Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
Vom Netzwerk:
Becher Tee herunter spüle. Noch ein Grund, weshalb ich jedem von übermäßigem Teegenuss abrate: Man muss alle fünfzehn Minuten aufs Klo. Britta starrt Löcher in die Tapete und zwirbelt eine schwarzbraune Locke um ihren Mittelfinger. Ich ziehe ein weiteres Kosmetiktuch aus der Packung, obwohl meine Nase vom Schnäuzen brennt. Mein letztes Kraftwort wabert über dem Tisch und saugt meine verbliebenen Tränen auf. Brittas linke Augenbraue schießt in die Höhe.
    „Wohin wolltest du gleich noch mal auswandern?“
    „Sehr witzig, Britta.“
    „Wo bleibt der berühmte Lehner-Humor?“
    „Wartet im Flugzeug.“
    „Weglaufen ist keine Lösung. Du kannst so weit fliegen, wie du willst, du triffst immer nur dich selbst. Nebenbei bemerkt, Heulen bringt genauso wenig.“
    „Hast du neben deinen Dalai-Lama-Weisheiten auch eine brauchbare Idee?“
    Ein pastorales Leuchten erscheint auf ihrem Gesicht.
    „Julius sagte dir doch schon, was du tun musst: Du verkaufst die besten Backwaren deiner Straße!“
    „Ich soll aus dem Cook & Chill eine Bäckerei machen?!“
    „Mensch Katta!“
    Abrupt springt sie auf und läuft hinaus. Im Nebenzimmer werden Schubladen auf und zu geschoben, etwas poltert zu Boden, gefolgt von einem Schmerzenslaut. War nur eine Frage der Zeit, bis jemand sich in diesem Haushalt verletzt.
    „Wir holen die Presse auf unsere Seite!“, schallt es herüber.
    Ich nicke. Und verstehe nur Bahnhof.
    „Und wofür?“
    „Dieser Jørgensen hat keinen Anstand. Den Krieg kann er gerne haben! Rein zufällig schuldet mir die gute Lara Reismann noch zwei Monatsmieten.“ Sie kehrt zurück und baut ihren Laptop auf dem Tisch auf.
    „Lara Reismann? Was hat deine ehemalige Mitbewohnerin denn jetzt mit meinem Kochbuchladen zu tun?“
    „Sie arbeitet beim Stadtboten. Zwar nur für den Lokalteil Leverkusen, aber immerhin. Ist doch ein fairer Deal. Sie setzt eine hübsche Werbung für dein Cook & Chill in ihr Blatt und wird dafür ihre Schulden los“, grinst Britta verschlagen.
    „Es gibt Leute, die sagen dazu Erpressung.“
    Ich knabbere an meiner Nagelhaut, eine neue, unschöne Angewohnheit von mir. Brittas Wangen glühen, als sie sich über das Notebook beugt.
    „Papperlapapp. Das nennt sich Geschäft zu beiderseitigem Nutzen. Schließlich hat sie auch was davon“, winkt meine Freundin ab und massiert ihre Finger, während das Email-Programm startet. Ein warmes Gefühl flutet durch meinen Körper, während ich auf ihren Nacken heruntersehe.
    „Hast du Lust auf Spaghetti?“, frage ich leise. Sie sieht auf und feixt.
    „Dachte schon, du fragst nie.“
     
    „Eine halbseitige Annonce im Stadtboten? Musste Britta sich dafür nackig machen?“
    Felix öffnet träge ein Auge und zieht das Laken höher, wohlweislich, um mich vor seiner Brauhausfahne zu verschonen. Falls es ihn stört, dass ich um ein Uhr nachts plappernd auf seinem Magen sitze, lässt er sich das nicht anmerken. Stattdessen erscheinen diese hutzeligen Fältchen um seine Augenränder, auf die ich ihn aber seit seinem 38. Geburtstag nicht ansprechen darf. Neulich erstand er eine Anti-Falten-Creme und fand es nicht witzig, als ich fragte, ob das der Beginn einer Midlife-Crisis sei. Die vereinzelten, grauen Härchen in seinem Nacken behielt ich daraufhin lieber für mich.
    „Katta, wenn du halb so schnell reden würdest, könnte ich doppelt so viel verstehen“, tönt es dumpf unter der Decke.
    „Ich erzähle es dir von Anfang an ...“ Ich rutsche tiefer und ziehe das Laken herunter, doch der Anblick seiner Brust lenkt mich kurzfristig vom Thema ab. Makellose Solariumsbräune überzieht seine Haut, vom Bauchnabel bis zu den Ohren. Der lilafarbene Schmierfleck auf seinem ... Moment!
    „Was ist das?!“ Ungläubig halte ich meine Fingerkuppe unter die Nachttischlampe. Es handelt sich weder um Blut noch um eingetrocknete Pflaumensoße. Und es riecht nach ...
    „Wie kommt bitte lila Lippenstift an deinen Hals?“
    „Du spinnst. Was ...“
    Er fasst an die Stelle knapp unterhalb seines Ohrläppchens und betrachtet schweigend seine Handfläche. Ich ziehe Luft durch meine Schneidezähne und spüre, wie meine linke Braue in die Höhe schießt.
    „Die Kellnerin begrüßte uns recht überschwänglich“, sagt Felix langsam und runzelt die Stirn, wobei seine Miene irgendwie ... angespannt wirkt. Doch dann grinst er plötzlich. „Eifersüchtig?“
    „Ich?! Wie kommst du bloß darauf?!“
    Also ehrlich, wer malt sich denn die Lippen lila an? 
    „Wie

Weitere Kostenlose Bücher