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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Akquise finanzieller Mittel für seine Gemeinde geht. Mit dem Tod von Jochen Drohst und diesem ominösen Einbruch haben wir nichts zu schaffen.«
    Frau Savatzki schluckte mehrfach und atmete laut. Ein hochroter Kopf hob sich markant von den grauen Haaren ab.
    Lydia Naber bedankte sich für die umfangreiche Auskunft und fragte, ob den beiden in der letzten Woche ein blauer BMW Geländewagen aufgefallen war. Beide verneinten.
    Frau Savatzki meldete sich vorsichtig. »Das mit dem Erbe damals … Rohner hatte damals behauptet, es würde ein von Drohst gefertigtes Testament existieren, das die Gerechtfertigten zu einem guten Teil in das Erbe einsetzen würde. Das Testament tauchte aber nicht auf und Rohner bezichtigte Britta Drohst, es unterschlagen zu haben.«
    »Dann gab es also gesetzliche Erbfolge.«
    »Ja.«
    »Also die Ehefrau und Jochen und Britta Drohst.«
    »So wird es gewesen sein.«
    »Wieso haben Sie dann ausschließlich mit Jochen Drohst über den Hausverkauf verhandelt und nicht auch mit seiner Schwester?«
    »Weil nur er als Verkäufer aufgetreten ist. Wie die das untereinander geregelt haben, weiß ich nicht und es muss mich ja auch nicht interessieren. Die beiden, sie sind schon als Kinder nicht gut miteinander umgegangen, aber was Wunder … und haben sich als Erwachsene mit Rechtsanwälten … na ja. Und die Britta, die lebt doch nicht hier und was will sie allein mit so einem großen Haus?«
    »Sie leben auch in einem großen Haus«, stellte Robert Funk unverfänglich fest.
    Sie schnappte trotzdem nach Luft. Das stand ihm nicht zu, eine solche Bemerkung, fand sie insgeheim.
    Robert Funk zeigte kein Interesse an weiteren Fragen. Es war ihm lieber, das Ehepaar Savatzki nun erst einmal alleine zu lassen. Wenn sie noch etwas bräuchten, würden sie das sicher noch erfahren. Die Routinefrage, wo sie von Donnerstag auf Freitagnacht gewesen seien, konnte er ihnen jedoch nicht ersparen.
    Zu Hause waren sie gewesen. Beide. Wo auch sonst.

    Sie trafen Wenzel unten am Haus. Er hatte die gesamte Nachbarschaft abgeklappert. Niemand hatte ihm Auskunft über einen blauen BMW Geländewagen geben können.
    »Also ein Fremder«, meinte Lydia Naber, »was hat er hier gewollt?«
    *
    Conrad Schielin hatte seinen Kollegen Walter Lurzer von der Bregenzer Kriminalpolizei angerufen und mitgeteilt, dass er rein privat in Bregenz unterwegs sein würde, um einem deutschen Staatsangehörigen ein paar Fragen zu stellen, und danach vielleicht auf eine Tasse Kaffee vorbeikäme.
    »Das ist wegen eurer Hafenleich, nicht wahr?«, vermutete Lurzer richtig.

    Die Bregenzer Straße lag einsam in der Kälte, an diesem Montag, und die Baumreihen standen fremdartig Spalier. Nicht einmal am Berliner Platz gab es Gedränge und im Lindau-Park war entspanntes Weihnachtsshopping möglich, wenn man die Zeit dafür hatte. Schielin verwendete seine Zeit, um so langsam wie möglich in Richtung Bregenz dahinzurollen. Er passierte den ehemaligen Grenzübergang Ziegelhaus und überlegte ganz kurz, ob er da nicht vielleicht doch anhalten sollte. Aber der Besuch bei den Kollegen von der Fahndung würde ihn zu viel Zeit kosten, wie er aus Erfahrung wusste.
    Gleich hinter der ehemaligen Grenze öffnete sich der Blick und bei Lochau lag die weite, sanfte Biegung der Bregenzer Bucht vor ihm. Rechts der Straße lag die Anlage des Kaiserstrandes in winterlicher Einsamkeit. Dicht rückten die Ausläufer und gutmütigen Klüfte des Pfänders an das Ufer heran und gaben der Strecke auf wenigen Kilometern einen Hauch von Dramatik.
    Ein Zug kam aus Bregenz und rauschte, eng dem Ufer folgend, in Richtung Lindau. Der See lag grau und still und Bregenz befand sich in kühlem Dunst.

    Adrian Zuger empfing Schielin mit großer Freundlichkeit. Es war ein Typ, der einem dieser hochglänzenden Businessprospekte entsprungen sein konnte. Anfang vierzig, groß, schlank und die Art, wie er sich bewegte, hatte eine belebende Leichtigkeit. Er trug einen dunklen Anzug, ein hellblaues Hemd darunter, keine Krawatte. Die dunklen, lockigen Haare verstrahlten einen feuchten Glanz und waren in idealer Länge gehalten. Sein Gesicht war von einem kantigen Kinn beherrscht und von einer blitzenden Zahnreihe. Sein Auftreten machte deutlich, wie sehr er um sein eloquentes, einnehmendes Wesen wusste. Dabei erschien er nicht unnatürlich, sondern war eine auf den ersten Blick sympathische Erscheinung. Er bat Schielin in ein weiträumiges Büro, dessen Fensterfront hinüber zur Festspielbühne,

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