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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Lederfrau bleibt stehen. Sie wirkt nervös und mustert die Beiden mit heimlichem Blick. Nach längerem Schweigen stürzt sie aus dem Raum.
    »Ich schau’ mal, ob ich Lola rauseisen kann!«
    Man hört Türen klappen. Wenig später tritt eine junge, feminine Frau durch den Vorhang. Das makellose Gesicht ist dick mit Make-up belegt. Die Augen sind wie die der ägyptischen Nofretete schwarz umrandet. Auch sie ist von oben bis unten in Leder gekleidet, trägt aber lange Stiefel und einen Brustgurt, aus dem die festen Brüste herausschauen.
    »Lola?«
    »Sie wünschen?«
    »Jan Swensen, meine Kollegin Silvia Haman. Wir haben eine kurze Frage«, übernimmt Swensen die Wortführung. »Wo waren sie am 15. und 16. November?«
    »Das ist alles, was Sie wissen wollen?«
    »Das ist genug!«
    »Am 15. und 16. November? Weiß ich nicht mehr!«
    »Kennen Sie einen gewissen Sylvester von Wiggenheim?«
    »Nie gehört!«
    »Frau Hering!«, braust Silvia Haman auf.
    »Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mich Lola nennen.«
    »Lola? Wie Sie wollen, meine Liebe. Also überlegen Sie genau Lola, was Sie uns sagen. Es geht bei unserer Befragung um Mord. Also!?«
    »Ich will keinen Ärger!«
    »Sie sind auf dem besten Wege reichlich davon zu bekommen!«, zischt Silvia Haman und steht demonstrativ auf. Sie überragt die junge Frau um einiges.
    »Wir überprüfen nur die Aussage von Herrn von Wiggenheim«, beruhigt Swensen die angespannte Lage.
    »Ich möchte nicht, dass Sylvester das hier von mir erfährt.«
    »Das bleibt unter uns! Nun reden Sie schon.«
    »Also gut, Sylvester und ich lieben uns. Er will mich heiraten.«
    Silvia Haman pfeift durch die Zähne.
    »Ehrlich! Er will sich scheiden lassen.«
    »Ihre Liebe interessiert uns weniger, Lola«, sagt Swensen. »Wir wollen wissen, ob Sie gemeinsam am 15. und 16. in St. Peter waren.«
    Lola nickt mit dem Kopf.
    »Wissen Sie etwas von einer Leiche im Watt?«
    »Eine Leiche?«
    »Ja, eine gewisse Edda Herbst.«
    »Sie meinen die Frau, die man aus der Nordsee gefischt hat?«
    »Ja, genau die.«
    »Und was hat die mit einer Leiche im Watt zu tun?«
    »Sie lag wahrscheinlich vorher im Watt. Herr von Wiggenheim hat nichts davon erwähnt, eine Leiche gefunden zu haben?«
    »Sylvester soll eine Leiche gefunden haben?«
    »Ja!«
    »Deswegen war er mit einmal so durch den Wind, als er vom Fotografieren zurückkam. Er ist dann mit so fadenscheinigen Ausreden Halsüberkopf abgereist. Wir haben uns noch ziemlich gestritten.«
    »Und Sie waren die ganze Zeit vorher mit ihm zusammen?«
    »Ja, nur am 16. ist er morgens allein zum Fotografieren ins Watt gefahren. War dann gegen Mittag wieder zurück und ist, wie gesagt, überstürzt abgereist.«
    »Können Sie uns sagen, mit was für einem Wagen Herr von Wiggenheim hier war?«
    »So ein silberner Geländewagen.«
    »Marke?«
    »Keine Ahnung!«
    »Das war’s schon, Frau Hering!«
    »Lola!«
    Silvia Haman verlässt den Raum, während Swensen stehen bleibt und sich verlegen die Hände reibt.
    »Ich hab da noch eine Frage Lola, eine private Frage. Gibt es in diesem verträumten Husum überhaupt genügend Bedürfnis nach einer Domina?«
    »Fragen Sie das im Ernst?«
    »Reine Neugier!«
    »Wo leben Sie denn? Meinen Sie etwa, in Husum lebt man hinter dem Mond? Es gibt überall überforderte Führungskräfte, die auch mal so richtig schwach sein wollen.«
    »Schwach sein?« Swensen sieht die Frau verwundert an.
    »Genau, diese scheinbar starken Männer, die bei uns nach Schlägen betteln. Masochisten! Die der Schmerz erst so richtig antörnt.«
    Mit einem Mal fällt es Swensen wie Schuppen von den Augen. Er erinnert sich wieder, wer vorhin dieses Etablissement verlassen hat. Das war eindeutig Dr. Kargel von der Stormgesellschaft gewesen.
    »Danke für die Auskunft und auf Wiedersehn!«
    »Hoffentlich nicht!«
    Lola hat wohl recht, denkt Swensen, als er seine Kollegin eingeholt hat. Auch in Husum leidet die ehrenwerte Gesellschaft an zunehmender Doppelmoral!
     
    Es schneit nicht mehr, dafür nieselt es. Die weiße Pracht hat sich in wässerigen Matsch verwandelt. Im Nu sind Swensens Schuhe durchgeweicht und seine Füße werden eiskalt.

5
    Nun lag der kleine Häwelmann eines Nachts in seinem Rollenbett und konnte nicht einschlafen; die Mutter aber schlief schon lange neben ihm in ihrer großen Bettstelle; die hatte aber vier ganz steife Beine und auch gar keine Rollen, denn es war eine Himmelbettstelle. »Mutter”, rief der kleine Häwelmann, „ich will

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