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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Kartoffelpüree, das wie bei Muttern schmeckt“, murmelt er zur Belustigung des Publikums. „Dieses Lamm allerdings ...“ Ein kummervoller Seufzer entringt seinem Kochjackenlatz, ehe er beide Achten in die Höhe hält. Das Publikum stöhnt auf.
    „So ein Mist“, flucht Andreas laut.
    „Was bedeutet das jetzt?“ Brittas Miene ist ein einziges großes Fragezeichen und drückt genau das aus, was ich mich nicht zu fragen traue.
    „Gleichstand“, antwortet Andreas düster.
    „Ich dachte, wir kriegen die volle Punktzahl?“
    „Die gab es nur von einem Jurymitglied, Schatz. Macht zusammen mit den anderen eine Durchschnittsnote von 8,5 Punkten für den Hauptgang. Vorher erhielten wir 8 Wertungspunkte für die Blutwurst-Wan-Tan. Zwar kommt Jørgensen nur auf 7,5 Punkte bei der Vorspeise, erkochte aber für die Hauptspeise eine 9. Heißt nach Adam Riese ...“
    „Das Dessert wird über Sieg oder Niederlage entscheiden“, beende ich niedergeschlagen. Ich schwöre, in diesem Leben sehe ich mir nie wieder eine Kochsendung an.
     
    „Das Duell bleibt bis zum letzten Bissen spannend“, frohlockt Novela und schwingt das Mikrofonkabel wie der Showmaster einer schlüpfrigen Revue. Er steht offenbar auf Kopf-an-Kopf-Rennen. Oder auf Nachtisch.
    „Ich finde diese Veranstaltung überhaupt nicht spannend.“
    Julius zieht ein Hackmesser aus dem Holzblock. Das Zischen der Klinge erzeugt ein lang gezogenes „Ahhhh“ im Saal.
    Der Produktionsleiter glotzt Julius empört an.
    „Was schlagen Sie also vor, Herr Zander?“
    „Dem Zander schlägt´s aufs Gemüt, dass er es mit ernst zu nehmender Konkurrenz zu tun kriegt“, gluckst Jørgensen aus seiner Küchenzeile.
    „Beweise es, Mats.“ Julius Daumen folgt gemächlich den japanischen Schriftzeichen auf seiner Messerklinge.
    „Was soll ich dir beweisen, alter Freund? “
    „Dass ich dich ernst nehmen soll.“ Julius wechselt einen bedeutungsschwangeren Blick mit Henry. „Die Schüler beider Kochschulen haben ja gezeigt, was sie können. Das Eingemachte sollten jetzt die Küchenchefs übernehmen, finde ich.“
    „Sie schlagen ein Meisterduell für den Nachtisch vor?!“ Novela wirkt sichtlich zwischen Entzücken und Bestürzung hin und her gerissen.
    „Selbstverständlich. Es geht in diesem Kochwettbewerb schließlich nicht um einen billigen Blechpokal, der nach der Sendung in irgendeinem Regal verstaubt. Ich fände es unfair, unseren Anfängern die Verantwortung für ein Scheitern aufzubürden. Fragen wir einfach die Zuschauer, wen sie sich auf der Bühne wünschen.“
    „Was für ein Schwachsinn!“ Mats bläht verächtlich seine Backen.
    „Hast du Angst, zu verlieren? Apropos, wo steckt eigentlich dein Kindermädchen mit dem unfehlbaren Geschmackssinn?“ Julius wartet Jørgensens Antwort nicht ab, sondern wendet sich an das Publikum: „Wer möchte, dass die Küchenchefs den Nachtisch zubereiten, steht bitte mal auf!“
    Atemlos verfolge ich auf dem Großbildschirm den Kameraschwenk durch das Studio. In dem Saal, der fünftausend Plätze fasst, erhebt sich schätzungsweise dieselbe Anzahl Leute im Parkett und auf den Rängen. Sogar in der Starcooks-Fanbox sitzt keiner mehr auf seinem Hintern. Jørgensen wirkt plötzlich blass um die Nase.
    „Hab ich mir fast gedacht.“ Julius reibt sich die Hände. „Ich schlage vor, Herr Novelas liebreizende Assistentin sammelt unsere Aufzeichnungen ein, und unsere verehrte Fachjury prüft die Rezepte auf ihre Sternetauglichkeit. Dann nix wie ran an den Zucker, sofern kein Käse serviert wird!“
    „Ich habe es nicht nötig, irgendwas aufzuschreiben, du Bettelpoet. Ist alles hier drin.“ Mats tippt sich an die Stirn.
    „Glaub ich gern. Hattest ja ein paar Jährchen Zeit, meine Kreationen auswendig zu lernen.“
    „DEINE Kreationen?!“ Mats Stimme überschlägt sich regelrecht. „In einer Stunde beziehst du wieder den nächsten Hauseingang und bettelst um einen Kanten Brot, Zander. Also genieße den Applaus, war todsicher dein Letzter!“
    Grimmig zückt der Däne seinen Bleistift und beginnt mit der Niederschrift. Konzentriert über das Blatt gebeugt, übersieht er Julius triumphierendes Grinsen. Henry kreuzt verschwörerisch Zeige- und Mittelfinger übereinander und räumt mit Melitta, Roúla und den anderen Kochschülern das Feld. Britta zupft an meinem Ellbogen.
    „Was genau haben die vor?“
    „Ich hoffe, Henry hat irgendwo einen Sprengsatz versteckt“, antworte ich boshaft und während meine Freundin in albernes

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