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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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wackelt.
    „Kann ich noch was zum Trinken haben?“ Natürlich hört mich keiner. Alle sind mit dem Bejubeln unseres mickrigen Vorsprungs beschäftigt. Ich zucke die Schultern und angele nach der Proseccoflasche vom Nebentisch.
    Nicht mal Jørgensens zorniges Konterfei oder die bedröppelten Mienen von Brangelina finde ich sonderlich erheiternd. Irgendwie tun mir Mats Schüler sogar leid, die sich von ihrem Ausbilder anpflaumen lassen müssen. Novela scheint unser Sieg ebenfalls nur mäßig zu schmecken.
    Ich lache hysterisch auf, woraufhin mich Julius´ Blick quer durchs Studio trifft. Der Heiterkeitsausbruch verfängt sich in meiner Luftröhre, das schlechte Gewissen löst einen spontanen Hustenanfall aus.
    „Was mache ich da eigentlich?“ Ich mustere die Flasche in meiner Hand.
    „Das frage ich mich allerdings auch!“, zischt Britta böse. „Du vergisst diesen Trottel jetzt sofort! Deine Leute brauchen dich, Himmelarschund ...“
    „Okay.“
    „Was? Ich kann dich nicht hö-ren!“
    „Ich sagte OKAY!“ Ich entreiße der verblüfften Helga die Trompete und fülle meine Lungen mit Luft. Das Geräusch ist markerschütternd. Immens peinlich. Und kolossal befreiend.
    „Warum nicht gleich so. Ich wette, Henry und Melitta laufen im zweiten Gang erst richtig zur Hochform auf!“, lächelt Britta zufrieden.
     
    Fasziniert mustere ich die Starcooksschülerin. Nach jeder Werbeunterbrechung stolziert Angelina – die natürlich gar nicht so heißt – mit einem neuen, aufregenden Fummel aus der Maske. In dem hautengen Paillettenkleid kann sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen.
    „Alles wird gut.“ Ich erwidere Brittas Händedruck und lächle in Julias prüfende Augen, die ein bisschen tränenfeucht aussehen. Zum Glück betritt Strahlemann Novela die Bühne, ehe ich jemanden trösten muss.
    „Das war eine packende, halbe Stunde mit überraschendem Ausgang, meine Damen und Herren!“ Der Produktionsleiter applaudiert gönnerhaft in Henrys und Melittas Richtung.
    „Wie meint er das denn? Überraschend?! Der spinnt wohl!“, braust Britta auf.
    „Wir wollen es für die Zuschauer spannend machen, nicht wahr Kollege?“, stichelt Jørgensen. Julius, der noch immer an der Arbeitsplatte lehnt, mustert seine Fingernägel.
    „Richtig, Mats. Wäre wirklich öde gewesen, wenn meine Leute dein Team im ersten Gang von der Servierplatte gefegt hätten. Oder gar, ehe du erraten hast, welche Kräuter in deine Bratensoße gehören.“
    „Zander, du sprichst in Rätseln. Vielleicht einen Klaren, um deinen Gehirnzellen auf die Sprünge zu helfen?“
    „Danke für den Vorschlag, mein Freund. Aber ich brauche keinen Alkohol mehr, seit ich nicht mehr mit dir arbeite.“
    „Ui, jetzt wird´s giftig“, wispert Britta entzückt und schaut mit offenem Mund von rechts nach links, als verfolge sie ein Ping-Pong-Turnier. Zu ihrer Enttäuschung tritt Novela zwischen die Kontrahenten.
    „Meine Herren, konzentrieren wir unsere Energien doch auf den Hauptgang. Mats, was hast du Schönes für die Jury?“
    „Kölsch-Krustenbraten an Bohnengemüse und Kartoffelschnee“, motzt Jørgensen, während Angelina ihr Strasscollier schüttelt und mit den Wimpern klimpert. Ein zweifelhafter Versuch, die Aufmerksamkeit von ihrem sichtlich gereizten Küchenmeister abzulenken. Friedrich, sonst weiblichen Reizen gegenüber immun, schnalzt anerkennend mit der Zunge.
    „Friedrich!“, rüge ich.
    „Warum? Im Blut der Kleinen fließt echtes Entertainment.“
    „Ja, die Idealbesetzung für ‚Schwiegertochter gesucht‘ “, grinst Britta und ich pruste los. Leider bemerke ich den Kameraschwenk zu spät. Offensichtlich finden die Jungs von der Technik Gefallen an meiner Freundin, mit der unangenehmen Folge, dass ich mein Gegacker live und in Farbe miterleben darf – auf einem 400-Zoll-Bildschirm. Julius springt sofort auf die Steilvorlage in Großformat an.
    „Sie sehen richtig. Meine Chefin ist eine ausgesprochene Frohnatur, sogar hinter den Kulissen, was man anderen Gastronomen nur schwer nachsagen kann.“
    „Sofern man sich traut, das Cook & Chill als Gastronomie zu bezeichnen!“, schnappt Jørgensen zurück.
    „Immerhin lässt du für unser Konzept in Mülltonnen rumwühlen.“ Julius schlendert an den Bühnenrand, tippt mit dem Finger auf den Mikrofonkopf an seinem Hemdkragen und verharrt einen Augenblick. Als eine Kamera in seine Richtung schwenkt, steigt Julius die Bühnentreppe zum Zuschauerraum herab.
    „Wohin geht er denn

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