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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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verzweifelt.
    „Sie sind zum Kochen hier. Nicht, um sich zum Affen zu machen“, antworte ich nüchtern. „Wir sollten froh sein, dass Melitta nicht in Ohnmacht fällt und Henry ihr Messer festhält.“
    „Ja, aber ...“
    „Carolina, das ist jetzt ungünstig“, dringt Felix´ gepresste Stimme an mein Ohr.
    Carolina? Ich schlucke heftig. Nun hat mein Albtraum also einen Namen bekommen. Carolina. Automatisch drehe ich mich zu ihm um.
    Seine Augen schimmern wie dunkle Seen. Einen Atemzug lang halten sie meinem Blick stand, dann erhebt Felix sich widerstrebend, das Mobiltelefon zwischen Schulter und Wange geklemmt. „Was heißt, es kann nicht warten? Ich hab dir doch erklärt, dass ich ... okay, keine Panik! Bin schon unterwegs.“
    Ich kann die Tränen nicht aufhalten. Rasch wende ich mich ab, kralle meine Fingernägel in die Stuhllehne und zähle mit geschlossenen Lidern bis zehn.
    „Los. Geh ihm nach!“, wispert Britta und schubst mich. „Auf der Bühne kannst du niemandem helfen. Also hilf dir gefälligst selbst!“
    Ich schnelle aus dem Sitz, stolpere über ausgestreckte Beine und verliere fast das Gleichgewicht. Britta hält zwei gekreuzte Finger in die Höhe.
    „Er ist zum Notausgang raus. Rechts oben!“, ruft sie mir hinterher.
    Ich nehme zwei Stufen auf einmal.
     
    „Felix?“
    „Katta.“
    Felix dreht sich nicht um. Er steht im Foyer neben der Garderobe und schaut zum Fenster hinaus. Ein Arm steckt in seinem Jackenärmel, als habe er es eilig gehabt, das gute Stück anzuziehen, es sich jedoch in letzter Sekunde anders überlegt. Ich drossele meinen Schritt und schnappe nach Luft. Ich sollte wirklich an meiner Ausdauer arbeiten. Meine Schläfe pulsiert mit meinem Gipsarm um die Wette. Ich ignoriere beides.
    „Ist ... ist alles in Ordnung?“
    „Nichts ist in Ordnung, Katta“, sagt er leise.
    „Es wäre schön, wenn du bleibst. Ich meine, ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.“
    Er schüttelt traurig den Kopf. „Ich muss los. Es gibt ... Probleme.“
    „Und diese Probleme kannst nur du lösen?“
    „Ich habe sie eine ganze Weile lang nicht gelöst. Die Antwort ist ja. Nur ich kann diese Probleme lösen.“
    Seine Worte fühlen sich an, als piekse jemand eine Nadel in meinen Bauch. Ich balle die Fäuste. „Warum stehst du dann noch hier rum?“
    „Ich weiß nicht mehr, was richtig ist.“
    „Als ob es darauf noch ankommt! Als du ausgezogen bist, wusstest du genau, wofür du dich entscheidest! Stimmt gar nicht, war ja lange vorher!“
    „Ach Katta ...“
    „Los, hau ab! Aber diesmal wirklich! Und lass dich bloß nie wieder in meiner Nähe blicken!“
    Noch Minuten verharre ich an der Stelle am Fenster, wo Felix stand. Ich sehe die Straße nur verschwommen, offensichtlich hat es zu nieseln begonnen. Erstaunlich, dass sich diese Leere in mir anfühlt, als ob ich seit Tagen nichts gegessen hätte.
    „Wer heißt schon Carolina“, murmele ich trotzig und lehne meine Stirn an das Fensterglas. Fühlt sich angenehm kühl an. Erst, als ich mit den Fingerkuppen meine Wange berühre, realisiere ich, dass es draußen gar nicht regnet.
     
    Die Kochbuchautorin bläht ihre Nasenflügel. In Zeitlupentempo taucht sie ihren Löffel in das Pflaumenkompott und leckt ihn gedankenverloren ab. Brittas Fingernägel krallen sich in meinen Unterarm. Ich merke es kaum.
    „Das ist köstlich! Ich gebe 9 von 10 Punkten.“
    „Das macht eine Gesamtwertung von 8 Punkten für das Cook & Chill“, flötet Manfred Novela ins Mikrofon, „und 7,5 Punkte für die Erbsenschaumsuppe vom Starcooks. Damit geht der erste Gang an das Team von Julius Zander! Nach einer kleinen Werbepause geht´s mit der Hauptspeise weiter!“
    „Jawoll!“, johlt Britta und sogar der selbstbeherrschte Andreas klatscht in die Hände. Ich sitze auf meinem Polster wie angetackert. Das Summen in meinem Ohr steigert sich ins Unerträgliche, die hüpfenden Leiber neben mir sondern ein Duftgemisch aus Parfum und Schweiß ab. Ein stinkender Bebop zum Starcooksjingle.
    „Katta, wir haben gewonnen!“ Auf Brittas Nase rottet sich ein Rudel winziger Schweißperlen zusammen. „Mensch, du freust dich ja gar nicht!“
    „Yippie.“ Ich stürze Sekt Nummer drei hinunter, aber bedauerlicherweise zeigt der Alkohol kaum Wirkung. Meine Gedanken bleiben klar wie ein Bergsee, in dem sich Felix´ bekümmertes Gesicht spiegelt. Befremdet schaue ich zu Helga hoch, die leidenschaftlich in Lukas´ Vuvuzela trötet und im Takt mit dem Hintern

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