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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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normaler Freitag eben.«
    Und der elfte Geburtstag deines Sohnes, dachte Sybill und straffte die Schultern. »Du bekommst Seth nicht zurück, Gloria, und wir wissen beide, dass du es darauf auch gar nicht anlegst.«
    »Du kannst doch nicht …«
    »Halt den Mund. Hör auf, dir und mir etwas vorzumachen. Ich kenne dich. Ich habe mir lange genug etwas vorgemacht, aber jetzt kenne ich dich genau. Wenn du bereit bist, Hilfe anzunehmen, bin ich immer noch bereit, dich in eine Entziehungsklinik zu bringen und die Kosten für deine Reha zu bezahlen.«
    »Ich brauche deine gottverdammte Hilfe nicht.«
    »Auch gut, wie du willst. Von den Quinns bekommst du keinen Pfennig mehr, und an Seth kommst du nie wieder heran. Ich habe eine eidesstattliche Erklärung beim Anwalt der Quinns und eine notariell beglaubigte, schriftliche Aussage bei Seths Sachbearbeiterin im Jugendamt gemacht. Ich habe alles zu Protokoll gegeben, und wenn nötig, trete ich in den Zeugenstand und sage aus, dass es Seths ausdrücklicher Wunsch und in seinem Interesse ist, dass er für immer bei den Quinns bleibt. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um dafür zu sorgen, dass du deinem Kind nie wieder Schaden zufügst.«
    »Du elendes Miststück.« Glorias Beschimpfung war voll Hass, gemischt mit Schrecken. »Du denkst, du kannst mich reinlegen? Du denkst, du kannst mich einfach
wegwerfen und dich mit diesem Dreckspack zusammentun? Ich werde dich ruinieren.«
    »Du kannst es ja versuchen, aber es wird dir nicht gelingen. Du hast dir das alles selbst zuzuschreiben.«
    »Du bist genau wie sie.« Gloria spie die Worte aus. »Du bist genau wie unsere eiskalte Mutter. Nach außen die perfekte Gesellschaftszicke und dahinter ein ganz mieses Stück.«
    Vielleicht bin ich das, dachte Sybill müde, vielleicht muss ich es sein. »Du hast Raymond Quinn erpresst, der dir nichts getan hat. Und du hattest Erfolg damit. Zumindest hast du Geld von ihm bekommen. Bei seinen Söhnen wirst du keinen Erfolg haben, Gloria. Und bei mir auch nicht. Nicht mehr.«
    »Ach, meinst du? Dann hör mal zu. Ich will hunderttausend, einhunderttausend Dollar, oder ich gehe zur Presse. National Enquirer, Hard Copy. Mal sehen, wie gut deine lausigen Bücher sich dann noch verkaufen, wenn ich meine Geschichte losgeworden bin.«
    »Vermutlich steigen die Verkaufszahlen um zwanzig Prozent«, hielt Sybill ihr sanft entgegen. »Ich lasse mich nicht erpressen, Gloria. Tu, was du nicht lassen kannst. Eins will ich dir noch sagen: In Maryland droht dir ein Gerichtsverfahren, wenn du dich nicht von Seth fernhältst. Die Quinns haben den Gerichtsbeschluss. Ich habe ihn gesehen.« Sybill dachte an die Erpresserbriefe, die Gloria geschrieben hatte. »Außerdem droht dir ein Prozess wegen Erpressung und Kindesmisshandlung. Ich an deiner Stelle würde das Spiel aufgeben.«
    Unter den kreischenden, wüsten Beschimpfungen ihrer Schwester legte Sybill den Hörer auf, schloss die Augen und barg den Kopf zwischen den Knien. Übelkeit klebte wie ölige See in ihrem Magen, erste Anzeichen einer Migräne breiteten sich in ihrem Kopf aus. Sie konnte ihrem Zittern nicht länger Einhalt gebieten.
Während des Telefongesprächs war ihr das noch gelungen, aber jetzt nicht mehr.
    Sie blieb in sich zusammengesunken sitzen, bis ihr Puls sich beruhigt hatte, bis die Übelkeit ein wenig abgeflaut war. Dann stand sie auf, nahm eine Tablette, um die Gefahr einer Migräne abzuwenden, und trug mit einem Pinsel etwas Rouge auf ihre bleichen Wangen. Sie nahm ihre Handtasche, Seths Geschenke, eine Jacke und verließ das Hotelzimmer.
     
    Der Tag hatte sich endlos in die Länge gezogen. Wie sollte man Stunden um Stunden in der Schulbank eingezwängt sitzen, wenn man Geburtstag hatte. Noch dazu der elfte Geburtstag, zweimal die Eins und überhaupt. Es würde Pizza geben und Pommes frites, Schokoladentorte und Eiscreme und vielleicht sogar Geschenke.
    Eigentlich hatte er noch nie ein Geburtstagsgeschenk bekommen, überlegte Seth. Er konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern. Wahrscheinlich würden sie ihm was zum Anziehen und so’n Kram schenken, aber immerhin.
    Wenn überhaupt einer auftauchte.
    »Wieso kommt denn keiner?« fragte Seth zum wiederholten Mal.
    Anna zwang sich zur Geduld und raspelte weiterhin die Kartoffeln in dünne Scheiben für die selbst gemachten Pommes frites, die sich Seth zu seinem Festessen gewünscht hatte. »Es dauert nicht mehr lang.«
    »Es ist fast sechs. Warum musste ich nach der Schule gleich nach

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