Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
einem der schönsten Strände der Insel mit einem Hotel kein gutes Geschäft zu machen – auch wenn zugegebenermaßen großer Investitionsbedarf bestand –, ist schon ein starkes Stück. Das hätte ich ja besser gemacht, und ich verstehe nichts von der Branche.«
    »Posall sprach von einer lauen Anfangszeit und einem maroden Haus …«
    »Mein Gott, er hat es verbockt! Er hatte zu viele Privatentnahmen, mit denen er es sich gutgehen ließ – so einfach war das, und auf die Art und Weise entsteht ganz schnell ein ziemlich großes Loch in der Kasse.«
    »Und Kai Richardt hat ihm aus der Patsche geholfen?«
    »Kai hat den Laden auf eine betriebswirtschaftlich vernünftige Basis gestellt und mit einem Geschäftsführervertrag, in dem Posalls Kompetenzen und vor allen Dingen Grenzen klar geregelt sind, dafür gesorgt, dass er nicht mehr allzu viel kaputt machen kann«, entgegnete Bittner.
    »Interessant«, kommentierte Kasper. »Und das hat Richardt aus reiner Nächstenliebe getan – im Gedenken an alte Lübecker Zeiten, oder wie darf ich das verstehen?«
    »Natürlich nicht. Dabei ging es um eine Menge Geld – nebenbei gesagt: Ich habe da auch investiert, wie Sie ja wissen. Und natürlich hat Kai wie immer auch die eigeneRendite im Auge gehabt – sonst wäre er nicht da, wo er heute …« Bittner brach ab.
    Kasper verzog den Mund.
    »Sie wissen schon, wie ich das meine.«
    »Tue ich das?« Kasper gönnte sich die Andeutung eines ironischen Lächelns.
    Im gleichen Moment klopfte es. Romy trat ein und setzte sich nach beiläufigem Gruß neben den Kollegen. Kasper erschrak, als er sie ansah.
    Ihr Gesicht war verdüstert – unruhige Augen, bleiche Lippen, abwesender Blick. So sah sie manchmal aus, wenn ihr die Gefühle aus dem Ruder liefen. Ihr Moritz war schwer in Ordnung gewesen – das hatte ein Kollege aus Schwerin erzählt. Und die beiden waren ein schönes Paar gewesen. Man hatte gespürt, dass sie sich viel zu sagen hatten, der Rostocker und die Italienerin – so hatte man sie genannt.
    Ob Romy wohl auch nur ahnte, wie sehr man ihr den Kummer vom Gesicht ablesen konnte? Und das Bemühen, ihn in Schach zu halten. Als stünde sie ihm im Ring gegenüber, schwer atmend und mit weichen Knien; er führte nach Punkten, und sie hatte Angst, angezählt zu werden.
    Aber es war nicht Kaspers Aufgabe, ihr das zu sagen, und noch weniger seine Art. Er machte nicht gern viele Worte. Jeder hat sein Päcklein zu tragen, und jeder macht es auf seine Weise. Da hatte niemand was reinzureden.
    Vielleicht guck ich ja manchmal genauso aus der Wäsche, fuhr es ihm durch den Kopf, während Romy ihren Stuhl zurechtrückte, und bilde mir nur ein, dass ich gelernt habe, meinen Schmerz in Linien und Falten zu verstecken. Hinter Müdigkeit und einer gewissen Abgeklärtheit, die kaum jemand zu hinterfragen wagte, die aber nur zur einen Hälfte aus Altersweisheit bestand und zur anderen, ja: Lüge war.
    So ähnlich wie Fine meinte, dass niemand auf die Idee kam, ihre Polterei und emsige Fröhlichkeit auch als Schutzschildzu verstehen. Niemand außer Kasper und einigen anderen, die sie schon lange kannten. Je lauter Fine wurde, desto mehr zitterte sie tief in ihrem Innersten um ihren saufenden Bruder. Und je hektischer sie den Tag begann, umso mehr fürchtete sie, dass ihr Mann längst entdeckt hatte, dass sie sich doch wieder um den Bruder kümmerte. Einen Säufer muss man fallen lassen, sonst lernt er nie, allein aufzustehen und sein Leben zu meistern. Fine hielt nicht viel vom Credo ihres Mannes. Und sein Gebot missachtete sie, seit er gemeint hatte, es aufstellen zu müssen.
    Kasper wischte die schweren Gedanken beiseite und nickte Romy zu, die ihr Notizheft auf den Tisch legte und einen Moment konzentriert darin blätterte, bevor sie hochsah und Bittner nachdenklich betrachtete. Das war eine von Romys Stärken: sich innerhalb eines Augenblicks auf ihre Aufgabe besinnen zu können, neben der nichts anderes mehr Platz hatte. Schon gar kein Kummer.
     
    Die Kommissarin spürte seine Ablehnung wie feine Nadelstiche. Er hat die Nase voll von mir, dachte sie.
    »Herr Bittner, auch wenn wir Gefahr laufen, uns zu wiederholen – lassen Sie mich vorab einige Tatsachen auflisten«, hob sie schließlich an. »Ende 1999 gründeten Sie gemeinsam mit Kai Richardt und Posalls Bruder eine GmbH, um Hinz Posalls Hotel zu sanieren, Anfang 2000 startete das Projekt so richtig durch.«
    »In der Tat, Frau Kommissarin, Sie wiederholen sich.«
    »Seinerzeit

Weitere Kostenlose Bücher