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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sollten wir, um das Ganze zu beschleunigen, zusätzlich einen Leichenspürhund einsetzen.«
    »Hab ich schon veranlasst.«
    Romy lächelte anerkennend. »Ich bin beeindruckt.«
    Das Telefon klingelte. Kasper nahm ab. Er lauschte eine ganze Weile konzentriert und sah Romy an. Das Ding hat eine Lautsprecherfunktion, dachte sie, aber sie verkniff sich den Hinweis. Schneider, ansonsten mit einem beeindruckenden Gedächtnis gesegnet, vergaß häufig, technische Finessen zu nutzen.
    »Ja, danke. Ich werd’s ihr ausrichten.« Kasper legte auf. »Dr. Möller kann noch keine genaueren Angaben zum Skelett machen, außer dass es sich um eine Frau handelt – eine jüngere Frau. Grob geschätzt geht er davon aus, dass sie seit gut zehn Jahren dort unten liegt. Betonung liegt auf: grob. Es können auch acht sein oder zwölf oder sogar mehr …«
    »Todesursache?«
    »Dazu kann er im Augenblick natürlich auch noch nichts sagen. Er versucht DNA-Spuren zu gewinnen und macht eine Aufnahme vom Zahnschema. Vielleicht findet sich eine Übereinstimmung in der DNA-Datenbank, die uns weiterbringt.«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, seufzte Romy. »Klingt, als müssen wir alte Vermisstenfälle durchgehen, solange keine eindeutigen Hinweise vorliegen. Und zwar nicht nur von Rügen – die Frau kann ja von sonst wo stammen und hier abgelegt worden sein, zufällig oder geplant.«
    Schneider runzelte die Stirn. »Das bedeutet, dass wir jetzt zwei Fälle an der Backe haben.«
    »Genau. Hattet ihr so was schon mal auf Rügen?«
    »Nö.«
    Es klopfte, und Fine trat ein.
    »Die Verstärkung aus Stralsund«, sagte sie in gewichtigem Tonfall und verdächtig breit lächelnd.
    Hinter ihr tauchte ein zarter junger Mann mit langem seidigem Haar auf, das er zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er trug Anzug und Krawatte, trat scheu lächelnd zwei Schritte nach vorne und nickte freundlich in die Runde.
    Wahrscheinlich macht er eine Rolle vorwärts oder gleich einen Salto, wenn Fine ihm auf den Rücken klopft, überlegte Romy verblüfft, während sie die weichen Gesichtszüge des Mannes musterte.
    »Maximilian Breder – er hat vor kaum einem Jahr seine Ausbildung beendet«, stellte Fine die Verstärkung vor. »Stralsund könnte ihn ein paar Tage entbehren.« Sie lächelte noch breiter, als würde sie dafür bezahlt werden.
    Kasper hob die Hand. »Willkommen.«
    Romy versuchte, ihre Überraschung zu verbergen, und ging ihm mit schnellen Schritten entgegen.
    »Gut, dass Sie da sind«, erklärte sie. »Wir brauchen jemanden,der das Archiv durchforstet und zudem alte Vermisstenfälle durchgeht. Wäre das was für Sie?«
    »Und ob«, sagte Maximilian mit bemerkenswert kräftiger Stimme. »Womit soll ich anfangen?«

3
    Der Fünf-Uhr-Glockenschlag der nahen St. Marienkirche war gerade verklungen, als er sich entschied aufzustehen. Es hatte keinen Sinn, sich hin und her zu wälzen, wenn ihn ein Fall bis in den Schlaf verfolgte. Er warf einen Blick auf die leere Bettseite neben sich und warf die Decke zurück.
    Früher hatte Anna seine Unruhe meistens mitbekommen und war wortlos aufgestanden, um ihm einen Tee zu kochen. Diese stille Übereinstimmung zwischen ihnen vermisste er am meisten. Er ging in die Küche und setzte den Wasserkessel auf.
    Anna hatte ihn vor fast elf Jahren verlassen. Von einem Tag auf den anderen. Nach fünfundzwanzig Jahren Ehe. Er verstand das bis heute nicht. Es gab keinen anderen. Und keine andere. Sie hatten zwei Kinder großgezogen, die ihren Weg gegangen waren, und die DDR vergleichsweise unbeschadet überstanden. Keine dubiosen IM-Akten und bösen Überraschungen, keine heftigen Erschütterungen und starken Ausschläge. Keine großen Krisen und schlimmen Krankheiten. Keine Hochs und Tiefs. Vielleicht war es gerade das gewesen.
    »Ich will noch was haben vom Leben«, hatte sie gesagt, aus dem Nichts heraus, wie es ihm vorgekommen war, aber sicherlich hatte er die Anzeichen schlicht übersehen, verdrängt, für unwichtig erachtet. »Was anderes als diese Insel, so schön sie auch sein mag, die Gleichförmigkeit unseres Alltags und all die Selbstverständlichkeiten zwischen uns. Zufriedenheit und Behaglichkeit allein reichen mir nicht. Nicht bis ans Lebensende. Wer weiß, wie schnell das kommt. Verzeih mir.«
    Kasper goss den Tee auf und rieb sich die Stirn.
    Nein, er verzieh ihr nicht. Nicht tief drinnen im Herzen – dort, wo er sich so schmerzhaft genau an alles erinnerte. An ihr Lächeln und ihre Worte, an ihre

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