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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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reißt seine Hände schützend nach oben.
    »Herr Swensen, ist es richtig, dass Dr. Herbert Kargel erschossen wurde?«
    Swensen öffnet vorsichtig wieder die Augen. Langsam nimmt die Stimme eine Gestalt an. Eine schlanke, mittelgroße Brünette mit struppigem Kurzhaarschnitt steht vor ihm. Sie trägt ausgeblichene Jeans und eine rote Lederjacke. Dahinter ein durchtrainierter Mann mit verschlagenem Gesicht, der angespannt eine Kamera in den Händen hält und mit unruhigem Blick alles zu beobachten scheint.
    »Was fällt Ihnen ein?«, fragt Swensen mit gedrückter Stimme und starrt die beiden Personen drohend an, während die Männer mit dem Zinksarg in Richtung Gartenpforte davonziehen und Karsten Bonsteed zum Waschhaus hinübergeht.
    »Maria Teske, Husumer Rundschau!«
    »Sie brauchen sich mir nicht vorzustellen, Frau Teske! Ich kenne Sie!«
    Nur mühsam kann er seine aufkommende schlechte Laune verbergen.
    »Darf ich fragen, wie Sie durch die Absperrung gekommen sind?«
    »Wir haben da so unsere Tricks!«
    »Frau Teske, bitte verlassen Sie sofort den Tatort, sonst lasse ich Sie festnehmen!«
    »Herr Swensen, nur eine Information für unsere Leser!«
    »Ich sage das jetzt nicht noch mal. Verschwinden Sie hier, aber plötzlich. Morgen gibt es eine Pressekonferenz!«

6
    Kurz vor der Absperrung, Ecke Wasserreihe Hohle Gasse, ist der kleine Treppeneingang zum Chinesischen Restaurant Mandarin. Zwei mit Drachen umschlungene Säulen tragen ein kleines Dach mit grünen Ziegeln. Swensen schaut auf die Uhr, es ist 19:55 Uhr. Er ist wieder mal knappe 20 Minuten später losgekommen als beabsichtigt. Anna würde bestimmt schon warten. Er hatte ihr am Nachmittag auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass ihr obligatorisches Essen am Freitagabend wegen eines Mordes im Stormhaus etwas später stattfinden müsste, nämlich 19:30 Uhr und dass es von Vorteil wäre, sich ausnahmsweise beim Chinesen in der Nähe des Tatorts zu treffen. Der Geschäftsführer Herr Tsang Hu, ein kleiner asketischer Mann mit kantigem Kopf, erkennt Swensen von früheren Besuchen wieder und eilt ihm entgegen um ihm den Mantel abzunehmen. Mit überschwänglicher Geste führt er ihn, an den spärlich besetzten Tischen vorbei, zu einer Nische am anderen Ende des Restaurants. Anna studiert dort schon die Speisekarte.
    »’Schuldigung, aber ich bin nicht gleich losgekommen!«
    »Macht nichts! Ich bin auch gerade erst gekommen! Bin sicherheitshalber gleich etwas später losgefahren.«
    Swensen empfindet ihren Satz zwar als einen gezielten Seitenhieb, aber Anna hat schließlich vollkommen recht. Er kommt nun mal meistens zu spät. Anna reicht ihm die Speisekarte herüber und bestellt sich Ente mit acht Köstlichkeiten und ein Glas Merlot. Tsang Hu wartet geduldig auf Swensens Bestellung. Bratreis auf vegetarische Art und eine Kanne grünen Tee. Kaum hat Tsang Hu sich vom Tisch entfernt, schaut Anna ihn begierig an.
    »Mord im Storm-Haus? Erzähl! Wer ist denn ermordet worden?«
    Swensen gibt ihr eindeutig zu erkennen, dass sie ihre Stimme etwas dämpfen soll.
    »Kein Wort an andere, Anna! Ist das klar?«
    »Nun mach doch nicht immer so’n Drama draus, Jan! Das steht doch morgen sowieso alles in der Zeitung.«
    »Trotzdem!«
    »Ehrenwort! Und wer ist nun ermordet worden?«
    »Du wirst es nicht glauben! Kargel!«
    »Dr. Kargel von der Storm-Gesellschaft? Ehrlich? Seid ihr sicher?«
    »Welche Frage!«
    »Ich meine nur, ob ihr sicher seid, dass der ermordet wurde? Vielleicht ist es Selbstmord?«
    »Nein, es war Mord. Zwei tödliche Schüsse und weit und breit keine Tatwaffe in Sicht. Wir lassen gerade die Mülltonnen und Kleingärten in der Umgebung absuchen.«
    »Das ist ja ein Ding! Was ist denn bloß mit einem Mal in diesem verschlafenen Husum los? Wisst ihr, warum er ermordet wurde? Das Motiv?«
    »So schnell geht das nicht, Anna! Wir sind noch mitten in den Ermittlungen. Im Moment geht es mehr darum, wie das Ganze abgelaufen ist.«
    »Soll ich dir mal sagen, was ich vermute, Jan!«, ereifert sich Anna Diete, ohne auf seine Antwort zu warten. »Gerade wird ein Storm-Roman entdeckt, die totale Sensation, und im selben Moment ermordet jemand den Vorsitzenden der Storm-Gesellschaft. Ich glaube, Mord und Entdeckung des Storm-Romans stehen im Zusammenhang, bestimmt!«
    »Danke Frau Kommissarin«, sagt Swensen grinsend, zuckt dann aber nachdenklich mit den Schultern. »Bis jetzt taucht Storm nur in beiden Mordfällen auf. Das heißt noch gar nichts! Wie schnell macht

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