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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hatte. Die Polizei bat ihn zu einer Befragung ins Kommissariat. Steffen blieb mucksmäuschenstill sitzen. Er hörte, dass Tim die Tür zweimal umschloss. Augenblicke später fuhr ein Wagen an.
    Steffen blieb noch zehn Minuten sitzen. Tims Unruhe war also berechtigt gewesen und hing nicht nur damit zusammen,dass er Steffen verdächtigt hatte. Aber was wollte die Polizei noch von ihm?
    Vielleicht war Tim gar nicht nach Berlin gefahren. Der Gedanke tauchte nicht plötzlich auf – er drang langsam an die Oberfläche wie eine Luftblase.
    Tim war zum Halbmarathon gemeldet, überlegte Steffen, und in der Regel trat er einen Lauf mit einem Chip an, der am Schuh befestigt wurde und seine Zeit erfasste. Schon Stunden nach einem Laufevent konnte man im Internet Einzelheiten zu seinem Rennen abfragen. Steffen hatte häufig danebengesessen, wenn Tim seine Startnummer eingegeben und sein Ergebnis abgerufen hatte. Ein gutes Alibi. Ein besseres konnte es kaum geben.
    Steffen nickte. Er war erleichtert. Allerdings nur für einen Moment. War es möglich, dass ein anderer Läufer den Chip getragen hatte?
     
    Romy wartete gegenüber der Tierarztpraxis in der Langenstraße, in der Mirjam arbeitete. Anhand eines Fotos aus der Akte erkannte sie die zierliche Frau sofort, die gegen halb sieben das Haus verließ und das Schloss an ihrem Fahrrad öffnete.
    Romy überquerte die Straße und blieb neben Mirjam Lupak stehen. Die junge Frau richtete sich auf und lächelte freundlich. Sie hält mich für eine Touristin, die den Weg zum Meeresmuseum sucht, dachte Romy amüsiert.
    »Hallo, kann ich Ihnen helfen?«, fragte Tim Beiers Exfreundin.
    Romy nickte. »Vielleicht. Mein Name ist Ramona Beccare. Ich bin die leitende Kommissarin aus Bergen.«
    Das Lächeln erlosch augenblicklich. »Aha. Und?« Sie befestigte das Schloss am Gepäckträger und umfasste den Lenker.
    »Können wir uns irgendwo ein paar Minuten ungestört unterhalten?«, fragte Romy.
    »Worum geht es denn?«
    »Wir bearbeiten den Fall des ermordeten Geschäftsmannes Kai Richardt, den Sie vielleicht kannten.«
    »Was? Wie kommen Sie denn darauf.« Mirjam Lupak schüttelte den Kopf. »Nein, der Name sagt mir nichts.«
    »Möglicherweise doch: Tim Beier, Ihr Exfreund, hat durch den Laufsport viel mit ihm zu tun gehabt.«
    Lupak strich über den Sattel und schüttelte erneut den Kopf. »Selbst wenn mir der Mann mal über den Weg gelaufen sein sollte – das ist Jahre her. Ich kann Ihnen bestimmt nicht weiterhelfen. Außerdem habe ich es eilig …«
    »Frau Lupak«, unterbrach Romy die Frau und hob die Hand, als wollte sie freundschaftlich nach ihrem Arm fassen, aber Mirjam wich der Berührung mit einer geschickten Körperdrehung aus. »Glauben Sie mir bitte – es ist sehr wichtig. Möglicherweise sind Sie eine entscheidende Zeugin und können uns mit Hinweisen weiterhelfen, die sich im Bezug auf die Aufklärung gleich mehrerer Verbrechen als bedeutsam erweisen. Verbrechen, die viele Jahre zurückliegen und unermessliches Leid verursacht haben.«
    Lupak wechselte die Gesichtsfarbe. Sie starrte an Romy vorbei ins Leere. Scheiße, dachte die Kommissarin, die Frau ist immer noch traumatisiert. Natürlich ist sie das – wahrscheinlich wird sie in fünfzig Jahren nicht vergessen haben, was sich damals abgespielt hat, und mit der Polizei will sie auch nie wieder etwas zu tun haben.
    Der sachliche Ton in der Akte hatte nicht darüber hinweggetäuscht, dass die Frau eine existenzielle Ausnahmesituation durchlitten hatte, über die sie nur mühsam in der Lage gewesen war zu sprechen. Andere zerbrachen daran. Wie zum Beispiel Maria Bernburg.
    Mirjam Lupak atmete einmal tief durch. Dann sah sie Romy an.
    »Na schön. Ich wohne in der Mühlenstraße, das ist nichtweit von hier«, sagte sie bemüht sachlich, doch Romy hörte die wispernde Unruhe in ihrer Stimme. »Aber ich möchte das Gespräch nicht bei mir zu Hause führen. Wir könnten in den ›Kaffeekoop‹ gehen, ein kleines Café zwei Häuser weiter.«
    »Das ist eine gute Idee.«
    Zehn Minuten später saßen sie im »Kaffeekoop«. Romy hatte einen Cappuccino bestellt, Mirjam ein Glas Tee.
    »Kann es sein, dass Sie nicht allzu viel Vertrauen in die Arbeit der Polizei haben?«, fragte Romy und legte den Hefter auf den Tisch.
    Mirjams Augen huschten eilig über die Mappe, bevor sie die Kommissarin anblickte. »Das tut nichts zur Sache.«
    Romy öffnete den Hefter und zog ein Foto von Kai Richardt heraus, das sie Mirjam vorlegte. Die fasste es

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