Haeppchenweise
kompliziert?! Wieso muss man ständig ... reden? Plötzlich erscheint Felix Gesicht vor mir, dabei wollte ich meinen Auftritt im Antoine eigentlich vergessen. Seine tief verletzten Augen tun mir noch im Nachhinein weh.
„Es lässt sich nicht mehr ändern!“ Entschlossen löse ich den Gurt und stoße die Autotür auf. Tatsächlich hat Melitta den einzigen freien Parkplatz auf dem Studiogelände ergattert. Zu allem Übel fängt es wieder zu regnen an. Mein Fuß versinkt knöchelhoch in einer Pfütze.
„Alles lässt sich ändern, wenn man will!“, ruft Melitta und zieht die Handbremse an.
„Da liegst du falsch, Melitta.“
Ich stakse aus der Wasserlache und öffne die hintere Tür, um Roúla aus dem Auto zu helfen. Die adernüberzogenen Hände greifen erstaunlich fest zu.
„Sie hat Recht, Katta.“ Roúla zieht mich näher zu sich heran, sodass ich ihr Wildrosenparfum riechen kann. „Sprich mit ihm. Alles wird sich in Wohlgefallen auflösen.“
Ich lächle traurig und drücke spontan einen Kuss auf die faltige Wange. Fühlt sich wie trockenes Pergament an. „Roúla, du redest wie Louise von Stetten. Bei meinem Glück braucht es mehr als ein einfaches Wunder, damit sich die Sache wieder einrenkt. Wir müssen jetzt laufen, sonst werden wir patschnass!“
„Wer ist Louise von Stetten?“, ruft Roúla mir hinterher, während ich mit hochgezogenen Schultern den erleuchteten Eingang des Senders ansteuere.
Das Ganze geht ihr mächtig gegen den Strich. Lena fummelt ungeduldig ihr Mikrofon aus dem Ohr und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Lichtsäule. Erst vor einigen Wochen hat sie den verborgenen Winkel am Bühnenrand entdeckt, von dem aus sie den Backstage-Bereich und die Bühne überschauen kann, ohne selbst gesehen zu werden. Nicht mal der Boss kennt ihr Geheimnis, sondern wundert sich nach wie vor, weshalb seiner Assistentin nichts entgeht. Sie grinst.
Kaugummi kauend summt Lena vor sich hin und unterdrückt den Widerwillen, den sie beim Anblick von Jørgensens Stiernacken empfindet. Sein selbstherrliches Gehabe war ihr schon an ihrem ersten Arbeitstag vor zwei Jahren sauer aufgestoßen. Es war ihm bisher auch nicht gelungen, ihre Einschätzung in irgendeiner Hinsicht zu widerlegen.
Der Sternekoch scharrt seine Kochschüler um sich wie ein Sektenführer seine Anhänger. Bedeutungsschwanger fuchtelt er in der Luft herum, als predige er nicht die Zusammensetzung von Grüner Soße, sondern verkünde den Schlüssel zur ewigen Jugend. Seine Schüler nicken mit aufgerissenen Augen und hängenden Mundwinkeln, bereit für einen Massensuizid.
Lena schüttelt den Kopf. Sie versteht diese Leute nicht. Man braucht nicht viel Menschenkenntnis, um zu spüren, dass dieser Mats eine Mogelpackung ist.
„Jørgensen?“, rauscht die Stimme des Chefs irgendwo in ihrem Dekolletee. Verwundert hält Lena den Ohrstöpsel an ihre Hörmuschel. Der Minilautsprecher knackst, dann wettert Novela in ihr Ohr: „Jørgensen? Verflucht, wo stecken Sie?“
„Was gibt´s?“, antwortet die gelangweilte Stimme des Dänen.
Lena verbeißt sich ein Lachen. Der Chef hat mal wieder die Frequenzschalter verwechselt. Manfred Novela besitzt ein unfehlbares Gespür für Programmabläufe und die Aufmachung einer Sendung – von Technik hat er keinen Schimmer.
„Unser Mann ist gebreeft. Hat zwar ein Sümmchen gekostet, aber demnächst gehört ein Laden mehr zur Starcooks-Kette.“
Lena reißt die Augen auf.
„Das hätte ich auch ohne Bestechung der Jury geschafft, Novela.“
„Wer redet von Bestechung?“, Novela senkt die Stimme, als ahne er die Existenz der heimlichen Lauscherin. „Ich habe nur dafür gesorgt, dass jemand etwas voreingenommen ist ... Haben Sie eigentlich Ihren Hilfskoch gefunden?“
Jørgensen schnaubt. „Knut taucht schon rechtzeitig auf. Schmust wahrscheinlich mit irgendeiner hässlichen Aushilfe in der Besenkammer herum.“
Lena lässt ihren Blick durch das voll besetzte Studio schweifen. Knut wollte nach der Gemüselieferung sehen, weil irgendwas mit den Kräutern nicht in Ordnung war. Seitdem hatte sie ihn nirgendwo mehr gesichtet und die Hilfskräfte hatten die Kühlschränke alleine bestückt. Dabei ist Knut sonst so erpicht darauf, vor den Studiogästen den Unentbehrlichen zu mimen.
„Der Zander kriegt mächtig einen auf die Kochmütze. Falls er aufkreuzt.“ Mats schlendert mit gesenktem Kopf in Lenas Richtung. Automatisch weicht sie zurück, bis sie die Wand in ihrem Rücken spürt.
„Die
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