Hafenweihnacht
soll mir da aufgefallen sein?«
»Was sonst nicht so war, so wie zum Beispiel die Sache mit dem Prediger. Das war ja auch was Außergewöhnliches.«
»Mhm … Donnerstag … ja am Abend, da bin ich vom Baden gekommen … also bis um sechse schwimmen wir, dann gibt’s eine Pause und später dann noch Sauna …«
»Rentnerwaschanlage«, kommentierte Funk.
»Ja … danach gibt’s dann immer noch ein Bier … früher waren wir da immer im Aeschacher Hof, aber seit es den nun nicht mehr gibt, sind wir nun mal da und dort …. und ich bin da dann nicht mehr unterwegs gewesen danach.« Er dachte nach und lachte plötzlich auf, machte einen Schritt auf Funk zu. »Aber bei mir oben, da war ja an dem Abend der BMW gestanden. Ich hab mit meinem Auto weiter ausholen müssen, um in die Garage zu kommen, und wie ich dann ins Haus bin, habe ich hinten an dem BMW des Zeugs gesehen, wo jetzt überall drauf ist, auf jeder Käspackung und so.«
»Was für ein Zeugs?«
»Ja, diese Striche halt, in Schwarz-Weiß, dicker und dünner, da wo es piepst, wenn man beim Edeka an der Kasse ist.«
»Ein Barcode.«
»So könnte des heißen, ja.«
»Und an dem BMW war so ein Barcode?«
»Ja. Des ist mir halt aufgefallen und ich hab mir dabei so vorstellen müssen, wie der BMW durch die Kasse gezogen wird. Ich weiß schon, dass des ein Schmarrn ist, aber so Zeug denkt man halt manchmal.«
»Das ist schon in Ordnung. Wissen Sie vielleicht auch noch, was das für ein BMW war?«
»So ein Geländewagen, aber was genau, da hab ich keine Ahnung. Ich fahre ja schon immer Franzosen, weil von meiner Frau die Schwester …«
Während er von seiner Familie erzählte, holte Robert Funk seinen Notizblock heraus und wollte die wichtigsten Stichpunkte festhalten. Dabei merkte er, wie klamm und steif seine Finger durch die Kälte geworden waren. »Das Kennzeichen vielleicht ….?«, unterbrach er Binzer möglichst freundlich.
Der winkte ab. »Oje. Da weiß ich gar nichts mehr.«
»Die Farbe?«
»Blau. Des weiß ich, weil ich mir noch gedacht habe, dass die Farbe gut passt, weil wer so parkt, der muss ja wohl gedüdelt haben … blau!« Er lachte verschmitzt.
Robert Funk lächelte. Von hinten war Motorengeräusch zu hören. Lydia Naber und Wenzel kamen gemächlich die Straße entlanggefahren und sahen die beiden.
Robert Funk fand, dass es nun an der Zeit war den Herrn Binzer über das zu informieren, was noch geschehen war, in der Nacht des letzten Donnerstags auf Freitag.
Binzer nahm es erschrocken auf und fragte ungläubig: »Der Tote aus dem Hafen, das war der Drohst, der Jochen Drohst. Ja verreck.«
Wenzel und Lydia Naber hatten das Auto in der Nähe geparkt und warteten noch einen Augenblick. Sie wollten das Gespräch ihres Kollegen nicht stören. Es hätte ja ungünstig sein können. Erst als sie sahen, dass der ältere Mann seine Schubkarre aufnahm und weiterging, stiegen sie aus.
Robert Funk unterrichtete von den Neuigkeiten über den ominösen Prediger, das Interesse der Savatzkis an dem Haus und dem fremden BMW Geländewagen, der in der fraglichen Nacht in einer Seitenstraße gestanden hatte.
»Wow!«, lobte Lydia Naber, »da hat sich das Frieren für dich ja sicher gelohnt. Was schlägst du vor, wie wir vorgehen?«
Sie einigten sich darauf, dass er mit Lydia Naber die Savatzkis nochmals befragen würde, während Wenzel in der weiteren Nachbarschaft herausbekommen sollte, wer einen BMW Geländewagen gemietet hatte, oder wessen Besuch ein solches Fahrzeug fuhr. Der Barcode wies mit großer Sicherheit auf ein Mietfahrzeug hin. Es konnte auch das Auto eines großen Firmenfuhrparks sein. Lydia Naber tippte auf Sixt. Wenzel fand es schade, dass man nicht einmal ein Teilkennzeichen hatte, aber einen blauen X3 oder X5, das würde man mit etwas Glück eingrenzen können. Während Lydia sich mit Funk auf den Weg zu den Savatzkis machte, rief er bei Kimmel an, der als Letzter auf der Dienststelle verblieben war, und bat ihn die Recherche bei den Autoverleihern zu veranlassen. Kimmel schnaufte laut, als ihm Wenzel den Zielraum »Süddeutschland« nannte.
Frau Savatzki sprang aufgeregt zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her, als sie merkte, dass die beiden Polizisten, die schon am Samstag bei ihnen gewesen waren, sich wieder in Richtung ihres Hauses bewegten. »Sie kommen wieder zu uns, sie kommen wieder!«, rief sie aufgeregt die Treppe hoch.
»Man wird es nicht verhindern können«, dröhnte es gelassen, beinahe gelangweilt, von oben
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