Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe von Kristall
Vom Netzwerk:
sondern ein Fechtboden«, erklärte Karl Hopf lächelnd.
    Flora
betrachtete die Masken in dem Ahornholzschrank. »Und was sind das für komische
Dinger?«
    »Reiseandenken
aus Marokko und Indien.«
    »Sie
waren in Indien?« fragte Victoria überrascht.
    »Unter
anderem, ja.«
    »Mein
ältester Bruder lebt seit vielen Jahren in Poona.«
    »Ich
weiß. Ihre Schwester erwähnte es.«
    Victoria
unterdrückte die bissige Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag. Die Beziehung
zwischen diesem Hundezüchter und ihrer Schwester ging sie nichts an. Sie war
hier, um einen Hund abzuholen. Punktum.
    Flora
inspizierte noch immer die Masken. »Und was machst du damit?«
    Karl
Hopf grinste. »Bei Vollmond kleine Kinder erschrecken.«
    »Ich
bin kein kleines Kind!«
    »Habe
ich das denn behauptet?«
    Flora
zeigte auf den Paravent. »Und wo geht's da hin?«
    »Ins
Spiegelzimmer.«
    »Und
was ist da drin?«
    »Was
glaubst du denn, was darin ist?«
    »Ich
schau einfach nach.« Sie verschwand hinter dem Wandschirm, kam aber sofort
zurück. »Die Tür ist abgeschlossen. Gibst du mir den Schlüssel?«
    »Ein
anderes Mal.«
    »Wann?«
    »Wenn
ihr mich wieder besuchen kommt.«
    »Versprichst
du's?«
    »Ja.«
    »Du mußt
es mir schwören. Bei allem, was dir lieb ist!«
    Er hob
seine rechte Hand. »Ich gelobe bei allem, was mir in meinem Leben lieb und
teuer ist, Fräulein Flora Henriette Biddling bei ihrem nächsten Besuch das
streng gehütete Geheimnis des Spiegelzimmers zu offenbaren. Zufrieden?«
    »Kannst
du mir ein klitzekleines bißchen von dem Geheimnis nicht schon heute verraten?
Bitte.«
    »Hast
du nicht gehört, was Herr Hopf gesagt hat?« fragte Victoria gereizt. »Wir gehen
jetzt hinunter in den Salon. Deine Schwester wartet.«
    »Fein.
Ich erzähle ihr, daß wir bald wiederkommen!« Flora rannte aus dem Zimmer;
Briddy folgte kopfschüttelnd.
    »Ich
möchte mich für das Verhalten meiner Tochter entschuldigen«, sagte Victoria,
als sie mit Hopf die Bibliothek verließ.
    »Ach
was.«
    »Ich
finde es nicht richtig, daß Sie ihr erlauben, Sie zu duzen.«
    »Warum?«
    »Es ist
ungehörig.«
    Er
lächelte. »Manchmal sind Kinder ihren Eltern ähnlicher, als es ihnen lieb ist.«
    »Ich
glaube nicht, daß ich das mit Ihnen erörtern will.«
    »Und
warum nicht?« fragte er freundlich.
    »Weil...
Herrje! Es geht Sie nichts an.«
    »In
Indien gibt es das Sprichwort: Geduld verlieren heißt Würde verlieren.«
    Victoria
sah ihn ungehalten an. »Was hat Ihnen Maria über mich erzählt?«
    »So
viele nette Dinge, daß ich neugierig darauf war, Sie kennenzulernen. Die Idee
mit dem Hund stammt von mir.«
    »Sie
haben vergessen, mir Doyles Geschichte zu geben.«
    »Ein
Grund mehr, bald wiederzukommen.« Er nahm ihre Hand und küßte sie. »Ich würde mich
sehr freuen.«
    Sein
Blick ließ sie unsicher werden. Sie zog ihre Hand weg und ging voraus. Was
bildete er sich ein? Sie war eine verheiratete Frau und kein junges Mädchen,
das es zu erobern galt!
    Aber
seine Bewunderung tat trotzdem gut.
    »Ich
schlage vor, ich lasse Kaffee bringen, und Sie fragen,
    was
immer Sie möchten«, sagte er, als sie in den Salon gingen. »Ich wüßte nicht,
was ich Sie fragen sollte, Herr Hopf.« Er lächelte. »Nun, vielleicht, was Maria
sonst noch erzählt
    hat?«
    Als sie
das Haus verließen, dämmerte es schon. Der Regen war in Schnee übergegangen,
den der Wind als weiße Tupfen auf Hüte, Haare und Mäntel trieb. Vicki hielt
sich schützend ihren Schal vors Gesicht. Karl Hopf trug die Kiste mit Malvida
zum Wagen und half dem Kutscher beim Verstauen.
    »Ist es
ihr auch bestimmt nicht zu kalt da drin?« fragte Flora.
    »Zieh
endlich deine Handschuhe an«, mahnte Victoria.
    Flora
streckte Hopf ihre unbehandschuhte Hand hin. »Nächste Woche kommen wir wieder.«
    Hopf
sah Victoria an. »Das wäre schön.«
    »Auf
Wiedersehen«, sagte Vicki förmlich. Sie stieg hinter Tessa in den Wagen, ohne
seine Hilfe anzunehmen.
    »Das
nächste Mal darf ich um ein wenig mehr Freundlichkeit bitten«, sagte Victoria
zu Vicki, als sie aus dem Hof fuhren.
    »Ich
mag ihn nicht.«
    »Das ist
kein Grund, sich unhöflich zu benehmen.«
    »Ich
weiß nicht, was du hast«, sagte Flora. »Karl ist doch nett.«
    »Er hat
mich angestarrt wie
    »Mama
hat er aber noch viel mehr angestarrt als dich«, unterbrach Flora.
    Victoria
schoß das Blut zu Kopf. Vicki verzog das Gesicht. »Er hat Manieren wie ein
Sachsenhäuser Gassenkehrer.«
    Flora
lachte. »Du bist ja bloß neidisch,

Weitere Kostenlose Bücher