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Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen

Titel: Hätschelkind: Der erste Fall für Jan Swensen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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entdeckt, dass hier gestern eingebrochen wurde. Können Sie sich bitte einmal in den Räumen umschauen, ob irgendetwas fehlt? Aber berühren Sie dabei bitte nichts, unter keinen Umständen!«
    »Ein Einbruch!« Karsten Bonsteed guckt Swensen ungläubig an. »Nein, nicht auch das noch!«
    Einen kurzen Moment steht er unentschlossen da, dann stürzt er los, so dass Swensen und Silvia Haman sich kaum an seine Seite heften können und kontrolliert zügig einen Raum nach dem anderen. Doch erst im Ausstellungsraum acht, dem kleinen Wohnzimmer im ersten Stock, stockt der Mann von der Storm-Gesellschaft. Er deutet erbost mit dem Finger auf mehrere weiße Rechtecke, die sich auf der Tapete abzeichnen.
    »Da fehlen die kolorierten Kupferstiche. Alle sechs!«
    »Kupferstiche?«, fragt Swensen, der darauf achtet, dass Bonsteed im gehörigen Abstand zu seiner Entdeckung bleibt. »Sind die sehr wertvoll?«
    »Der Wert liegt bei zirka 50.000 DM. Also kein Jahrhundertraub, wohl eher etwas für Liebhaber. Die Bilder sind vom französischen Kupferstecher Descourtis und hatten eine große Bedeutung für mehrere Novellen von Storm.«
    »Können Sie sich vorstellen, wer so etwas mitgehen lässt?«
    »Ehrlich gesagt, nein! Auf dem normalen Kunstmarkt sind die kaum von Bedeutung. Vielleicht ein Storm-Fan? Verkaufen kann der Dieb sie allerdings schlecht, dafür sind sie in Insiderkreisen viel zu bekannt!«
    Der Dieb muss sich im Museum gut auskennen, überlegt Swensen. Der bricht ein, stiehlt sechs Kupferstiche und geht dann in einen Arbeitsraum, um einen Mitarbeiter zu erschießen? Da stimmt doch was nicht!
    Er spürt eine Anspannung in seinem Körper und mustert Bonsteed unauffällig.
    »Hatte Dr. Kargel irgendwelche Feinde?«
    »Feinde?«, schreckt Bonsteed aus seinen Gedanken, als wenn man ihm gerade einen Tritt versetzt hat. »Wie kommen Sie denn auf so einen Blödsinn? Dr. Kargel ist …«, er stutzt einen Moment, »… war doch nur der Vorsitzende der Husumer Stormgesellschaft. Wer sollte dem denn etwas Böses antun wollen?«
    »Einer wollte es!«, erwidert Swensen trocken. »Ich brauche Sie erst mal nicht mehr, Herr Bonsteed, vielen Dank!«
    Swensen geht zur Tür, dreht sich dann aber noch einmal um und fixiert Bonsteeds Augen.
    »Übrigens, wo waren Sie gestern Abend, nach dem Sie hier Feierabend gemacht haben?«
    Bonsteed schaut Swensen ungläubig an. Erst nach einer längeren Pause fragt er. »Meinen Sie das wirklich im Ernst?«
    »Reine Routine, Herr Bonsteed.«
    »Ich war den ganzen Abend zuhause.«
    »Haben sie Zeugen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Gut, das war’s schon!«
    Vom Flur hört man ein kurzes Scheppern und Swensen verlässt den Raum um nachzuschauen, was dort los ist. Mehrere Männer versuchen einen Zinksarg aus der Tür und weiter über das Geländer zu bugsieren. Nur mit Mühe gelingt es ihnen den Metallbehälter auf engstem Raum in der Luft zu drehen um ihn dann erst einmal abzusetzen. Durch die verbleibende Lücke zwängt Dr. Lade sich baucheinziehend vorbei. Swensen winkt ihn zu sich.
    »Meine Untersuchung ist abgeschlossen!«, sagt Dr. Lade, während er auf Swensen zugeht. »Wir lassen die Leiche jetzt in die Gerichtsmedizin überstellen!«
    »Und?«
    »Ein Lungenschuss aus nächster Nähe und ein aufgesetzter Herzschuss, der ihn sofort getötet haben muss. Todeszeitpunkt: i ch schätze gestern zwischen 22:00 und 0:00 Uhr. Genaueres wird die Obduktion herausfinden.«
    »Warten wir den Bericht ab!«
    »Vielleicht sehen wir uns das nächste Mal unter freundlicheren Umständen!«, meint Dr. Lade, gibt Swensen die Hand und stapft die Treppe hinab. Swensens Blick sucht seine Kollegin und bemerkt verwundert, dass sie sich noch immer mit Karsten Bonsteed unterhält. Obwohl er sich bemüht, die Situation nicht voreilig zu bewerten, wirkt die Szene auf ihn eigenartig intim. Bonsteed scheint seinen Blick zu spüren, denn er hebt den Kopf und macht Silvia Haman auf ihn aufmerksam. Die löst sich sofort von ihrem Gesprächspartner und eilt auf Swensen zu.
    »Ich verständige Hollmann und sein Team, dass sie sich den Raum mit den verschwundenen Bildern besonders sorgfältig vornehmen sollen!«, informiert sie ihn und verschwindet im Tatraum. Swensen begleitet Bonsteed die Treppe hin-ab. Die Männer balancieren den Zinksarg gerade durch die Eingangstür. Als sie in den Garten treten, sieht Swensen grelle Blitzlichter aufleuchten. Innerlich aufgebracht sprintet er nach draußen, wird von einem grellen Flash geblendet und

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