Haeppchenweise

Das habe ich nicht für dich getan. Ich kann ohne Musik nicht kochen. Machst du mir einen Milchkaffee, Julia? Was gibt es zum Mittagessen?“ Henry schaut sich prüfend um. „Sieht aus wie im Saustall. Meine Leute werden nicht begeistert sein.“
    „Deine Leute?“ Jetzt glotze ich wohl auch wie ein Goldfisch.
    „Wer genau sind ... deine Leute?“, echot Julia verdattert.
    „Ich habe einen Flashmob in meinem Blog gepostet. Schätze, das Cook & Chill dürfte in einer Stunde rappelvoll sein.“
    „Einen was?“
    „www.amelies-küchenengel.de“
    „DU bist Amelie?!“ Julia kichert nervös. „Irgendwie habe ich mir Amelie mädchenhafter vorgestellt.“
    Offenbar wissen alle in diesem Raum mehr als ich. Henrys Augen blitzen.
    „Wie meinst du das, Julia?“
    „Ich ... äh ...“ Prompt überziehen rote Hektikflecken den Vögelchenhals.
    Ich schaue verwirrt von Henrys Grinsen in Julias gesprenkeltes Gesicht. „Du schreibst einen Küchen-Blog? Und hast so ein ... Flashdings in meinem Laden angesetzt?“
    „Normalerweise sind Flashmobs unkommerzielle Veranstaltungen. Hab mir erlaubt, die Leute mit einer Gratistasse Cappuccino zu locken. Im Gegenzug bringt jeder ein Päckchen Kaffeebohnen mit. Mich holt der Teufel, wenn die meisten nicht länger bleiben, um zu stöbern oder eine Kleinigkeit zu essen.“
    Julia bindet mit flinken Fingern ihre Schürze ab. „Katta, lauf in die Küche! Ich glaube, wir bekommen gleich eine Menge zu tun! Julius soll sich einen Mittagstisch zum Thema Kaffee einfallen lassen! Henry, im Keller stehen Milchpaletten, sei so nett und bringe ein paar Pakete hoch. Ich muss mich umziehen!“
    Ich bin noch immer vollkommen verwirrt. „Warum machst du das für mich?“, rufe ich Henry hinterher, die schon Richtung Getränkekeller spurtet. Die Schritte auf der Kellertreppe brechen ab.
    „Weil du nett zu mir bist, obwohl ich ein Scheusal bin?“

Kaffeeflashmob und Sternehäppchen
    „Amelies Küchenengel“ rief zum ultimativen Flashmob auf.
     
    Der Kölner Trendblog www.amelies-küchenengel.de war erneut einen Klick wert. Das witzige Tagebuch der beliebten Amelie rangiert seit Monaten in Bloggerkreisen an vorderster Stelle, tausende Internetuser verfolgen begeistert die täglichen Küchenergüsse der tollpatschigen Nervensäge. 
     
    Die spontan ausgerufene Aktion fand diesmal in einem Kochbuchladen im Belgischen Viertel statt. Gegen eine Spende von einem Päckchen Kaffeebohnen schenkte das „Cook & Chill“ Koffein in flüssiger Form aus, gleichzeitig bot sich Gelegenheit, dem Sternekoch Julius Zander in die Töpfe zu schauen. Themen rund um die Kochkunst sind nach wie vor „in“, wie zahlreiche Trendsetter bewiesen, die sich am 28. August zum genussvollen Tête-à-Tête in dem geschmackvollen Bistro mit Kochbuchhandlung drängelten. Ein Event der Sonderklasse, welches bei der sympathischen Eignerin Katharina Lehner die Kassen klingeln ließ.
     
    Das Cook & Chill befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage, nicht zuletzt aufgrund der Konkurrenzsituation mit dem dänischen Fernsehkoch Mats Jørgensen und seinem „Starcooks“. Frau Lehner habe laut Amelie jede Unterstützung verdient, wovon sich die Redaktion selbst überzeugen durfte.
     
    Wir finden, dass ein Besuch im Cook & Chill lohnt. Gourmetküche zum kleinen Preis, ein gemütlicher Plausch im Bibliotheksambiente, nebenbei erfährt man, wie ein Soufflé gelingt. Besonders beeindruckten uns die familiäre Atmosphäre und das freundliche Personal. Zander persönlich verriet uns sein Kaffee-Flashmob-Geheimrezept, das sie unter www.amelies-küchenengel.de herunterladen können.

Espressohühnchen
     
    Man nehme für 4 Personen:
    4 Hähnchenbrüste, 400 ml Hühnerfond, 1 Zwiebel, 500 g. Möhren,
    10 Kapseln Kardamom, 30 g. Espressobohnen, 4 cl Kaffeelikör
    3 EL Olivenöl, 200 g. Sahne, 150 ml. Hühnerbrühe, 1 EL Butter,
    Brauner Zucker, Gewürzpaste Harissa (aus dem Asialaden), Salz und Pfeffer.
     
    Die Hähnchenbrüste waschen, mit Pfeffer und Salz würzen. Den Hühnerfond in einem großen Topf aufkochen. Das Fleisch in den Fond legen, je nach Größe 10 bis 15 Minuten auf kleinster Stufe sanft garen. Anschließend die Brüste aus dem Fond nehmen, in Alufolie einwickeln und warmhalten. 300 ml Fond zur Seite stellen.
    Zwiebeln fein würfeln, Kardamomkerne aus den Kapseln lösen und im Mörser zerdrücken. Öl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln, Kaffeebohnen und den zerstoßenen Kardamom ins Öl geben, 5 Minuten bei mittlerer