Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Fischfabrik und den Nebengebäuden auf dem Besprechungstisch aus, während Fine nebenan lautstark mit einem Kollegen von der Bereitschaft diskutierte und das Telefon unablässig schrillte. Romy schloss die Verbindungstür.
Schneider wies mit dem Zeigefinger auf eines der alten Gebäude im Hintergrund der Fabrik. »Zur Orientierung: Hier ist die Werkstatt, in der Kai an seinem Rad gebastelt hat …«
»Hat man das eigentlich gefunden?«, fiel Romy ihm ins Wort.
Kasper nickte. »Es stand neben der Werkbank. Bittner hat es identifiziert – er war sich hundertprozentig sicher. Aber wir könnten es der Witwe auch noch mal zeigen.«
»Ja. Bei Gelegenheit.«
Kasper konzentrierte sich wieder auf die Zeichnung. »Hier, diesen kleinen Gang sind wir nach hinten durchgegangen, bis zum Treppenabgang in den Keller. Die Räume sind teils leer, teils voller Müll. Im vorderen Keller rechts von der Treppe lag die Leiche, in der hintersten Rumpelkammer haben die Kollegen das Skelett in der Truhe gefunden.«
Romy nickte, während sie sich auf der Zeichnung orientierte. Karten waren nicht ihre Stärke. Kasper wusste das und beschrieb die Gegebenheiten darum besonders ausführlich.
»Links von der Treppe befinden sich mehrere ineinanderübergehende Kellerräume, in denen die Kollegen sich vorhin gründlich umgesehen haben«, fuhr er langsam fort. »Der hinterste der Räume ist sehr schwer zugänglich und … ja, seltsam unauffällig.«
»Was heißt das?«
»Wenn man nicht sucht, findet man nichts.«
»Das ist meistens so«, gab Romy zurück. Sie lächelte.
Kasper lächelte zurück. »Wohl wahr. Wie dem auch sei. Wenn man sich durch das Gerümpel des vorderen Kellers hindurchgearbeitet hat, steht man ganz unvermutet vor einem leeren Stahlregal, hinter dem sich eine Tür befindet. Das Regal sieht relativ neu aus – jedenfalls nicht nach jahrzehntealtem Sperrmüll – und es lässt sich ohne sonderlichenAufwand beiseiteschieben. Die Tür verfügt über ein neues Schloss, in dem ein Schlüssel von innen steckte, und der Keller ist geräumig und leer.«
»Aha. Na ja, vielleicht hat da kürzlich jemand aufgeräumt. Bittner dürfte das wissen.«
»Ganz sicher hat da jemand aufgeräumt. Es ist ungewöhnlich sauber in dem Keller. Da wurde vor nicht allzu langer Zeit gründlich geputzt. Außerdem gibt es ein Stromkabel neueren Datums. Bittner habe ich dazu schon befragt: Der weiß nichts davon.« Kasper strich sich durch den Bart.
»Vielleicht sollte ein zusätzlicher Lagerraum für Sportgeräte oder Ähnliches entstehen«, vermutete Romy. »Richardt hat unter Umständen eigenmächtig gehandelt, oder Bittner erinnert sich nicht an eine entsprechende Nachfrage von ihm. Die alten Gebäudeteile werden ihn kaum großartig interessieren.«
»Möglich, ja – die beiden waren eng befreundet, wie es scheint. Aber warum hat er einen Keller ausgewählt, der so weit von der Werkstatt entfernt ist? Warum nicht einen, der neben der Treppe liegt?«
»Hm, gute Gegenfrage«, kommentierte Romy. »Wie lange gibt es eigentlich diese Werkstatt schon?«
»Seit zehn, elf Jahren«, erwiderte Kasper prompt. »Bittner erzählte, dass Kai sie nahezu allein ausgebaut hat. Er hat sich da richtig reingestürzt. Das war wohl kurz nach der Trennung und Scheidung von seiner ersten Frau. Bittner schätzte, dass er sich ablenken musste, und hat ihm völlig freie Hand gelassen.«
Romy stutzte. »Will Bittner damit sagen, dass ihn die Trennung sehr mitgenommen hatte?«
Kasper nickte. »So habe ich das verstanden.«
»Interessant«, bemerkte Romy. »Seine Exfrau klang eher erleichtert.« Sie berichtete von ihrem Telefonat mit Ricarda Meinold.
»Oh.«
»Tja, und Vera Richardt hat mich fast rausgeschmissen, als ich sie vorhin fragte, ob ihr Mann gewalttätig war.«
»Was alles Mögliche bedeuten kann«, sinnierte Kasper mit zusammengezogenen Brauen. »Wie geht’s jetzt weiter?«
»Wir sollten ein bisschen Hintergrundarbeit leisten und uns im Archiv schlaumachen«, schlug Romy vor. »Gab’s Anzeigen wegen häuslicher Gewalt? Vielleicht anonym? Ist der Richardt sonst mal irgendwie aufgefallen? Außerdem möchte ich, dass wir die Witwe im Auge behalten.«
»Gut.« Er faltete die Zeichnung zusammen. »Und was den Hafen angeht: Die anderen Gebäude werden natürlich auch noch gründlich durchsucht. Dem Bittner schmeckt allerdings nicht, dass die Polizei das Gelände tagelang besetzt, aber …«
»Das können wir nicht ändern«, warf Romy ein. »Vielleicht
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