine halbe Stunde«, sagte er.
    Sebastian sah ihn an. »So lange können wir nicht warten.«
    Uwe erwiderte seinen Blick, beugte sich vor und öffnete das Handschuhfach. In dem matten Licht darin schimmerte seine Dienstwaffe. Uwe nahm sie heraus, führte mit einem metallischen Klacken das Magazin ein, schlug die Klappe des Handschuhfachs zu und richtete sich auf. Dann gab er Sebastian eine Taschenlampe, die er aus der Seitenablage gefischt hatte.
    »Komm, wir holen sie da raus!«, sagte er.
    Zeitgleich stiegen sie aus. Sebastian war als Erster am Golf und leuchtete hinein. Natürlich war er leer. Im Fußbereich des Beifahrers lag ein Handy. Es war Saskias, da war er sich sicher. So lange war es schließlich noch nicht her, als er ihr dabei zugesehen hatte, wie sie seine Nummer darin abgespeichert hatte. Nun lag es da, nutzlos, tot, wie ein nicht eingelöstes Versprechen. Uwe musste ihn fortzerren, er konnte seinen Blick kaum davon lösen.
    Vor ihnen in der Dunkelheit stand das Haus. Sein Elternhaus. Das Haus, in dem sein leiblicher Vater von seiner leiblichen Mutter erschlagen worden war. Sebastian empfand nichts bei seinem Anblick und den Gedanken an seine Geschichte, einzig Angst wurde in ihm wachgerufen. Im schwachen Licht des Mondes konnte er sehen, dass sämtliche Rollläden heruntergelassen waren. Nirgendwo brannte
Licht. Dieses Gebäude wirkte tot. Und es wirkte tatsächlich wie die Zufluchtsstätte einer Irren. Das perfekte Filmset.
    »Wie sollen wir da reinkommen?«, fragte Sebastian flüsternd.
    »Vielleicht gibt es an der Rückseite eine Terrassentür ohne Rollladen«, antwortete Uwe.
    Sie schlichen auf das Haus zu. An der Gartenpforte hockten sie sich im Schutz der backsteinernen Pfeiler hin. Uwe entsicherte seine Waffe.
    »Eins noch«, sagte Uwe. »Du musst später bezeugen, dass wir Schreie gehört haben, sonst reißt Derwitz mir den Arsch auf.«
    »Okay.«
    »Gut, dann los. Bleib hinter mir und benutz die Lampe nur, wenn ich es dir sage.«
    Sie schlichen in den Garten und links um das Haus herum. An der Rückseite fanden sie tatsächlich eine Terrassentür, doch war diese ebenfalls mit einem heruntergelassenen Rollladen gesichert. Genauso wie sämtliche Fenster. Neben der Terrassentür blieben sie an die Hauswand gelehnt hocken. Sebastian beobachtete den Garten. Im leichten Wind bewegten sich Büsche, schwarze Schatten, die auch Menschen hätten sein können.
    »Vielleicht gibt es eine Kellertür«, flüsterte Uwe.
    Sie stemmten sich von der Wand ab und schlichen gebückt zur anderen Seite des Hauses. An der Ecke stolperte Uwe und schlug lang hin. Die Pistole flog scheppernd über die Waschbetonplatten. Uwe fluchte leise, rappelte sich auf und suchte seine Waffe. Sie hockten im tiefschwarzen Schatten einer hohen Tanne, deshalb fand er sie nicht sofort.

    »Leuchte mal«, befahl er.
    Im Licht der Taschenlampe fanden sie die Waffe schnell. Sie sahen auch, worüber Uwe gestolpert war. Ein Plastikrohr, das über das Ende des Fallrohrs der Regenrinne gesteckt war, um das Wasser vom Haus weg in den Garten zu leiten. Außerdem sahen sie das obere Stück einer Treppe, die in die Tiefe führte.
    »Lass die Lampe an, jetzt ist es auch egal«, sagte Uwe und ging voran. Sebastian folgte ihm dichtauf und leuchtete in den Abgang.
    Die Stufen aus gegossenem Beton waren von Moos und Algen überzogen, das metallene Geländer vom Rost zerfressen. In der Mitte der Treppe war in der grünen, schmierigen Schicht eine deutliche Spur zu erkennen. Diese Außentreppe war offensichtlich viele Jahre nicht mehr benutzt worden, erst in den letzten Tagen wieder.
    Unten angekommen betrachteten sie die Tür. Sie war so alt wie das Haus, bestand aus verwittertem Holz und hatte in der oberen Hälfte eine milchige Glasscheibe ohne Drahtgitter. Ideal für einen Einbruch!
    »Pass auf«, sagte Uwe mit zittriger Stimme, »ich schlage das Glas ein und öffne die Tür … Danach müssen wir schnell sein. Du leuchtest, ich sichere. Alles klar?«
    »Ja.«
    Uwe sicherte seine Dienstwaffe, packte sie am Lauf und holte aus. Er wollte gerade mit dem Griff das Glas einschlagen, als im letzten Moment Sebastian seinen Arm festhielt.
    »Warte … probier erst die Klinke.«
    Uwe runzelte die Stirn, drückte dann aber mit seiner freien linken Hand

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