Haeppchenweise
stellen.
Die Erdbeeren waschen und in Spalten schneiden, Zucker unterrühren. Das Semifreddo aus der Form stürzen. In Scheiben schneiden, Erdbeeren darüber geben und servieren.
„Ohh, das schmeckt vorzüglich!“ Roúla schmatzt selig vor sich hin. Ich verkneife mir ein Seufzen. Zugegeben, eine geniale Idee, Rhabarber zu einem Semifreddo zu verarbeiten. Das säuerliche Halbgefrorene wagt eine sündige Liaison mit den süßen Erdbeeren, schmilzt sofort im Mund und hinterlässt ein angenehmes Prickeln auf der Zunge.
„Nachschlag gefällig?“
„Köstlich“, murmelt Julia und hält mir ihre leergekratzte Schale entgegen. Henriette grunzt, als ihre Banknachbarin sie versehentlich mit dem Ellbogen anstößt, und rückt ein Stück von Julia ab.
Meine Kochschüler sitzen wie Hühner auf der Stange aneinander, was es ihnen unmöglich macht, nicht miteinander zu kommunizieren, geschweige denn, die Gabel unbehelligt zum Mund zu führen. Im Stillen gratuliere ich Schneckenvögelchen zu dem Geistesblitz, den kleineren Tisch zu decken und die Stühle durch zwei Sitzbänke zu ersetzen. Während sich der Schöpflöffel in das Halbgefrorene gräbt, haftet mein Blick an Henry.
Ihre Haare kommen mir kürzer vor. Zu der unvermeidlichen Cargohose trägt sie ein ausgeleiertes Männershirt, das jede Bemühung zunichtemacht, sie für ein Mädchen zu halten. Besenstielsteif thront sie eingekeilt zwischen Julia und Friedrich – und achtet gewissenhaft darauf, niemanden rechts oder links zu berühren. Ein fruchtloses Unterfangen. Nach wenigen Minuten legt sie ihren Löffel neben den Teller und umkrallt ihre Serviette, bis ihre Fingerknöchel sich weiß verfärben. Lukas schielt auf Henrys fast unberührtes Semifreddo.
„Kann ich deinen Nachtisch haben?“
Mit einem verächtlichen Kopfschütteln schiebt Henry das Schälchen außerhalb seiner Reichweite.
Verhaltenes Kichern lässt mich aufsehen. Mein Schöpflöffel schwebt vergessen in der Luft, geschmolzene Rhabarbercreme tropft auf das Tischtuch. Henriette schaut auf. Ihre Augen sind zweifarbig. Und voller Melancholie.
„Wer ist eigentlich dieser Van Helsing?“
Roúla mustert interessiert Henrys T-Shirt. Ich hatte befürchtet, dass jemand diese Frage stellen würde. Quer über Henrys nicht vorhandenen Brüsten spannt sich ein blutroter Schriftzug: Stirb zweimal! Van Helsing – Vampirjäger.
Die Südländerin ist so berechenbar wie eine Funkuhr. Als Vida den Sinn der Botschaft entschlüsselt und folgert, dass ihr neuer Vampirlook damit gemeint ist, wechselt ihre Gesichtsfarbe von Weiß gepudert zu Hochrot. Sie packt ihren Freund am Ärmel und springt auf.
„He! Ich hab doch noch ...“ Bedauernd schielt Lukas auf seinen Teller.
„Wir gehen jetzt!“, zischt Vida, lässt seinen Arm los und stürmt hinaus - nicht ohne einen hasserfüllten Blick auf Henrys stoppeligen Hinterkopf dazulassen.
„Sie kriegt ihre Tage. Das legt sich ... irgendwann.“ Lukas hebt den Löffel zum Abschied, ehe er seiner Freundin hinterher trottet. Roúla kräuselt die Stirn.
„Was hat das Mädchen denn?“
Friedrichs Mundwinkel zucken.
„Sie bekommt ihre Periode“, erklärt er bedeutsam, woraufhin Roúla verständnisvoll nickt.
Meine Augen bohren sich in Henriettes lammfromme Miene. Sie blinzelt unschuldig zurück. Ich könnte schwören, dass sie beinahe gelächelt hätte.
GENUSTO – Kultur und Kulinarik im Rheinland
Kochen, genießen und bei Freunden zu Hause sein!
Das Cook & Chill – der etwas andere Kochbuchladen in der Kölner Nordstadt
Buchhandlung, Bistro oder Kochschule? Katharina Lehner hat nicht lange überlegt – und sich für das kulinarische Gesamtpaket entschieden. Zum zweiten Mal, diesmal im Herzen der beliebten Kölner Nordstadt, im Belgischen Viertel, verwirklichte die gelernte Anwaltsgehilfin ihren Traum „von einem Ort, an dem man länger verweilt, als nur um ein Kochbuch zu kaufen.“ In Katharina Lehners Worten liegt mehr als nur Liebe zum Kochhandwerk. Die sympathische Jungunternehmerin ist eine Frau mit Herz, die ihrer Kundschaft jeden Wunsch von den Augen abliest – und das „Cook & Chill“ notfalls auch in einen Gemüseladen verwandelt, wenn eine besondere Kundin Suppengemüse kaufen möchte.
Lehners Konzept ist ein raffiniertes Rezept aus Zutaten, die alle Sinne ansprechen: Ein geschmackvolles, offenes Ambiente; ein Kochbuchsortiment abseits des Mainstreams; eine einfache, aber raffinierte Bistroküche – und die Gewürzabteilung,
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