Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
Vom Netzwerk:
weshalb wir hier sind. Soll der Bessere gewinnen“, sage ich leichthin und strecke dem Dänen meine Rechte entgegen.
    Lang gezogene Pfiffe schrillen aus der VIP-Box, in der sich Jørgensens Fanclub formiert hat. Muss ein teuer erkauftes Vergnügen in Form von Currywurst und Pommes gewesen sein, denn die Jungs sehen nicht aus, als wüssten sie ein Sternemenü zu schätzen.
    Mats guckt meine Hand an, als könne er sich eine gefährliche Krankheit einhandeln. Er ergreift sie – wenn auch nur kurz – und wendet sich anschließend wortlos ab.
    Ich fasse nach Novelas Mikrofon und winke meinen Leuten zu.
    „Es ist wahnsinnig schön, Euch zu sehen! Lukas, pack die Vuvuzela weg, wir sind hier nicht im Fußballstadion!“
    „Zeig´s ihnen, Katta!“ – „Go for Cook & Chill!“ – „Du schaffst das!“, grölt mir entgegen, untermalt von zögerndem Applaus aus dem Saal. In der Starcooks-Küchenzeile verkündet unmutiges Töpfegeklapper, was Jørgensen von der Verlagerung der Aufmerksamkeit ins feindliche Lager hält.
    „Können wir?“ Manfred Novela schielt ängstlich nach seinem Mikro, als hätte ich vor, irgendwelchen Unsinn damit anzustellen.
    „Ich möchte dem Publikum nur rasch die Menschen vorstellen, die den Schneid haben, sich heute Abend auf diese Bretter zu trauen. Melitta Dukakis und Henriette Junghans. Egal, wie dieser Wettkampf endet, ich bin unwahrscheinlich stolz auf Euch!“
    Als Melitta mit ausdrucksloser Miene die Bühne betritt und Henry – wenig ladylike – ihre Beine über die Balustrade schwingt, beschließt mein Körper, mich an die Bedeutung der kommenden Stunden zu erinnern. Mir bricht der Schweiß aus.
    „Wo steckt denn Ihr Küchenchef? Legt wohl noch das Zanderfilet in Schnaps ein, hehe. Dachte, er wär es leid, ewig einen Schritt hinterher zu sein“, stichelt Jørgensen boshaft. Das Mikrofon entgleitet meinen schwitzigen Fingern. Aber der Aufprall bleibt aus.
    „Test bestanden!“
    Ich starre auf die schwielige Hand, die Novelas Mikro aufgefangen hat und vergesse prompt, dass ich Julius bei nächstpassender Gelegenheit erwürgen wollte. Seine Kochjacke sitzt wie maßgeschneidert und die Kugelknöpfe glänzen im Scheinwerferlicht. Er sieht irgendwie größer und ... gepflegter aus, als in meiner Erinnerung. Auf dem Kopf trägt er etwas, das man mühelos als Haarschnitt erkennt, die Stahlwolle an seinem Kinn ist einem akkuraten Kinnbart gewichen. Und anscheinend will er seinen Gegner mittels einer gezielten „Old Spice“-Narkose kampfunfähig machen.
    „Schicke Jacke, Herr Zander.“
    Julius´ Lächeln vertieft sich.
    „Danke Chefin. Hab sie von jemandem geschenkt bekommen, der mir viel bedeutet. Wenn´s dir nichts ausmacht, übernehme ich jetzt meine Schüler.“
    „Ist mir ein Vergnügen, Meister!“
    Erleichtert entfliehe ich dem Lichtkegel und steuere die Cook & Chill Box an. Julius dreht sich behäbig zu Mats um.
    „Hier riecht es komisch, Jørgensen. Irgendwie nach ... aufgeblähter Gockelbrust? Könnte auch Schweinebacke sein, der großspurigen Note nach.“
    Mats´ Gesicht läuft dunkelrot an, ich beschleunige meinen Rückzug. Das fehlte mir noch, in eine spontane Bühnenschlägerei zu geraten.
    „Was gibt es bei dir, Zander? Beschwipstes Huhn oder ein deftiges Cognac-Süppchen? Notfalls schummelst du den Alkohol eben ins Salatdressing, nicht wahr?“
    Julius mustert stumm Jørgensens gehässiges Konterfei. Schulterzuckend wendet er sich an den heftig auf den Fersen wippenden Novela, der alles andere als gelassen wirkt.
    „Machen Sie sich nix draus, Herr Produktionsleiter. Wo lauwarm gekocht wird, muss kräftig angefeuert werden. Meinetwegen können wir jetzt anfangen.“
     
    „Meine Damen und Herren, seit letzter Woche ist dieser spektakuläre Kochwettbewerb in aller Munde. Nicht nur, weil es darum geht, welche Kochschule die Bessere ist – tatsächlich kämpfen die Teams um die nackte Existenz der Betriebe!“ Novela deutet mit theatralischer Geste in die Küchenzeilen, als handele es sich um die Ecken eines Boxrings. Brittas Brauen schießen in die Höhe.
    „Trägt der dick auf!“
    „Wir servieren ein dreigängiges Menü unter dem Motto `Unter kölschen Himmeln´. Unsere Jury bewertet jedes Gericht einzeln und die Mannschaft mit der höchsten Gesamtpunktzahl erhält die Siegesprämie von 25.000 Euro. Der Verlierer gibt mit Ablauf des Quartals seine Geschäftsaufgabe bekannt.“
    Im Publikum entsteht Unruhe. Schwer zu sagen, ob aus Begeisterung, Empörung oder

Weitere Kostenlose Bücher