Hafen der Träume: Roman (German Edition)
Hause und sollte nicht in die Werkstatt?«
»Darum«, antwortete Anna und ließ es dabei bewenden. »Hör auf, überall herumzunaschen, hörst du?« fügte sie hinzu, als Seth den Kühlschrank zum zehnten Mal öffnete. Und wieder zuklappte. »Du kannst dir den Magen bald voll schlagen.«
»Ich bin am Verhungern.«
»Bin ich dabei, Pommes frites zu machen, oder nicht?«
»Ich dachte, Grace wollte sie machen.«
Anna warf ihm einen funkelnden Blick über die Schulter zu. »Willst du damit sagen, ich kann keine machen?«
Er langweilte sich, war ungeduldig und hatte Lust, sie zu triezen. »Na ja, sie macht aber wirklich gute.«
»Aha.« Anna drehte sich zu ihm um. »Und ich nicht.«
»Deine sind okay. Es gibt ja auch noch Pizza.« Er schaffte es nicht länger, ernst zu bleiben, und prustete los.
»Bengel.« Lachend wollte Anna ihm an den Kragen, doch er floh johlend um den Tisch.
»Es klingelt. Es klingelt. Ich mach auf!« Er stürmte los, und Anna schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Das Lachen verschwand aus seinen Augen, als er die Tür aufriss und Sybill auf der Veranda stehen sah. »Oh. Tag.«
Das Herz sank ihr in die Hose, aber sie zwang sich, ihn freundlich anzulächeln. »Alles Gute zum Geburtstag.«
»Ja. Danke.« Er beäugte sie argwöhnisch.
»Vielen Dank für deine Einladung.« Verlegen hielt sie ihm beide Einkaufstüten hin. »Darfst du deine Geschenke schon haben?«
»Klar.« Mit großen Augen nahm er die Tüten entgegen. »Das alles?« Er klang beinahe wie Phillip, als er die Einkaufstaschen erblickte.
»Na ja, es gehört irgendwie alles zusammen.«
»Cool. Hey, da kommt Grace.« Von den schweren Tüten behindert, mit denen er sich bewaffnet hatte, versuchte er, an ihr vorbeizukommen.
Das strahlende Lächeln in seinem Gesicht stand in so deutlichem Kontrast zu dem Argwohn, mit dem er
sie begrüßt hatte, dass Sybill von ihrem Mut verlassen wurde.
»Hey, Grace! Hey, Aubrey! Ich sag Anna, dass ihr da seid.«
Er stürmte wieder ins Haus und ließ Sybill ratlos an der offenen Tür stehen. Grace stieg lächelnd aus dem Auto. »Er scheint ja ganz aus dem Häuschen.«
»Na ja, verständlich …« Sybill sah Grace zu, die eine Tasche auf der Kühlerhaube abstellte, gefolgt von einem durchsichtigen Tortenbehälter aus Plastik. Dann beugte sie sich ins Wageninnere, um die brabbelnde Aubrey aus ihrem Kindersitz zu befreien. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Wär nicht schlecht. Moment, Spatz. Halt doch mal still …« Sie warf Sybill ein Lächeln über die Schulter zu. »Sie ist den ganzen Tag schon aufgedreht. Seth ist nämlich Aubreys großer Liebling.«
»Seth hat Geburtstag. Wir haben Kuchen gebacken«, krähte Aubrey.
»Ja, das haben wir.« Grace zog die Kleine aus dem Auto und reichte sie der verblüfften Sybill. »Nehmen Sie sie mal? Sie wollte unbedingt dieses Kleid anziehen, doch der Weg zum Haus wäre eine Katastrophe.«
»Na ja …« Sybill blickte in ein strahlendes Engelsgesicht, das quirlige Kind im rosaroten Rüschenkleidchen im Arm.
»Wir feiern eine Party«, erklärte Aubrey stolz und legte ihr beide Händchen ans Gesicht, um sich ihre ganze Aufmerksamkeit zu sichern. »Ich hab’ auch eine Party, wenn ich drei werde. Du darfst auch kommen.«
»Fein. Vielen Dank.«
»Du riechst gut. Ich auch.«
»Und ob du gut riechst.« Sybills anfängliche Steifheit schwand unter dem unwiderstehlichen Kinderlächeln. Phillips Jeep hielt hinter Grace’ Wagen. Als Cam vom Beifahrersitz glitt und ihr einen kühlen, unmissverständlich
warnenden Blick zuwarf, kehrte ihre Steifheit wieder.
Aubrey quietschte vor Vergnügen. »Hi! Hallo! Hi!«
»Hallo, meine schöne Prinzessin.« Cam kam heran, küsste Aubrey auf ihre komisch gespitzten Lippen und richtete seinen kühlen Blick auf Sybill. »Guten Tag, Dr. Griffin.«
»Sybill.« Phillip, dem die frostige Begrüßung nicht entging, schlenderte heran, legte ihr eine Hand auf die Schulter und beugte sich zum Begrüßungskuss vor. »Hallo, mein süßer Schatz.«
»Ich hab’ ein neues Kleid.«
»Und du siehst wunderschön darin aus.«
In typisch weiblicher Art vergaß Aubrey Sybill augenblicklich und streckte Phillip die Ärmchen entgegen. Er hob sie hoch und setzte sie sich seitlich auf die Hüfte. »Bist du schon lange hier?« fragte er Sybill.
»Nein, eben angekommen.« Sie sah zu, wie Cam drei riesige Pizzakartons ins Haus trug. »Phillip, ich will keine Umstände …«
»Lass uns ins Haus gehen.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie hinter
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