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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dir sagen, das sieht richtig unheimlich aus.« Er fuhr sich durchs Haar. »Selbst auf dem Video.«
    Romy riss sich nicht darum, Mirjam Lupak darauf vorzubereiten, sich die Kellervideos anzusehen. Sie kann sich weigern, dachte sie. Vielleicht wäre es schlau, genau das zu tun. Um den kleinen Seelenfrieden nicht zu gefährden …
    »Nimm dir auch einen Kaffee«, sagte sie zu Schneider. »Wir fangen mit Steffen Brandt an. Der ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt.«
    »Wer ist das schon?«
     
    Brandt hatte die muskulösen Unterarme auf den Tisch gelegt. Eine Schlangen-Tätowierung kringelte sich um sein Handgelenk. Der Mann war Ende dreißig, wirkte aber deutlich älter. Sein Kopf war kahlgeschoren, die dunklen schmalen Augen musterten erst Schneider, dann Romy. Ein Gesicht, in dem sich das Leben tief eingegraben hatte – besonders mit seinen Schattenseiten.
    Romy warf einen Ordner auf den Tisch, stellte Schneider und sich vor und setzte das Aufnahmegerät in Gang. Brandt verzog keine Miene.
    »Sind Sie schon lange mit Tim Beier befreundet?«, fragte Romy in freundlichem Ton, nachdem sie einige einleitende Sätze fürs Protokoll gesprochen hatte.
    »Ein paar Jahre, aber deswegen bin ich wohl kaum hier. Was wollen Sie von mir?«, gab er gelassen zurück.
    Seine Stimme klang angenehm tief und selbstbewusst. Keine Spur mehr von Irritation. Er schien nicht besorgt zu sein oder verstand es hervorragend, seine Gefühle zu verbergen.
    »Wir untersuchen mehrere schwerwiegende Straftaten, dazu gehört auch Mord …«
    »Und was hab ich damit zu tun? Oder Tim?«
    »Das wird sich zeigen.«
    »Verdächtigen Sie mich?«
    »Noch nicht. Wir haben lediglich einige Fragen an Sie. Dann sehen wir weiter.«
    »Wer’s glaubt …«
    Romy lächelte zuvorkommend und strich sich eine Locke aus der Stirn. »Herr Brandt, was haben Sie am letzten Wochenende gemacht?«
    »Ausgeschlafen und im Vereinsheim gearbeitet«, gab er prompt zurück. »Dafür gibt es Zeugen. Fragen Sie nach.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Waren Sie vielleicht zwischendurch auch mal in Sassnitz?«
    »Nö.«
    »Oder überhaupt auf Rügen unterwegs?«
    »Nö.«
    »Vielleicht in der Woche davor?«
    Brandt zuckte mit den Achseln. »Ich stehe nicht auf Rügen. Zu viele Touristen, wenn Sie mich fragen.«
    »Immerhin sind Sie seit gestern in Drigge.«
    »Ja, ausnahmsweise. Ich sollte mich um den Bungalow von Tims Vater kümmern – da sind ein paar kleinere Handwerksarbeiten zu erledigen.«
    »Aha. Arbeiten Sie häufiger für Tim Beier?«
    »Ja. Ist ja nicht verboten.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    Brandt nickte zufrieden. Romy nickte freundlich zurück. Sie hörte, dass er entspannt durchatmete.
    »Letzte Woche waren Sie in Buschvitz und haben vor dem Haus von Kai Richardt Wache geschoben. War das auch ein Job? Womöglich ein Job, den Sie für Tim erledigten?«
    Eine Augenbraue zuckte. Na bitte, dachte Romy. »Was wollten Sie dort?«
    »Ich war nicht in Buschvitz«, widersprach er.
    »Es gibt eine Zeugin.«
    »Super. Dann irrt sie sich.«
    Romy wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ja, so was kann vorkommen. Einen Moment bitte. Wir unterbrechen an dieser Stelle mal kurz.«
    Sie schaltete das Gerät aus, entnahm ihm die Kassette und reichte sie an Kasper weiter, der sie, ohne ein Wort zu sagen, nach vorne brachte. Sie lächelte Brandt freundlich zu und schob eine zweite Kassette in den Rekorder. Er verfolgte ihre Bewegungen mit flinken Augen, verkniff sich aber eine Nachfrage.
    »Wir lassen Ihre Stimme analysieren«, erklärte Romy. »Wenn Sie sich einen Gefallen tun möchten, dann geben Sie lieber gleich zu, dass Sie der anonyme Anrufer waren, der die Polizei am Sonntagabend auf die Leiche von Kai Richardt aufmerksam gemacht hat. Es gibt Pluspunkte, wenn man mit der Wahrheit rausrückt, bevor wir sie Ihnen ohnehin nachweisen können.«
    Brandt zog die Brauen zusammen. »Ich sammle keine Pluspunkte – ich bin kein Rabatttyp.«
    »Was sind Sie denn für ein Typ?« Romy schlug den Hefter auf. »Sie sind schon einige Male von der Polizei aufgegriffen worden: kein fester Wohnsitz …«
    »Das ist kein Verbrechen und außerdem ewig her.«
    »Stimmt. Aber Klauen und Randalieren sind zumindest kleinere Delikte.«
    »Es gibt Schlimmeres.«
    »Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen – kleinere Delikte, aber immerhin Delikte, mit denen sich die Polizei schon mal beschäftigen musste.«
    »Die Polizei beschäftigt sich mit allerlei unwichtigem Kram«, bemerkte

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