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Haeppchenweise

Haeppchenweise

Titel: Haeppchenweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia_Winter
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Grillrosten auf meiner Haut gar nicht mehr zählen. Bestrafen Sie Roúla bitte nicht, indem Sie ihr die Menschen wegnehmen, die sie so mögen, wie sie ist. Ihre Mutter ist eine Bereicherung für das Cook & Chill. Und ich glaube, sie ist gerne bei uns.“
    Melitta nestelt in ihrem Handtäschchen, entfaltet das Tempotaschentuch und schnäuzt sich.
    „Und was soll ich davon halten, dass Sie eine kranke Frau der gesamten Nation vorführen wollen? Meine Mutter ist völlig aus dem Häuschen wegen dieser lächerlichen Fernsehsendung und redet von nichts anderem mehr!“
    Okay. Jetzt bekomme ich doch ein schlechtes Gewissen.
    „Ich habe nicht vor, sie irgendwem vorzuführen. Roúla möchte mit ihren neuen Freunden einen Wettbewerb für das Cook & Chill bestreiten. Damit erweist sie uns eine große Ehre und hat sogar Spaß daran. Die Fernsehzuschauer werden sie lieben.“
    „Man wird sie auslachen“, seufzt Melitta und steckt das zerknüllte Tempo in ihr Täschchen.
    „Sollte Roúla nicht selbst entscheiden?“
    „Sie verläuft sich beim Einkaufen und vergisst den Namen ihrer Enkelin, Frau Lehner. Meine Mutter trifft längst keine Entscheidungen mehr, die gut für sie sind.“
    „Ich will nicht anmaßend sein, aber ich glaube, da irren Sie sich. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „Mir?! Es geht um meine Mutter!“
    „Ich denke, es geht um Sie, Melitta. Wenn Sie Roúla für ein paar Stunden unserer Obhut überlassen, vernachlässigen Sie sie nicht, sondern tun Ihrer Mutter etwas Gutes. Von einer Verbrennungsnarbe abgesehen.“
    „Ihre Behauptungen sind unverschämt!“
    „Ich weiß“, sage ich sanft und ein ungemütliches Schweigen legt sich über das Büro. Melitta ringt sichtlich mit sich. Vielleicht bin ich doch zu weit gegangen.
    Im Hof kündet lautes Geschepper von Julius Bemühungen, seine Küche in den Zustand vor Minzous Anwesenheit zurück zu versetzen. Seinen Flüchen zu entnehmen, hat Helga die betagten Töpfe, die der Japaner mit verächtlichem Gesichtsausdruck aussortiert hat, kurzerhand in den Container geworfen.
    „Mutter lacht viel öfter, seit sie Ihren Kurs besucht ... gestern hat sie die Küche überschwemmt, weil sie Moussaka für Eleni kochen wollte. Wie früher ...“, wispert Melitta tonlos.
    „Kommen Sie doch einfach in die nächste Stunde und überzeugen sich persönlich davon, dass es Roúla ausgezeichnet bei uns geht. Im Anschluss gibt es sogar ein leckeres Essen.“
    Ein letzter Köder. Natürlich meine ich den Vorschlag nicht ernst. Die Vorstellung, das Seminar unter Melittas Argusaugen zu leiten, die nur darauf lauern, dass ich einen Fehler mache ... doch Melitta scheint leider die Gänsefüßchen in meinem Satz überhört zu haben. Der verkniffene Zug um ihren Mund verschwindet, sie neigt unmerklich den Kopf.
    „In Ordnung. Dann sehe ich mir den Kurs an.“
    Mist ... Mist. Mist! Bestrafe dich niemals selbst mit unüberlegten pädagogischen Maßnahmen! Vor einigen Monaten hatte ich Brittas Nichte beim Babysitten angedroht, sie müsse den ganzen Abend singen, wenn sie nicht aufhört, mir ständig ins Wort zu fallen. Das Mädchen kennt nur zwei Liedtexte auswendig: „Ein Männlein steht im Walde“ und „I will survive“. Es war schrecklich. Warum halte ich mich nie an die Ratschläge von Fachleuten?
    Melitta wird indessen zutraulich. Ihre Hexenmaske hat sie vorläufig abgelegt, bis auf die Falten um den Mundwinkel – die nimmt sie bestimmt mit ins Grab.
    „Haben Sie auch koffeinfreien Kaffee?“
    Na wunderbar. Wie soll ich diesen Ehrengast bloß meinen Kochschülern schmackhaft machen …

Kaffeeflash
     
    Die bekannteste Anekdote zur Entdeckung des Kaffees stammt aus Äthiopien. Es heißt, in einer Ziegenherde grassierte eine merkwürdige Krankheit. Die Tiere verhielten sich wie toll und kamen nachts nicht zur Ruhe. Die Ziegenhirten baten in einem nahen Kloster um Rat. Den Mönchen fiel auf, dass die übermütigen Ziegen Früchte von einem Strauch am Weidezaun fraßen. Vom bitteren Geschmack angewidert, warfen die Brüder die Beeren ins Feuer. Bald verbreitete sich ein appetitlicher Duft, sodass die Ordensmänner einen Aufguss aus den schwarzgebrannten Bohnen bereiteten, der wunderbar schmeckte. Da dieser Trank half, während der nächtlichen Gebete wach zu bleiben, wurde er fortan als Geschenk Gottes gepriesen. (Aus www.espresseria.de).
     
     
    Kirchen sind mir zuwider. In meiner Kindheit hatte mein Vater mich jeden Sonntag in den Gottesdienst genötigt und immer darauf

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