Haeppchenweise
Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln, der Vorbote einer zaghaften Hoffnung, als etwas unter meinen Pobacken vibriert. Es dauert eine Weile, bis ich merke, dass ich auf meiner Handtasche sitze. Ich wühle Minuten zwischen Tempopäckchen, Tesafilm, der verloren Gartenschere und einigen Centstücken herum. Ich schwöre, morgen spende ich dieses Bermudadreieck von Tasche der Caritas.
Endlich finde ich mein Telefon und mustere unentschlossen das Display. Felix´ Nummer erlischt, kurz darauf blinkt die Anzeige trotzig ein weiteres Mal auf.
Sie haben eine neue Nachricht.
„Alles Okay?“ Britta reckt neugierig den Hals.
„Ruf mich an. Bitte. Felix.“
Ich drücke auf den Betriebsknopf, bis sich das Gerät ausschaltet, und lasse das Mobilteil zurück ins Bermudadreieck plumpsen.
„Alles bestens“, antworte ich spröde.
Über den Töpfen braut sich derweil ein mittelschwerer Orkan zusammen.
„Nach dem gefühlvollen Vortrag meines werten Kollegen folgt das Schweigen der Lämmer auf dem Fuße.“ Der Fernsehkoch verdreht die Augen.
„Brät deine Schweinebacke schon oder hast du vor, noch mehr laue Luft reinzupumpen?“ kontert Julius gelassen.
Die kichernde Angelina wird mit einem finsteren Blick ihres Bosses abgestraft, was wiederum bei Henry einen Heiterkeitsausbruch auslöst. Ich finde, sie lacht ein bisschen wie eine Hyäne. Etwas Lauerndes schleicht sich in Jørgensens Miene, während er Julius Tochter von der Igelfrisur bis zu ihren Turnschuhen mustert.
„Wirklich bedauerlich, Zander, dass dein Töchterchen so gar nicht nach seiner hübschen Mutter kommt.“
„Fehler!“, flüstert Britta hingerissen und beugt sich gebannt nach vorne.
Henry hängt sich mit ihrem gesamten Gewicht an Julius´ Hals und verhindert so, dass sich ihr Vater auf seinen Kontrahenten stürzt.
„Ich bin gottfroh, dass Papas Erbe stärker durchschlägt, Mama war eine grauenhafte Köchin“, antwortet sie kühl, woraufhin ein gerührtes Seufzen angesichts der innigen Vater-Tochter-Umarmung durch die Reihen schauert. „Wir wären übrigens mit dem Hauptgang so weit. Falls Ihre Clowns mit Jonglieren fertig sind, ...“ Der Schlussteil von Henrys Satz geht im allgemeinen Gelächter unter.
„Kein Zweifel. Das Starcooksgericht überzeugt nicht nur geschmacklich, sondern ist auf den Punkt gegart und ausgewogener in der Zusammensetzung von Kohlehydraten und Eiweiß. Für mich eindeutig das Siegergericht. Ich gebe zehn Punkte!“, näselt Werner Gaut, der Restauranttester, und grinst in die Kamera.
„Kohlehydrate und Eiweiß? Das ist hier doch kein Sportler-Ernährungsseminar, werter Kollege.“ Die Liesch tupft sich mit ihrer Serviette einen Soßenfleck vom Kinn. „Herr Jørgensen, Sie haben Ihren Schülern ein ordentliches Kochhandwerk vermittelt. Es gibt nichts an diesem Krustenbraten auszusetzen. Die Soße ist sämig, die Bohnen schmecken, wie Bohnen schmecken sollen und das Püree könnte von meiner Mutter sein.“
„Hört, hört!“
Novelas Stimme kippt vor Begeisterung, Hakennase nickt zustimmend. Juror Nummer drei gießt Wasser in einem dünnen Strahl in sein Glas und wirkt so entrückt, als interessiere die Show auf der Bühne ihn nicht die Bohne. In die Augen der Autorin schleicht sich ein Ausdruck, der erahnen lässt, dass man die unscheinbare, dauerlächelnde Frau besser nicht unterschätzt.
„Moment, die Herren. Ich war noch nicht fertig“, mahnt sie freundlich und der Jurykollege zieht den Kopf ein wie ein getadelter Schuljunge.
„Ein Kochwettbewerb sollte mehr bieten, als solides Handwerk, das wir natürlich voraussetzen. Den Teller vom Team Zander finde ich eine Idee ambitionierter. Zwar mag die Liaison von Lammrücken mit Äpfeln nicht für jeden das kulinarische Mekka sein, meinen Geschmacksnerv trifft es jedenfalls. Verglichen mit diesem divenhaften Lamm kommt der Schweinebraten wie ein Bauerngericht daher. Ich schenke Ihnen wertschätzende sieben Punkte, liebes Starcooks-Team, und vergebe die volle Punktzahl an das Cook & Chill. Frau Dukakis, vielleicht würden Sie mir bei Gelegenheit Ihr Geheimrezept verraten. Mein Mann liebt Oliven.“
Melitta reißt die Augen auf, Roúla wirkt sichtlich geschmeichelt. Mats Jørgensen starrt die Kochbuchautorin finster an. Dann richten sich alle Blicke erwartungsvoll auf Jurymitglied Nummer drei.
Peter Haag, der Vorstand des Kochverbands, leert sein Wasser in winzigen Schlucken und richtet nur zögernd den Blick auf seinen Teller.
„Ich mag
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